Frisch gezapft an der Uni Bayreuth: Neues Craft-Beer aus einer Steinzeit-Pflanze

Ähren der Roggentrespe. Foto: Jürgen Rennecke.
Ähren der Roggentrespe. Foto: Jürgen Rennecke.

Ein neues Craft-Beer feierte gestern an der Universität Bayreuth Premiere. Wissenschaftler der Universität haben in Kooperation mit der Großmälzerei IREKS GmbH in Kulmbach ein Bier aus der steinzeitlichen Roggentrespe hergestellt, die bislang noch nie zur Bierherstellung verwendet worden ist. Bei der Verkostung auf dem Bayreuther Campus zeigten sich die Gäste von dem leichten, eleganten Geschmack des nach den Regeln des Bayerischen Reinheitsgebots gebrauten Biers beeindruckt.

Verkostung des neuen Craft Beers an der Universität Bayreuth mit Songyan Ben Huang M.Sc. und Dr. Frank Hilbrig vom Lehrstuhl für Bioprozesstechnik, Dipl.-Ing. Matthias Hansen von der IREKS GmbH in Kulmbach und Dr. Pedro Gerstberger vom Lehrstuhl für Pflanzenökologie. Foto: Jürgen Rennecke.

Verkostung des neuen Craft Beers an der Universität Bayreuth mit Songyan Ben Huang M.Sc. und Dr. Frank Hilbrig vom Lehrstuhl für Bioprozesstechnik, Dipl.-Ing. Matthias Hansen von der IREKS GmbH in Kulmbach und Dr. Pedro Gerstberger vom Lehrstuhl für Pflanzenökologie. Foto: Jürgen Rennecke.

Die Roggentrespe ist ein in Zentraleuropa heimisches Süßgras. Sie wuchs schon in der Steinzeit gemeinsam mit Roggenpflanzen auf den Feldern, wurde aber von den Bauern nicht als separate Getreideart erkannt, sondern mitgeerntet und auch wieder ausgesät. So wurde sie als „Trittbrett-Fahrer“ des Roggenanbaus im Laufe der Jahrtausende unwissentlich mitkultiviert. Dabei hat die Roggentrespe zwei für den landwirtschaftlichen Anbau vorteilhafte Eigenschaften entwickelt: Die Körner sind ähnlich groß und schwer wie Roggenkörner. Zudem bleiben sie bis zur Verarbeitung der geernteten Pflanzen auf dem Halm, statt durch Wind und Wetter schon vor der Ernte herauszufallen.

Der Bayreuther Pflanzenökologe Dr. Pedro Gerstberger hatte die Idee, die Körner der Roggentrespe als Substrat für die Bierherstellung zu testen. Auf Getreidefeldern der Fränkischen Alb sammelte er Saatgut der hier wildwachsenden Pflanze, das anschließend auf einem rund 100 Quadratmeter großen Testfeld des Landwirtschaftlichen Bezirkslehrguts in Bayreuth separat angebaut wurde. Nach der Ernte mit einem Mähdrescher des Bezirkslehrguts übernahm die IREKS GmbH die Herstellung des Trespen-Malz. Dieses Malz haben dann Dr. Frank Hilbrig (Universität Bayreuth), Dipl.-Ing. Matthias Hansen (IREKS) und ein Team von Bayreuther Studierenden im Brautechnikum der Universität Bayreuth, das am Lehrstuhl für Bioprozesstechnik angesiedelt ist, zum Bierbrauen verwendet.

„Wir haben bei der Herstellung dieses obergärig gebrauten Craft Beers ständig darauf geachtet, dass die Regeln des Bayerischen Reinheitsgebots eingehalten wurden. So ist ein Bier mit einem Stammwürzegehalt von 12,8 Prozent und einem Alkoholgehalt von 5,5 Prozent entstanden“, erklärt Dipl.-Ing. Matthias Hansen, Leiter des Betriebslabors Malz bei der IREKS GmbH in Kulmbach. Wie es mit der Produktion des Roggentrespen-Biers weitergeht, steht noch nicht fest. „Nach der heutigen Verkostung werden wir mit unseren Partnern in Bayreuth und Kulmbach darüber sprechen, im welchem Umfang die Roggentrespe künftig in Oberfranken angebaut und zur Bierproduktion genutzt werden kann und soll“, erklärt Hilbrig. „Diese alte Halb-Kulturpflanze ist heute nur noch selten auf den Getreideäckern anzutreffen, weil die heute üblichen Verfahren der Saatgutreinigung und Unkrautbekämpfung sehr effektiv sind. Ein dauerhafter Anbau für die Bierproduktion könnte deshalb dazu beitragen, das Überleben der Roggentrespe zu sichern“, ergänzt Gerstberger.