Keine Angst vorm Vorlesen! Bamberger Lesehunde-Teams sind startklar

Symbolbild Bildung

Zehn ehrenamtliche Lesehundeteams stehen nach erfolgreicher Ausbildung ab sofort Schülern mit Leseschwäche zur Seite

Der Lesehund hört zu ...

Der Lesehund hört zu …

Sie heißen Merle, Filou oder Nugget, sind freundlich, stressresistent und sie können gut mit Kindern: Damit haben sie die besten Voraussetzungen, um in Zukunft Grundschülern in der Region Bamberg die Angst vorm Vorlesen zu nehmen. Drei Tage lang haben sich zehn Hundehalter mit ihren Vierbeinern bei den oberfränkischen Johannitern zu Lesehunde-Teams ausbilden lassen – theoretisch und ganz praktisch: „Ihr geht mit dem Kind zusammen in das ‚Lesezimmer‘ und gebt eurem Hund erst Mal ein paar Minuten Zeit, um den Raum zu erkunden und das Kind ein bisschen kennenzulernen, dann sucht ihr euch einen schönen Platz mit dem Kind und ruft euren Hund dazu“: Helmut Winter, der bei den Johannitern für die Ausbildung der Lesehund-Teams zuständig ist, gibt Tipps für die Vorlesetreffen und schaut sich an, wie Hund und Hundehalter mit der Situation umgehen. Schließlich geht es darum, eine entspannte und ruhige Atmosphäre zu schaffen, in der die Kinder sich ganz auf den Hund und das Vorlesen konzentrieren können.

Die Tiere nehmen die Kinder so an wie sie sind, ohne voreingenommen zu sein, außerdem finden selbst schüchterne oder ängstliche Kinder zu Tieren leichter Kontakt – dies macht sich die tiergestützte Intervention in den verschiedensten Bereichen zunutze und darauf basiert auch der Erfolg der Lesehunde: Der Hund hört einfach nur geduldig zu, kritisiert keine Fehler und lacht niemanden aus. In diesem geschützten Rahmen können die Kinder ihre Lesefähigkeit verbessern und die Angst vor dem Vorlesen verlieren.

„In Mittelfranken sind die Johanniter bereits seit längerem mit Lesehunden unterwegs, wir freuen uns, dass es jetzt auch in Bamberg soweit ist“, erklärt Projektleiter Tobias Eckardt. „Ab sofort können sich Grundschulen aus der Region gerne bei uns melden, wenn sie Interesse haben. Die Lesehundeteams besuchen ‚ihre‘ Schüler dann wöchentlich in der Schule: Dort lesen die Kinder jeweils 20 Minuten dem Lesehund vor.“ Anja Gerber, die mit ihrer Hündin Merle dabei ist, freut sich schon auf den ersten Einsatz: „Ich möchte gern etwas für Kinder tun. Schließlich würde ich mich auch freuen, wenn meine Tochter gegebenenfalls eine solche Unterstützung bekäme. Außerdem finde ich es gut, mit meinem Hund  zusammen etwas zu machen und auch Merle lernt ja etwas dazu.“ Auch die Aufgabe der Hundeführer wie Anja Gerber ist bei den Vorlesestunden klar umrissen: Die Interaktion findet zwischen Lesehund und Kind statt, die Hundehalter bleiben im Hintergrund, geben lediglich kleine Hilfestellungen beim Lesen und loben die Kinder, wenn sie ihre Geschichte vorgelesen haben.

Bei der Praxisausbildung mit Merle und ihren Lesehunde-Kollegen läuft jedenfalls alles rund: Mal etwas langsamer, mal etwas schneller finden Kind und Hund zueinander – der eine liest, der andere hört geduldig zu. „Im Lauf der Zeit entwickeln die Kinder ein persönliches Verhältnis zu ihrem Lesehund und öffnen sich immer mehr. Deswegen ist es auch wichtig, dass immer derselbe Hund ‚sein‘ Kind besucht und dass die Chemie zwischen Lesehundeteam und Kind stimmt“, erzählt Helmut Winter. Falls es einmal nicht klappt, wird ein neues Team gesucht. Bei den frischgebackenen, oberfränkischen Lesehunden hat er da aber keine Bedenken: „Die Hunde sind alle super geeignet, ich bin fast ein bisschen neidisch, dass sie in Ober- und nicht in Mittelfranken aktiv sind“. Schulen und Lehrer aus Bamberg und Umgebung, die sich für das Projekt Lesehunde interessieren, können sich ab sofort telefonisch (0951 208533-13) oder per E-Mail (tobias.eckardt@johanniter.de) an Tobias Eckardt von den oberfränkischen Johannitern wenden.