Verein will Menschen "Chancen schenken"

Spendenaktion in Costa Rica des Weilersbachers Patrick Schroll im Sommer 2009 ist Anlass für die Gründung eines Fördervereins im Landkreis Forchheim

Der 8-köpfige Vorstand des Fördervereins Chancen schenken besteht aus (v.l.n.r.): Georg Schroll (Weilersbach), Halina Majweska (Weilersbach), Georgine Schroll (Weilersbach), Juliane Dürrbeck (Weilersbach), Patrick Schroll (Weilersbach), Patrick Weber (Wimmelbach), Marcus Werther (Forchheim) – nicht im Bild Olivier Besombes (Dagersheim)

Der 8-köpfige Vorstand des Fördervereins

Seinen Anfang hat die Geschichte in der Spendenaktion in Costa Rica im Sommer 2009. Damals war der Weilersbacher Patrick Schroll für vier Monate im mittelamerikanischen Land vor Ort, lebte bei einer Gastfamilie und lernte die vielen Missstände kennen. Somit war die Idee einer Spendenaktion geboren.

Parallel in Deutschland wurde dank der Kooperationsbereitschaft der Volksbank ein kostenloses Spendenkonto eingerichtet. Ein Zeitungsbericht, aber auch die Schilderung im Familien- und Freundeskreis von Schroll machte auf die Spendenaktion aufmerksam. Innerhalb eines Monats kam durch die Unterstützung von 29 Spendern und Spenderinnen somit ein Betrag von 1.115 € zusammen, den Schroll vor Ort in Costa Rica zur Hilfe einsetzen konnte.

„Dass die Hilfe auch wirklich vor Ort 1:1 ankommt und nicht durch viele Hände fließt, sehe ich als Vorteil“, hob der Weilersbacher die Besonderheit der damaligen Spendenaktion vor. Und somit konnte maximale Hilfe geleistet werden.

Davon profitierten nicht nur Einzelschicksale sondern auch die ca. 80 Schüler starke Grundschule oder die Kirchengemeinde in einem gerade mal 1500-Seelen-Dorf. Im Detail konnte Patrick mit der Hilfe der vielen Spender der Mittfünfzigerin Mariellos einen neuen Rollstuhl und Barren für den Halt im Badezimmer besorgen. Der alte Rollstuhl war nach fast 15 Jahren schlichtweg zu eng und führte zu großen Schmerzen für die gehbehinderte Frau. Die gut 150 € für die Besorgungen stellen für costa-ricanische Verhältnisse jedoch eine derart immens hohe finanzielle Belastung dar, dass Mariello wohl noch lange auf einen neuen Rollstuhl hätte warten müssen.

Nicht nur der Rollstuhl, der nur in der mit dem Bus sechs Stunden entfernten Hauptstadt San José zu kaufen war, besorgte Patrick mit Olivier Besombes, einem deutsch-französischen Freund, der Patrick bei den Besorgungen half. Olivier war ein halbes Jahr für die gemeinnütze Organisation „CEPIA“ vor Ort in Costa Rica.

„In der Hauptstadt konnten wir zudem Mengen an Schulmaterialen für die Grundschule in Villa Real besorgen, alleine wäre ich mit den großen Einkaufspaketen nicht zurecht gekommen“, sagt Patrick Schroll. Über das Wochenende war er mit Olivier bis zum späten Abend unterwegs um alle wichtigen Besorgungen zu treffen. „Am Ende des Tages waren wir schlichtweg kaputt“.

Während des Wochenendes fanden beide eine Unterkunft bei einer costa-ricanischen Familie, die mit Mariellos verwandt ist.

Für die Besorgungen der Grundschule wurde dann fast ein Drittel des Geldes verwendet, ein weiteres Viertel konnte der Kirchengemeinschaft in Villa Real notwendiges zur Renovierung der Kirche besorgt werden, die für die Dorfbewohner den Mittelpunkt des Dorfes darstellt.

Weiter konnte der jungen Studentin Cristel, für die das Studium selbst oder gar schon die tägliche Busfahrt zur finanziellen Existenzfrage wird, ein viermonatiger Englischkurs finanziert werden, der Cristel für eine Zukunft und Chance aus dem Armutskreis zu entkommen nützen soll.

Dem 10-jährigen Berny konnte man mit verhältnismäßig wenig Geld eine riesen Freude bereiten. Ein Skateboard für 8 € und Malutensilien für 3 € waren es, die für seine Mutter undenkbar gewesen wären. Ihre wirtschaftliche Situation ist derart schlecht, dass jede erneute Finanzierung eines Sackes Reis zur Ernährung der Familie ein trauriges Thema ist.

