Pflegekräfte in Bamberg: „Es wird nicht reichen“
Der Fachkräftemangel im Bereich der Pflege wird auch in Bamberg ein Problem. Wolfgang Budde veranschaulichte bei einer Veranstaltung der GAL die Herausforderungen angesichts des demografischen Wandels. Was sich zeigte: An konstruktiven Ideen mangelt es nicht.
Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Lebensalter und sind auf Unterstützung angewiesen. Laut Bundesministerium für Gesundheit (2013) wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland bis 2050 um 72 Prozent erhöhen. Damit die nötige Hilfe allen zugutekommen kann, braucht es entsprechende Rahmenbedingungen. Die Grün-Alternative Liste (GAL) Bamberg veranstaltete deshalb am 29. Juni ein öffentliches Plenum zum Fachkräftemangel in der Pflege.
Wolfgang Budde, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der älteren Bürger Bambergs (A.R.G.E.) und ehemaliger Stadtrat der GAL, rechnete vor, wie viele Fachkräfte schon 2030 in Bamberg fehlen werden. Selbst wenn die Bevölkerung nur gering anwachse, würde man zwischen 500 und 600 Fachkräfte mehr benötigen, als es aktuelle Entwicklungen zufolge im Jahr 2030 gäbe. Viele hundert Menschen wären demnach nicht ausreichend versorgt. „Das Thema muss deshalb auch in Bamberg sehr weit oben auf der Agenda stehen“, ergänzt GAL-Vorstandsmitglied Anna-Sophie Braun. „Die kommunalpolitischen Möglichkeiten sollten so gut es geht ausgeschöpft werden.“
Seniorengerechtes Umfeld als beste Prävention
„Auch wenn alle technischen Innovationen ausgeschöpft oder Fachkräfte aus europäischen und außereuropäischen Ländern angeworben werden: Diese Lücke wird sich nicht schließen lassen“, so Budde. „Es braucht daher rechtzeitig außerstationäre Lösungen, also eine präventive und wohnortnahe Gesundheitsversorgung, intelligente Wohn- und Infrastrukturpolitik sowie gute Rahmenbedingungen für Pflege in gemeinsamer Verantwortung.“ Damit verweist Budde auf den siebten Altenbericht des Bundesfamilienministeriums. Demnach soll die sogenannten „kleinen Lebenskreise“ gestärkt werden, damit Hürden für ältere Menschen sinken und ansonsten Unterstützung, wo es vernünftig ist, im eigenen sozialen Umfeld stattfinden kann. Die Zahl der benötigten Pflegekräfte könnte dadurch gesenkt werden.
Mögliche Maßnahmen reichen von der Gewährleistung bezahlbaren Wohnraums bis hin zu einfachen, öffentlichen Mobilitätsketten, barrierefreien Fortbewegungs- und Einkaufsmöglichkeiten, sowie der Stärkung nachbarschaftlicher Angebote und Selbsthilfegruppen. „Die Stadtverwaltung muss jetzt handeln und sich mit aller Überzeugung dafür einsetzen, die nötigen Projekte durchzuführen“, sagte Budde, der sich über die bereits bestehenden Ideen verschiedener Ämter sehr freute. „Ob bei Wohlfahrtsverbänden wie AWO und Caritas, der Sozialstiftung oder in der Stadtverwaltung. Einzelne Ansätze zur Schaffung quartiernaher Hilfen sind schon da. Jetzt muss den entsprechenden Akteuren vom Stadtrat auch das nötige Geld zur Verfügung gestellt werden.“
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