Gelungene Restaurierung des Ködnitzer Pinsenhofkreuzes
Symbol der Heimatgeschichte und des Glaubens steht wieder
Würdevoll begingen Kirchen, die Gemeinde Ködnitz und die Freunde der Plassenburg die Einweihung des frisch aufgestellten Sühnekreuzes am Pinsenhof
Eine fast zwölf Jahre dauernde Geschichte um ein beschädigtes und dann zerbrochen liegen gelassenes Flurdenkmal aus dem Mittelalter beim Pinsenhof in der Gemeinde Ködnitz fand am vergangenen Samstag einen würdigen und frohen Abschluss. Nach etwa einjähriger Restaurierungs- und Vorbereitungszeit wurde in den Tagen zuvor das über 170 Zentimeter hohe Steinkreuz wieder aufgestellt, das im Winter 2006/07 von einem trotz polizeilicher Ermittlungen bisher unbekannt Gebliebenen schwerst beschädigt und seither in zwei Teile zerbrochen am Wegesrand lag. Da das Landesamt für Denkmalpflege und die Gemeinde Ködnitz aus finanziellen Gründen die Sanierung nicht übernehmen konnten, hatten die Freunde der Plassenburg auf Initiative des Kreisheimatpflegers Harald Stark einen Spendenaufruf gestartet. Dabei kamen binnen weniger Monate die benötigten 1500 Euro zusammen und im Sommer 2017 konnte der Auftrag zur Restaurierung an Clemens Muth aus Ebensfeld erteilt werden, die Anfang 2018 abgeschlossen wurde. Der Aufstellung Mitte Juni folgte nun die offizielle Einweihung im Rahmen eines von der Gemeinde Ködnitz organisierten Festakts am alten und neuen Standort des sandsteinernen Sühnekreuzes.
Erfolgreicher Spendenaufruf
Bürgermeister Heckel-Michel freute sich sichtlich über das nach der Reparatur und Neuaufstellung scheinbar wesentlich größere Kreuz am Rand des Wanderwegs zwischen Trebgast und der Plassenburg nur wenige hundert Meter unterhalb des Pinsenhofs. „Mehr als zehn Jahre haben mich die Wanderfreunde Hans Nützel und vor allem Adolf und Heide Lauterbach immer wieder auf das beschädigte Kreuz angesprochen und mich inständig gebeten, eine Restaurierung zu veranlassen.“ Leider habe der geschätzte Kostenrahmen stets unter der so genannten Bagatellgrenze von 2000 Euro gelegen, sodass kein Geld von staatlichen Stellen, insbesondere vom Landesamt für Denkmalpflege in Schloss Seehof bei Bamberg zu erhalten war. Es sei ihm eine große Freude gewesen, dass sich schließlich der Kreisheimatpfleger Harald Stark 2017 der Sache angenommen und die Freunde der Plassenburg ins Boot geholt habe. Deren Spendenaufruf sei so erfolgreich gewesen, dass man heute, ein Jahr später, feierlich das mittelalterliche Kreuz wieder am alten Standort aufstellen konnte. Die Gemeinde habe mit Leistungen des Bauhofs dies gerne unterstützt.
Bürgermeister weiß mehr
Zur Überraschung der Anwesenden konnte Heckel-Michel aus namentlich nicht genannter Quelle berichten, dass kein landwirtschaftliches Großgerät und kein Lkw, sondern ein Pkw vor über zehn Jahren das Flurdenkmal beschädigte. In diesem Zusammenhang bedauerte er auch den schlechten Zustand, in dem der Feld- und Wanderweg sei, der am Kreuz vorbei führt. Hier sei aber nicht allein die Gemeinde gefragt, sondern es müsse auch an die Verantwortung der Grundstücksbesitzer appelliert werden.
Mit Pfarrer Peter Ahrens aus Trebgast und Dekan Hans Roppelt aus Kulmbach weihten zwei Geistliche aus den Orten das Steinkreuz wieder, die der davor verlaufende Weg seit Jahrhunderten verbindet. „Schon als Kind habe ich bei Martern und Kreuzen, an denen ich in meiner Forchheimer Heimat vorbeiging, innegehalten, ein Kreuzzeichen gemacht oder zumindest einen Moment an seine Bedeutung, an Jesus und die damit verbundene Erlösung gedacht“, erzählte Roppelt von seinen ureigenen Beziehungen zu Kreuzen am Wegesrand. Dies habe er bis heute so beibehalten.
