Landkreis Bamberg vernetzt mitteleuropäische Zisterzienserklöster

Kloster Ebrach. Foto: Thomas Büttner

Kloster Ebrach. Foto: Thomas Büttner

Internationales Auftakttreffen zum Europäischen Kulturerbejahr 2018

Mit seinem Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr 2018, das unter dem Motto „Sharing Heritage“, Kulturerbe teilen, steht, betritt der Landkreis Bamberg Neuland: Auf den Spuren der Zisterzienser vernetzt sich der Landkreis nicht nur mit seinen Nachbarkreisen, sondern auch mit europäischen Partnern aus Politik, Denkmalpflege und Kirche in Frankreich, Tschechien und Österreich. Das Projekt „Vielfalt in der Einheit – Zisterziensische Klosterlandschaften in Mitteleuropa“ liegt in der Trägerschaft des Landkreises Bamberg gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege sowie den Landkreisen Haßberge, Kitzingen, Neustadt an der Aisch, Schweinfurt und Tirschenreuth. Es verbindet das ehemalige Zisterzienserkloster Ebrach im Steigerwald mit seinem Mutterkloster Morimond in Frankreich und weiteren Tochterklöstern von Morimond in Waldsassen (Lkr. Tirschenreuth), in Plasy (Tschechien), Rein und Zwettl (Österreich). Ab Juni 2018 sollen mehrsprachige Ausstellungen, Exkursionen, Wanderwege und Führungen das kulturelle Erbe in der Landschaft für alle Generationen erlebbar machen.

Landrat Johann Kalb hat die federführenden Akteure daher nach Bamberg eingeladen, um das auf ein Jahr angelegte Kooperationsprojekt schnell und erfolgreich ans Laufen zu bringen. „Mit dem Auftakttreffen konnten wir unseren internationalen Partner und auch die Regionalmanager und Touristiker der beteiligten Landkreise in Franken und der Oberpfalz an einen Tisch bringen und erste Arbeitsschritte definieren. Die internationale Vernetzung hat hervorragend funktioniert und die Motivation, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in unseren zisterziensischen Landschaften zu entdecken, ist bei allen sehr hoch“, freut sich der Landrat. Neben der Einrichtung eines Lenkungskreises zur Interessenvertretung der Partner ging es vor allem um die Vernetzung der Klöster untereinander und die Planung der örtlichen Angebote an den Klosterstandorten im kommenden Kulturerbejahr.

Damit hat Bamberg parallel und pünktlich zum europäischen Startschuss für das Europäische Kulturerbejahr 2018 am 7. Dezember in Mailand seine Gremien aufgestellt und die Arbeit aufgenommen. Dort hatte der für Bildung, Kultur, Jugend und Sport zuständige EU-Kommissar Tibor Navracsics anlässlich der Eröffnung des Kulturerbejahres erklärt: „Das Kulturerbe ist das Kernstück der europäischen Art zu leben. Es definiert, wer wir sind, und schafft ein Gefühl der Zugehörigkeit. Wir müssen unser kulturelles Erbe schützen und für die kommenden Generationen bewahren. Die Feierlichkeiten dieses Jahres bieten eine wunderbare Gelegenheit, die Menschen, besonders die jungen, zu ermuntern, Europas reiche kulturelle Vielfalt zu erkunden und über den Stellenwert nachzudenken, den das Kulturerbe in unserem Leben einnimmt. Es ermöglicht uns, die Vergangenheit zu verstehen und unsere Zukunft zu gestalten.“

Zum Kulturerbe gehören nicht nur Kunst, Literatur, Architektur, sondern auch die Kulturlandschaften, die durch lange Prägung durch den Menschen entstanden sind. So erkennt der Fachmann heute noch problemlos die zisterziensischen Spuren und kulturellen Abdrücke, die in der Landschaft erhalten sind – wie alte Wegenetze, Fischteiche und Bewässerungsvorrichtungen, Wirtschaftshöfe, land- und forstwirtschaftliche Nutzungsformen oder auch Pilgerwege, Kapellen oder die prachtvollen barocken Amtsschlösser und Stadthöfe der Zisterzienser. Das Sharing Heritage-Projekt hat das Ziel, diese historische Prägung auch dem Laien sichtbar zu machen. „Zisterziensische Kulturlandschaften sind ein Fenster in die Vergangenheit!“, so die Leiterin des Sharing Heritage Projekts, Birgit Kastner. „Sie bilden die von den Zisterziensern in Mitteleuropa seit rund 1000 Jahren gelebten Nutzungen und Traditionen ab und zeigen in ihrer Vielfalt die Wechselwirkungen zwischen Raum und Mensch. Es gibt noch weit mehr zu entdecken als blühende Flusslandschaften mit imposanten Klöstern. Das wollen wir mit der Ausstellung und auf Wanderwegen zeigen.“ Im ersten Projektabschnitt startet daher die wissenschaftliche Erfassung der Klosterlandschaften nach dem Beispiel der bereits für Kloster Ebrach durchgeführten Steigerwald-Dokumentation. Die Ergebnisse der Analysen werden 2018 in einer internationalen Fachtagung vorgestellt und in einer Ausstellung präsentiert.

Durch die Ausstellung, die von geführten Wanderungen, Vorträgen und einem Schulvermittlungsprogramm begleitet wird, sollen die die historisch geprägten Landschaftsräume in ihrer Wahrnehmung gestärkt und für die Bürgerinnen und Bürger erlebbar werden. Insbesondere dem europäischen Gedanken wird Rechnung getragen: In sechs parallelen, mehrsprachigen Ausstellungen, die von Juni bis September 2018 in Ebrach, Waldsassen, Plasy, Rein, Zwettl und Morimond zu sehen sind, wird das Thema Vielfalt und Einheit der zisterziensischen Landschaften nachvollziehbar und durch gegenseitige Exkursionen zu den Partnerklöstern auch erlebbar. Die europaweite Eröffnung der gemeinsamen Ausstellung wird am 1. Juni 2018 in Kloster Ebrach, Landkreis Bamberg, stattfinden.

Eine Internetpräsenz auf der gemeinsamen europäischen Seite „Sharing Heritage“ informiert über den Reichtum der Klosterlandschaften sowie im kommenden Jahr über die lokalen Angebote und Veranstaltungen des fränkischen Projekts zum europäischen Kulturerbe.

Das Projekt „Vielfalt in der Einheit – Zisterziensische Klosterlandschaften in Mitteleuropa“ hat ein Volumen von 300.000 € und ist eines von 34 bundesweiten Projekten, die mit insgesamt 3,6 Mio. Euro von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert werden. Mit der Teilnahme am LEADER-Programm (aus dem Französischen „Liaison entre les actions de développement de l’économie rurale“; zu deutsch: „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“) profitiert das Sharing Heritage-Projekt des Landkreises zusätzlich von einer Förderung aus insgesamt rund 111 Mio. €, die in der Förderperiode 2014 – 2020 seitens des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums zur Verfügung stehen. Im Rahmen der Verpartnerung sind auch die den Klosterlandschaften Ebrach und Waldsassen zugehörigen Landkreise Haßberge, Kitzingen, Neustadt/Aisch- Bad Windsheim, Schweinfurt und Tirschenreuth mit Zuschüssen beteiligt.

Infos zum Europäischen Kulturerbejahr: www.sharingheritage.de