Bilanz des Plecher Fotofestivals 2017

Die “DRONES” im Kameramuseum: Man muss schon ganz genau hinschauen, um zu erkennen, dass hier die jeweiligen "Models" für die gigantischen Farbporträts (jeweils 100 mal 150 Zentimeter) vor ihren Konterfeis stehen. Von links: Jens Werlein, Stefan Lorenz und Martin Schmidgall. Rechts im Bild der Kölner Fotokünstler Raffaele Horstmann, der hunderte Stunden mit der Ausarbeitung der Fotos am PC beschäftigt war. Foto: Deutsches Kameramuseum
Die “DRONES” im Kameramuseum: Man muss schon ganz genau hinschauen, um zu erkennen, dass hier die jeweiligen "Models" für die gigantischen Farbporträts (jeweils 100 mal 150 Zentimeter) vor ihren Konterfeis stehen. Von links: Jens Werlein, Stefan Lorenz und Martin Schmidgall. Rechts im Bild der Kölner Fotokünstler Raffaele Horstmann, der hunderte Stunden mit der Ausarbeitung der Fotos am PC beschäftigt war. Foto: Deutsches Kameramuseum
Nach der Börsen-„Generalprobe“ im vergangenen Jahr heuer nun der rauschende „Premieren“-Erfolg: Mehr als 20 Händler aus ganz Deutschland und aus der Schweiz präsentierten auf fast 50 Tischen in der Mehrzweckaula und im Vorraum Hunderten von Besuchern aus ganz Deutschland ihre antiken oder fabrikneuen Fotogeräte.

Nach der Börsen-„Generalprobe“ im vergangenen Jahr heuer nun der rauschende „Premieren“-Erfolg: Mehr als 20 Händler aus ganz Deutschland und aus der Schweiz präsentierten auf fast 50 Tischen in der Mehrzweckaula und im Vorraum Hunderten von Besuchern aus ganz Deutschland ihre antiken oder fabrikneuen Fotogeräte. Foto: Deutsches Kameramuseum

Von Riesen-Fotografien und Riesen-Kameras: Mega-Fotofestival im Deutschen Kameramuseum

Fotobörse, Vernissage, Workshops und Digitalisierung von S-8-Filmen lockten Massen an

Zum Mekka für Fotofreunde aus ganz Deutschland wurde die 1300-Seelen-Gemeinde Plech beim Fotofestival 2017 am langen „Wochenende“ 15. bis 18. Juni 2017. Ein bunter Themenstrauß rund um die Fotografie und Amateurfilmerei lockte bei schönstem Fotografierwetter die Massen an.

Raffaele Horstmann ist zurück! Zurück in der Welt der Fotokunst – und jetzt auch zurück im Deutschen Kameramuseum! Nachdem der preisgekrönte Kölner Fotograf im letzten Jahr seine 2015 in Plech erstmals komplett gezeigte bislang größte Serie „CODE AGAINST CODE“ im Rahmen einer Wanderausstellung in vielen Installationen und Ausstellungen präsentiert hatte, kam er 2017 nun wieder ins Deutsche Kameramuseum nach Plech und präsentierte nach einer längeren kreativen Pause seine „DRONES“ genannte Bilderserie – faszinierende, ungeheuer farbkräftige, mit Pinsel und Farbe und aufwendig am PC veredelte Porträts.

Er beschäftigt sich darin mit dem „kategorisierten Menschenbild“ dem „Schubladendenken“ und der Frage nach dem „Sinn des (Über)Lebens“. Die großformatigen Drucke von 150 x 100 Zentimeter werden noch bis Anfang September gezeigt bevor sie nach Lindau weitergereicht werden.

Bei der Vernissage am Sonntag, 18. Juni 2017, bekannte Museumsleiter Kurt Tauber, er habe sich schon mehr als ein halbes Jahr auf diesen Moment gefreut, aber in diesem Falle sei Vorfreude nicht die schönste Freude gewesen: „Ich war zwar beim Hängen der bedruckten Lkw-Planen dabei, aber die Freude, die mich seither jedes Mal überkommt, wenn ich die Treppenhausgalerie betrete, ist um ein Vielfaches größer als es die Vorfreude je war!“

