Erzbischof Schick: „Richtig lebt, wer richtig sieht.“

Fotografie steht im Mittelpunkt beim „Aschermittwoch der Künstler“ in Nürnberg

(bbk) Erzbischof Ludwig Schick hat zum Beginn der Fastenzeit einen klaren Blick für den Mitmenschen und vor allen Entscheidungen gefordert. „Man lebt nur richtig, wenn man richtig sieht“, sagte der Bamberger Oberhirte beim Aschermittwoch der Künstler in Nürnberg. Dies gelte sowohl für das private, wie auch für das soziale und politische Leben. Hätten die Verantwortlichen den Ratschlag des genauen Hinsehens beachtet, wäre das Desaster beim Biosprit E 10 und die Diskussion um die Hartz IV-Regelsätze allen Beteiligten erspart geblieben.

Die beginnende Fastenzeit sei nun die Möglichkeit wieder genauer hinzusehen, die eigenen Stärken und Schwächen, die Talente und Defizite der anderen wahrzunehmen, ermunterte Schick. „Nur wenn man richtig hinsieht, nimmt man den Nächsten wahr, wie er ist und kann mit ihm umgehen, mit ihm leben, mit ihm glücklich sein, seine Stärken sehen und seine Schwächen auch ertragen.“ Nur wer als Verantwortlicher in der Gesellschaft mit klarem Blick hinsieht, könne tragfähige Entscheidungen fällen.

Das genaue Hinsehen gelte selbstverständlich auch im Gemeinwesen: „Nur wer richtig hinschaut, der wird auch nützlich für die Gesellschaft, der macht eine gute Politik, baut mit an einer Gemeinschaft, die eine gute Gesellschaft hervorbringt.“

Erzbischof Schick betonte in seiner Predigt zudem, dass Fotografie, die beim diesjährigen Aschermittwoch der Künstler im Mittelpunkt stand, weit mehr sei, als „nur auf den Knopf einer Billigkamera zu drücken“. Diese Bilder seien oft oberflächlich und würden auch nur die Oberfläche wiedergeben.

„Kunstfotografie muss genau hinschauen“, sagte Schick. Der Fotograf müsse sich die Zeit nehmen, verschiedene Perspektiven einzufangen und warten, bis das richtige Licht eingefallen sei und den Fotoapparat genau einstellen. „Erst wenn der Seh- und Hinschauprozess abgeschlossen ist, dann drückt er auf den Auslöser, um das Bild einzufangen“. In diesem Punkt könnten die Menschen von den Fotografen lernen. „Nur der kann richtig sehen, der sich die Zeit nimmt, der überlegt, der die Perspektive wechselt, der alles von allen Seiten aus anschaut“, sagte Schick.

Das genaue Hinsehen gelte letztlich auch für das religiöse Leben. „Nur der wird religiös, der richtig hingeschaut hat, auf das Leben, auf die Mitmenschen und damit letztlich auch auf Gott“, sagte der Bamberger Erzbischof.

Hintergrund

Beim diesjährigen Aschermittwoch im Nürnberger Caritas-Pirckheimer-Haus geht es um das schillernde Thema „Übergangenes“. Am Beispiel der Fotografien von Manfred Koch, dem Leiter der Medienzentrale im Erzbistum, wird augenfällig, dass Kunst sehend machen und im Alltag Schönheit sogar dadurch entstehen kann, dass etwas mit Füßen getreten und überfahren wird: Bilder von Pariser Zebrastreifen. Wichtige Fragen ergeben sich beim Betrachten dieser Fotografien, die alle mit Übergangenem zu tun haben: zwischen Finden und Erfinden, Kunst und Dokumentation, Hässlichem und Schönem, Freiheit und Interpretation, Fotografie und den anderen, nicht nur den bildenden Künsten.

Nach einer Andacht mit Auflegung des Aschenkreuzes in St. Klara durch Erzbischof Ludwig Schick in St. Klara spricht die Kunsthistorikerin Dr. Michaela Preiner zum Thema „Was macht die Fotografie mit der Kunst?“ Die Begegnung mit den Künstlern  und dem Erzbischof findet in einer Podiumsdiskussion und dem traditionellen Fastenessen statt.