Kabarettistin Edith Börner begeistert 120 Gäste zum Internationalen Frauentag im Jungen Theater Forchheim
Anlässlich des Internationalen Frauentages trat die Schauspielerin und Kabarettistin Edith Börner aus Köln mit ihrem Programm „Megatrend Frauen – 100 Jahre Frauenwahlrecht“ auf Einladung der Gleichstellungsbeauftragten Christine Galster des Landratsamtes im Jungen Theater Forchheim auf.
Zu dieser informativen, jedoch gleichzeitig witzigen und unterhaltsamen Kabarett-Infotainment-Veranstaltung, die in Kooperation mit den Frauenorganisationen und Frauenverbänden in Stadt und Landkreis Forchheim durchgeführt wurde, hatten sich über 120 Gäste eingefunden. Unter den überwiegend weiblichen Zuhörerinnen befand sich auch die stellvertretende Landrätin Rosi Kraus, die bei Ihrem Grußwort auf die geschichtliche Entwicklung des Internationalen Frauentages und die Einführung des Frauenwahlrechts einging. Dabei stellte sie fest, dass die Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Grundgesetz zwar formal verankert wäre, es aber weiterer Anstrengungen bedarf, diese in die alltägliche Praxis umzusetzen. Denn die tatsächliche Gleichstellung im Erwerbsleben ist noch immer nicht erreicht. Als Beispiel nannte sie den nach wie vor geringen Anteil von Frauen in Führungspositionen und der Politik. Auch im Landkreis Forchheim wären von 29 Bürgermeistern nur sechs Frauen, oder von 60 Kreisräten nur 11 Frauen. Aber auch die deutliche Gehaltsdifferenz, die geringe Rente, eine frauenspezifische Berufswahl, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Pflege von Angehörigen, Mobbing, Gewalt und sexuelle Belästigung wären Probleme, mit denen insbesondere Frauen zu kämpfen haben. Abschließend stellte Frau Rosi Kraus fest, dass der Internationale Frauentag ein wichtiger Tag sei, um auf die Rechte und Belange der Frauen aufmerksam zu machen und die Gleichbehandlung in allen Lebensbereichen erneut einzufordern. Und Grund dafür, etwas Besonderes, wie z. B. das heutige Kabarett-Infotainment „Megatrend Frauen“ zu veranstalten.
Anschließend stürmte die Kabarettistin Edith Börner aus Köln im Radfahrerlook auf die Bühne, gerade so, als hätte sie ihren Auftritt verpasst. Damit wurde gleich zu Beginn deutlich, wie abgehetzt und gestresst Frauen durch das Multitasking und den Spagat zwischen Familie, Beruf, Kindererziehung usw. sind.
In ihrem Programm bot Edith Börner kabarettistisches Infotainment dar und beleuchtete die deutsche Frauengeschichte auf äußerst unterhaltsame Art und Weise. Ausgehend von den englischen Suffragetten über den Einsatz sozialistischer Kämpferinnen Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts schlüpfte sie in verschiedene Rollen bedeutender Frauen und zeigte so lebensnah die historische Entwicklung. Nach der Einführung des Frauenwahlrechts im Jahr 1918 in Deutschland wurden anschließend auch die Frauen des Grundgesetzes vorgestellt. Dann gab es einen Parforceritt durch die Frauenbewegung bis zur Gegenwart. So wurde beispielsweise auch der Werdegang und die Entwicklung von Angela Merkel zur ersten Bundeskanzlerin der BRD skizziert.
Später ging es um Stecherinnen und Schleiferinnen im Park – meist rundliche Frauen mit Walkingstöcken. Die einen staksen munter plaudernd vor sich hin, die anderen lassen alles hängen: Mundwinkel und schleifende Sticks.
Beim Klassentreffen habe sie sich erschrocken: „Lauter Leute mit Schildkrötenhälsen. Ich habe sie nicht wiedererkannt.“ Eine habe eine Lidfaltenstraffung gemacht: „Sie guckte immer so erstaunt.“ Zudem habe sie sich am Po Fett absaugen lassen und damit die Lippen aufgepolstert. „Zellen erinnern sich. Wenn Sie so eine Frau küssen, küssen Sie sozusagen einen Popo.“ Den deftigen Vergleich und die in Worten nicht annähernd zu beschreibende Grimasse der Künstlerin kommentierte das Publikum johlend.
Die wahnsinnige Mehrfachbelastung einer Mutter mit Homeoffice wird im zweiten Teil des Programms veranschaulicht. Bevor die Putzfrau auftaucht, muss noch etwas „vorgeputzt“ und „aufgeräumt“ werden. Dumm nur, dass immer wieder ein Anruf dazwischenkommt. Mal ist es die Freundin, mal die Mutter. Anschließend kommen auch noch die Kinder heim und brauchen was zu essen. Spaghetti aus der Dose, das geht schnell! Doch dann klingelt es an der Haustür und die Freundin steht mit ihrem Kind vor der Tür. Schließlich ruft noch der Ehemann an und sagt, dass er seinen Chef mitbringen will. Zu allem Überfluss steckt das Kind die CD mit wichtigen Daten vom Telearbeitsplatz der Mutter in den Toaster und die ganze mühevolle Arbeit ist dahin.
Zum Schluss brillierte Edith Börner noch einmal mit der Zugabe „Frauen“ und ihrem individuellen Text zu Herbert Grönemeyers Lied „Männer“, in dem Frauen zu ihrem Hängebusen stehen, und es hieß: „Frauen sind in dieser Welt unersättlich.“
Die Kabarettistin schaffte es, die Zuhörerinnen und Zuhörer in Ihren Bann zu ziehen, dabei aber die Themen nie richtig böse oder verletzend, immer aber mit geschärften Blicken für Alltagsdetails – mit Wiedererkennungsgarantie des Publikums- darzustellen. Wohl dem, der bei diesem vergnüglichen und kurzweiligen Abend herzlich über sich selbst lachen konnte.
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