„Wenn man abends mit der Familie am Tisch sitzt und sieht, wie einem 10-jährigen Jungen die Tränen kommen als er begeistert einfach nur malen darf, ist das schon sehr ergreifend“.

Einer begabten jungen Musikerin und Schülerin, die in einer Musikgruppe spielt, konnte die Busfahrt für ein Probetreffen ihrer Gruppe finanziert werden.

„Peanuts, wie wir bei uns sagen, mit denen man in Costa Rica viel anfangen kann. Für die Grundschule konnte wir so viel kaufen, dass wir es schon fast nicht mehr tragen konnten, die sechsstündige Rückfahrt war dementsprechend kräftezehrend.“

Wieder in Villa Real wurden nicht nur die gekauften Schulsachen verteilt, sondern konnte sich Schroll auch einen Tag lang Zeit nehmen um in den verschiedenen Jahrgangsstufen zum ersten Mal einen Kunstunterricht zu organisieren.

Seit dieser Spendenaktion sind nun bereits gut über eineinhalb Jahre vergangen. „Es hat jedoch noch keine Woche gegeben, in der ich nicht an meine neu gewonnenen Freunde gedacht habe, solch ein Erlebnis prägt ungemein.“, so Schroll. „Aber mit dem Alltag kam es dann leider auch dazu, dass die Fortsetzung der Hilfe leider auf sich warten ließ.“ Patrick Schroll fügt hinzu: „Kein Zweifel, sobald sich die Gelegenheit ergibt, möchte ich wieder für längere Zeit vor Ort in Costa Rica sein, entsprechende Planungen laufen bereits.“

Am Samstag, im Gasthaus Egelseer in Wiesenthau war es dann aber soweit. Der Förderverein konnte mit seinen obligatorischen acht Gründungsmitgliedern offiziell gegründet werden. Als guter Anfang konnte Schroll auf Familie, Freunde und Spender der Spendenaktion zurückgreifen.

„Ich freue mich vor allem, mit dem Förderverein gleich von 0 auf 11 zu gehen“, so der einstimmig gewählte Vorsitzende Patrick Schroll. Zu den acht Gründungsmitgliedern kommen so gleich 2 weitere Fördermitglieder und ein weiteres Mitglied hinzu  – bei Fördermitgliedern beträgt der Mitgliedsbeitrag 36€/Jahr und kann darüber hinaus vom Mitglied festgesetzt werden. Die standardmäßigen Mitglieder entrichten einen symbolischen Beitrag von 12€/Jahr.

Bei der Wahl zum Vorstand des Fördervereins wurden weiter einstimmig gewählt:

Als stellvertretender Vorsitzender Marcus Werther (Forchheim), als Schriftführerin Juliane Dürrbeck (Weilersbach), Schatzmeister ist Patrick Weber (Wimmelbach), ihm zur Seite steht als 1. Kassenprüferin Halina Majweska (Weilersbach) und Georg Schroll (Weilersbach) als 2. Kassenprüfer. Beisitzer sind Olivier Besombes (Dagersheim) und Georgine Schroll (Weilersbach).

Dabei wurde als Helfergebiet des Fördervereins Chancen schenken nicht nur Costa Rica ins Auge gefasst. „Mit einem wachsendem Verein und persönlichen Kontakten vor Ort in entsprechenden Ländern können wir uns auch ein breiteres Einsatzgebiet vorstellen“, so der Stellvertreter Marcus Werther. „Die vorhandenen Kontakte können wir jetzt erst einmal gut für unsere Arbeit nutzen“, ist sich Juliane Dürrbeck, Schriftführerin aus Weilersbach sicher. „Ich war schon damals Feuer und Flamme von der Idee der Spendenaktion, wenn man eine Art persönlichen Kontakt zu den Personen, denen man helfen will, hat.“

„Wichtig ist uns aber“, so Schroll, „dass es sich bei unserer Hilfe nicht nur um bloße Geldzahlungen handelt, denn wir wollen Chancen schenken!“. So stellt man sich vor, Unterrichtsmaterialen oder Bildungskurse zu organisieren. Das finanzielle Polster des Vereins soll so auch durch Wohltätigkeitsaktionen im Kreis Forchheim wachsen. Hierfür benötigt der frisch gegründete Verein natürlich auch Mitglieder, mit denen zusammen die Chancen geschenkt werden können. Interessierte können sich einfach bei Patrick Schroll persönlich unter 09191 9034 oder patrick.schroll@googlemail.com melden oder eine der zukünftigen Veranstaltungen besuchen.