Tauber zitierte Jens Werlein, den Event-Manager des Museums, Hochschullehrer, Fotografenmeister und Fotokünstler aus Schwäbisch Gmünd, der Raffaele Horstmann seit Jahren als Freund und Mentor begleitet. Werlein habe angesichts der Bilderschau staunend das ausgesprochen, was als Titelmotiv für diese Ausstellung gelten könnte: „Raffi, irgendwann machst du mich mit deinen Bildern wahnsinnig!“

Er hoffe, nein: er sei sicher, den Besuchern der Vernissage werde es genau so ergehen, wenn Sie die Fotos betrachteten: „In diesem Sinne herzlich willkommen bei einer wahnsinnig schönen Kunstausstellung mit sensationellen Arbeiten eines wahnsinnig interessanten Menschen und Künstlers!“

Horstmanns Ausstellung war eingebettet in das zweite Fotofestival des Museums. Nach der bereits vielversprechenden Börsen-„Generalprobe“ im vergangenen Jahr heuer nun ebenfalls am Sonntag der rauschende „Premieren“-Erfolg: Mehr als 20 Händler aus ganz Deutschland und aus der Schweiz präsentierten auf fast 50 Tischen Hunderten von Besuchern aus ganz Deutschland ihre antiken oder fabrikneuen Fotogeräte. Auffallend, dass die Händler mit dem qualitativ hochwertigsten Angebot auch die besten Geschäfte machten. Schon am Feiertag Fronleichnam und am Freitag gab es kostenlose Workshops zu den Grundlagen der Fotografie und der kreativen Bildgestaltung.

Die überdimensionale "Agfa-Box" des Museums hatte 2016 auf der Landesgartenschau in Bayreuth ihren ersten Auftritt. Bei den Plecher Fototagen 2017 wurde mit ihr richtig fotografiert. Hier sitzt "KAMUKA"-Konstrukteur Andreas Wolf Modell. Mit im Bild "Operateur" Stefan Lorenz, der den "Deckelverschluss" des alten Messingobjektivs bediente. Innen in der Kamera werkelte im Dunklen und auf engstem Raum Jens Werlein. Fotos: Deutsches Kameramuseum

Die überdimensionale „Agfa-Box“ des Museums hatte 2016 auf der Landesgartenschau in Bayreuth ihren ersten Auftritt. Bei den Plecher Fototagen 2017 wurde mit ihr richtig fotografiert. Hier sitzt „KAMUKA“-Konstrukteur Andreas Wolf Modell. Mit im Bild „Operateur“ Stefan Lorenz, der den „Deckelverschluss“ des alten Messingobjektivs bediente. Innen in der Kamera werkelte im Dunklen und auf engstem Raum Jens Werlein. Foto: Deutsches Kameramuseum

Ein absoluter Höhepunkt war am Samstag und Sonntag die Inbetriebnahme des „KAMUKA“ („Kameramuseumskamera“) genannten Riesen-Nachbaus der berühmten Agfa-Box-Kamera. Andreas Wolf und Holger Grzimek hatten den zerlegbaren Holzkasten mit den Ausmaßen von stolzen 140 mal 110 mal 85 Zentimeter 2016 erstmals zur Bayreuther Landesgartenschau als Hingucker aufgebaut. An den Plecher Fototagen 2017 bestand die um eine rückseitige Tür und ein altes Messingobjektiv „erweiterte“ Konstruktion ihre Feuertaufe als funktionierende Fotokamera: Ein Team des Kameramuseums schoss damit drei beeindruckende Schwarzweißporträts der Größe 40 x 50 Zentimeter (!) auf Umkehrfotopapier, das an Ort und Stelle entwickelt wurde. Dazu musste sich der „Laborant“ kleinmachen und in die Kamera hinein kriechen, um dort das Fotopapier zu platzieren, zu belichten und danach ohne Lichteinfall in die Entwicklerdose zu befördern. Eine logistische wie artistische Meisterleistung.

Anlässlich der Plecher Fototage war das Museum zusätzlich zum normalen Öffnungstag (Sonntag, 18. Juni) auch am Freitag, 16., und am Samstag, 17. Juni, parallel zu den sonstigen Aktivitäten geöffnet. Das hat sich ausgezahlt: Die Einrichtung verzeichnete einen Besucherandrang wie noch nie außerhalb eines Tages der offenen Tür: Alleine am Sonntag, 18. Juni 2017, wurden über 90 Besucher im Museum gezählt. Die Fotobörse, die Digitalisierungsaktion für Super-8-Filme und die Vernissage zur Ausstellung „DRONES“ erwiesen sich also als der erhoffte Besuchermagnet.