Worte in die Zeit: Dreifaltigkeitssonntag
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitchristen,
gestern Morgen zog eher zufällig an mir eine Wallfahrt vorbei – und mir selbst zog dabei ein Schauer über den Rücken.
„Sei gelobt und hochgepriesen, heiligste Dreifaltigkeit!“ – dieses alte Wallfahrerlied wurde dabei gesungen, und gerade dieses Lied hat mir schon in meiner Kindheit immer wieder leichte Schauer über den Rücken laufen lassen. Warum? Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen – es war und ist einfach so.
Was mich noch hat erschauern lassen, war die Anzahl der Wallfahrer, die an mir vorbeizog – eine stattliche, beeindruckende Zahl – gerade in dieser Zeit, wo es doch in und mit der Kirche „drunter und drüber“ geht. Und unwillkürlich habe ich mich an die Stelle im Buch des Propheten Jesaja erinnert: „Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs.“ (Jes 2, 3).
Da zogen sie also an mir vorbei, ihre Blicke nach vorne, auf ihren Weg gerichtet. Und auch mein Blick in das eine oder andere Gesicht dieser Wallfahrer lies mich leicht erschauern: ich blickte in alte und junge, in entspannte und fröhliche, aber auch in konzentrierte, angespannte und fragende Gesichter – und in mir selbst formten sich einige Fragen: Was haben all jene, die da an mir vorbeiziehen, an Gedanken, Sorgen, Anliegen, Fragen, aber auch an Freude und Zuversicht mit auf den Weg genommen? Was treibt sie an, was drängt sie vorwärts? Was bewegt sie – im wahrsten Sinne des Wortes – innerlich und äußerlich? Was erwarten, was erhoffen sie sich von diesem Weg? Was ist ihr Ziel?
Die Antwort auf die letzte Frage ist für mich einfach – ihr Ziel: die großartige Basilika in Gößweinstein, geweiht der Heiligsten Dreifaltigkeit, deren Fest wir heute feiern. Doch die Antworten auf all die anderen Fragen werden sicher vielfältig sein – genauso vielfältig, wie die Gesichtsausdrücke der Pilger, die an mir vorbeizogen. Und genauso vielfältig werden wohl auch die Antworten auf die eine Frage sein, die heute am Fest der Dreifaltigkeit sicherlich oft gestellt wird – die Frage: „Wer ist Gott?“
Eine Antwort auf diese Frage habe ich in einem Text aus Brasilien gefunden. Dort heißt es:
„Unser Gott ist der liebende Gott, der im Herzen der ganzen Welt und eines jeden Menschen wohnt. Er spricht durch Menschen, die die Wahrheit sagen, und teilt das Brot der Welt am Tisch der Armen. Sein Name ist „Heiland“, „Kraft“, „Mut“, „Feuer“, „Zärtlichkeit“. Er redet durch den Mund der ganzen Welt und ist als Herz aller Dinge im tiefsten Innern aller Wesen.“
Nur eine Antwort aus vielen – aber eine, die mich nachdenklich stimmt!
Eine Antwort, die mich dem Geheimnis Gottes vielleicht ein Stück näher bringt – weil er „im Herzen der ganzen Welt und eines jeden Menschen wohnt“ – also auch in mir. Ich müsste also nur ein wenig mehr in mich hineinhorchen, um ihn wahrzunehmen, um mich seinem Geheimnis zu nähern – oder nicht? Doch oft finde ich in mir nur meine eigenen Gedanken, meine eigenen Sorgen um mein Leben oder meine Lebensumstände, weil sie ganz einfach lauter sind als die oft leisen Töne, mit denen Gott uns anspricht – in uns spricht.
Also doch keine Chance, ihn zu hören?
Doch – denn „Sucht ihr mich, so findet ihr mich. Wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, lasse ich mich von euch finden!“ (Jer 29,13-14a).
Und vielleicht ist es genau das, was die Wallfahrer, die mir gestern Morgen begegnet sind, antreibt, vorwärts drängt, bewegt: die ehrliche Suchen nach dem, der „im Herzen der ganzen Welt und eines jeden Menschen wohnt“.
Machen auch wir uns auf, ein jeder von uns, diesen Gott zu suchen – dort wo er sich finden lassen will: unter uns!
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die kommende Woche!
Ihr Hubert Treske, Don Bosco Forchheim
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