Ein-Mann-Betriebe gefährden Handwerk in Oberfranken
Zunahme bei Solo-Selbstständigen – IG BAU fordert Meisterpflicht
Rollende Ein-Mann-Betriebe: Immer häufiger sind in Oberfranken Solo- Selbstständige unterwegs. Doch viele von ihnen arbeiten nach Einschätzung der IG BAU unter schlechten Bedingungen – ohne soziale Absicherung und mit einem Einkommen, das teils unter dem Mindestlohn liegt. „Gerade im Handwerk hat die Zahl der Ein-Mann-Firmen stark zugenommen – oft mit großen Abstrichen bei der Qualität“, sagt Gerald Nicklas. Der IG BAU-Bezirksvorsitzende kritisiert dabei Online-Portale wie MyHammer oder Helpling, die ein solches Geschäftsmodell unterstützten. „Zwar scheint ein Fachmann dort nur ein paar Klicks entfernt. Doch ein Großteil dieser sogenannten ,Gig-Worker‘ arbeitet ohne Gesellenbrief und Renten- oder Sozialversicherung“, so Nicklas.
Die IG BAU Oberfranken macht für den Trend insbesondere den Wegfall der Zulassungspflicht in vielen Handwerksberufen verantwortlich. Seitdem können sich etwa Fliesenleger ohne abgeschlossene Lehre selbstständig machen. Die Folge: Die Zahl der Fliesenlegerbetriebe im Bereich der Handwerkskammer für Oberfranken ist kräftig angestiegen – von 352 im Jahr 2004 auf 633 im vergangenen Jahr. In der Gebäudereinigung – seit 2004 ebenfalls zulassungsfrei – zählt die Kammer im selben Zeitraum ein Plus bei den Betrieben von 262 Prozent.
Von einem „Warnsignal“ spricht Gewerkschafter Nicklas: „Zum goldenen Boden des Handwerks gehört das klare Bekenntnis zu soliden Standards, zur Berufsausbildung und zum fairen Wettbewerb. All das ist mittlerweile in Gefahr.“ Ein großes Problem sei die Selbstausbeutung der Solo-Unternehmer. „Sie müssen ihre Arbeitszeiten nicht aufschreiben und arbeiten oft zu Mini-Löhnen. Das erhöht den Preisdruck für reguläre Firmen, die ihre Leute ordentlich bezahlen und Sozialabgaben abführen müssen“, sagt Nicklas.
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