Pfarrer Ahrens erinnerte daran, dass das Kreuz ein Symbol der Erlösung ist. „Da es ein Sühnekreuz ist, das vielleicht zur Erinnerung an ein Verbrechen aufgestellt wurde, so sollten wir daran denken, dass Schuld gesühnt werden kann und Versöhnung zwischen den Menschen möglich ist“. Auch ohne das Wissen um den konkreten Aufstellungsgrund für das Kreuz vom Pinsenhof vor mehr als 600 Jahren sei es bis heute ein tröstliches Symbol für solche Versöhnung und einer Ermahnung zum Innehalten und zum Beten.
Kreisheimatpfleger Harald Stark charakterisierte das Steinkreuz als typisches Sühnezeichen des späten Mittelalters, dessen genauer Ursprung mangels schriftlicher Quellen nicht bekannt sei. Regionale Bedeutung habe es aber immer gehabt, wie nicht zuletzt die zahlreichen Sagen von Morden, schwarzen Hunden, Soldaten, Überfällen und der Weißen Frau belegen, die sich um dieses Kreuz ranken. Historische Fotografien der Heimatforscher Hans Edelmann und Karl Dill belegten, dass der Stein sich in den vergangenen 70 Jahren gut gehalten habe, mit Ausnahme der von einem Fahrzeug zugefügten Beschädigung.
Dieter Schaar wünscht Infotafel
Den stellvertretenden Landrat Dieter Schaar (Freie Wähler) führte der Anlass der Wiederaufstellung des Sühnekreuzes nach eigenen Angaben das erste Mal an diese Stelle am Hang über Ködnitz und unterhalb des Spitzeichener Turms. Auch er dankte den Freunden der Plassenburg für die Umsetzung der Idee von Harald Stark. „Das Denkmal ist ein wirklicher Schatz auf dem Weg zwischen den beiden herrlichen Wanderzielen Trebgast und Plassenburg. Ich würde mich freuen, wenn die Gemeinde noch eine Informationstafel platzieren würde, um auf die heimatgeschichtliche Bedeutung dieses Kreuzes hinzuweisen“, so Schaar.
Restaurator lehnt Schutzdach ab
Mit Restaurator Clemens Muth aus Ebensfeld, der auch am Dresdner Zwinger arbeitet, wurde ein ausgewiesener Fachmann für Sandstein gefunden, der sich des Steinkreuzes gerne annahm. Die Bruchstellen hat er mit einem speziell dafür entwickelten Kleber aufeinander gefügt, ein 20 Millimeter dicker Stahldübel steckt in der Unterseite des Kreuzes und verbindet sie mit dem neuen, gemauerten Fundament. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde habe sehr gut funktioniert. „Die Mitarbeiter des Bauhofs hatten die Idee, das Fundament rundherum mit grobem Kies zu umfüttern, um das Wasser des Hangs vom Pinsenhof besser um das Kreuz herum ableiten zu können“. Damit dürfte das nun deutlich höher als in früheren Jahrzehnten aus dem Erdreich ragende Kreuz für mehrere Jahrhunderte sicher stehen. Dem vom Museumsleiter Günther Wild während der Veranstaltung aus Sorge um das neu renovierte Denkmal gemachten Vorschlag, ein Schutzdach über dem Kreuz zu errichten, erteilte er eine klare Absage. „Dieser Kulmbacher Sandstein ist sehr witterungsbeständig, seine Oberfläche wird nur sehr langsam von Wind und Wetter beeinträchtigt. Ein Schutzdach würde den Ort der Aufstellung völlig verändern.“ Für Bürgermeister Heckel-Michel hatte er schmunzelnd noch einen Vorschlag: „Sollte bei einem nächsten Denkmalprojekt in Ködnitz die Finanzierung wieder an der Bagatellgrenze scheitern, so ist es mir durchaus möglich, den Kostenvoranschlag deutlich höher zu setzen, um Ihnen zu helfen.“
Neueste Kommentare