Bundespräsidenten in Bamberg

Mit Ausnahme von Karl Carstens waren alle bisherigen Amtsinhaber bereits zu Besuch in der Welterbestadt

Am 28. Oktober 1951 besuchte Bundespräsident Theodor Heuss unter anderem die Domschatzausstellung. Foto: Stadtarchiv Bamberg

Theodor Heuss. Foto: Stadtarchiv Bamberg

Am kommenden Dienstag, 22. Februar, stattet Bundespräsident Christian Wulff Bamberg einen Besuch ab. Sein Aufenthalt steht in einer guten Tradition. Mit Ausnahme von Karl Carstens waren alle Staatsoberhäupter der Bundesrepublik Deutschland bereits in der Welterbestadt zu Gast. Carstens war allerdings vor seinem Amtsantritt noch als Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Bamberg. Hier ein Überblick:

Der Besuchsreigen begann am 27./28. Oktober 1951 mit dem ersten Bundespräsidenten der noch jungen Bundesrepublik, Theodor Heuss. Sein Aufenthalt sei rein privat, „weil er sonst nichts anderes mehr zu tun hätte, als Staatsbesuche in den Städten der Bundesrepublik zu machen“, vertraute „Papa Heuss“ – so sein liebevoller Spitzname – dem damaligen Bamberger Oberbürgermeister Luitpold Weegmann an. Allerdings lief der Besuch dann doch unter reger Anteilnahme der Bamberger Bevölkerung ab. Das Privatleben eines Bundespräsidenten war eben schon damals sehr eingeschränkt.

Heuss traf am späten Samstagabend (27. Oktober 1951) mit dem Zug in Bamberg ein. Sein Sonderwaggon, in dem er auch übernachtete, wurde am Bahngleis an der Schwarzenbergstraße abgestellt. Tags darauf besuchte er die Domschatzausstellung und besichtigte den Dom. Ferner traf er mit Erzbischof Joseph Otto Kolb zusammen. Im Restaurant Messerschmitt trug er sich dann ins Goldene Buch der Stadt ein. OB Weegmann wollte dabei seinen Gast zu der Aussage bewegen, Bamberg sei die schönste Stadt Deutschlands. Doch der Bundespräsident meinte, „er propagiere immer, Münster sei die schönste und Bamberg die zweitschönste Stadt, denn Münster habe die Propaganda notwendiger“. Am 7. September 1954 kam Heuss erneut nach Bamberg. Anlass war eine Tagung des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie in der Neuen Residenz. Als Höhepunkt dieses Besuches traten im Dom die Bamberger Symphoniker und die Regensburger Domspatzen gemeinsam auf.

Auch Heuss’ Nachfolger Heinrich Lübke war zwei Mal an der Regnitz. Am 13. August 1960 machte er auf der Fahrt zum Deutschen Turntag in Coburg für eine Stunde in Bamberg Station und besuchte den Dom. Der zweite Aufenthalt dauerte lediglich eine halbe Stunde länger. Im Anschluss eines viertägigen Besuchs im damaligen deutsch-deutschen Grenzgebiet traf er per Hubschrauber am 7. Oktober 1964 an der Breitenau ein. Auf dem Programm stand diesmal neben dem obligatorischen Dombesuch eine Besichtigung der Neuen Residenz. Bei beiden Besuchen kam es aus Zeitgründen nicht zu einem Eintrag ins Goldene Buch.

Insgesamt zwei Stunden hielt sich Bundespräsident Gustav Heinemann am 19. April 1974 in Bamberg auf. Er befand sich auf seinem Abschiedsbesuch im Bundesland Bayern. Nach der Landung mit dem Helikopter am Flugplatz wurde das Staatsoberhaupt im Alten Rathaus empfangen und Heinemann trug sich ins Goldene Buch ein. Ursprünglich war im Anschluss nur ein kurzer Spaziergang vom Rathaus zum Alten Kanal geplant, doch Heinemann entschied spontan, auch noch den Dom zu besichtigen, so dass sich sein Abflug verzögerte.

Bundespräsident Walter Scheel besuchte am 5. Oktober 1975 den Helfertag des Bayerischen Roten Kreuzes. Er ist wohl das einzige Staatsoberhaupt, das jemals mit dem Schiff nach Bamberg kam. Scheel landete zunächst mit dem Helikopter in der Nähe der Schleuse Viereth und begab sich dann zusammen mit Ministerpräsident Alfons Goppel an Bord des Fahrgastschiffs „Frankonia“. Das Schiff war vom BRK gechartert worden, um damit Ausflugsfahrten mit denen kranken und behinderten Menschen durchzuführen. Nach einer Fahrt zum Bamberger Hafen ging es dann zusammen mit dem Ministerpräsidenten zum Alten Rathaus, wo sich beide ins Goldene Buch eintrugen. Anschließend ging es weiter zu der BRK-Veranstaltung im früheren Freizeitwerk St. Heinrich (Kloster-Banz-Straße).

Erst 13 Jahre später kam wieder ein Bundespräsident in die Domstadt. Am 11. Oktober 1988 sprach Bundespräsident Richard von Weizsäcker zur Eröffnung des 37. Deutschen Historikertags in der Aula der Universität. Zuvor gab die Stadt einen Empfang im Alten Rathaus. Nach dem Eintrag ins Goldene Buch, besichtigte der Bundespräsident den Dom. Darüber hinaus standen noch ein Mittagessen im Böttingerhaus sowie ein Empfang der Staatsregierung in den Harmoniesälen auf dem Programm. Insgesamt hielt sich von Weizsäcker acht Stunden in der Stadt auf.

Sein Nachfolger Roman Herzog besuchte am 22. Juni 1997 anlässlich des Bayerischen Heimattags die Welterbestadt. Nach der Teilnahme an dem Festakt im Kaisersaal der Residenz und dem anschließenden Empfang durch die Stadt, trug sich der Bundespräsident im Alten Rathaus in das Goldene Buch ein. Anschließend fand ein Mittagessen im Restaurant Messerschmitt statt.

Am 28. September 2003 sprach Johannes Rau im Dominikanerbau zur Eröffnung der Generalversammlung der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft. Der Bundespräsident traf mit dem Auto ein und verließ Bamberg nach Ende der Veranstaltung sofort wieder. Aus Zeitgründen kam es daher nicht zu einem Eintrag ins Goldene Buch.

Der letzte Besuch eines Bundespräsidenten fand am 28. Juni 2007 statt. Horst Köhler landete am Vormittag mit dem Hubschraube auf dem Gelände des Aero-Clubser und begab sich dann zur Konzert- und Kongresshalle, um den Deutschen Bauerntag mit einer Rede zu eröffnen. Das Staatsoberhaupt, das in Begleitung seiner Frau Eva in die Welterbestadt gekommen war, trug sich anschließend im Rokokosaal des Alten Rathauses in das Goldene Buch der Stadt ein. Nach einem Mittagessen im Restaurant Nepomuk besichtigte das Ehepaar Köhler am Nachmittag den Dom sowie die Domschatzausstellung.