Landkreis Bayreuth stellt sein Elektromobilitätskonzept vor
Am 10.5.2017 wird im Landratsamt Bayreuth das Elektromobiliätskonzept für den Landkreis vorgestellt. Das Konzept wurde in den letzten neun Monaten von der EcoLibro GmbH und der EMCEL GmbH erstellt und „bietet erstmals einen belastbaren strategischen Rahmen für die systematische Beeinflussung eines den gesamten Verkehrssektor umwälzenden Prozesses“, so Landrat Hermann Hübner. Zentraler Baustein ist ein Plan zum schrittweisen Ausbau des Landkreises mit Ladeinfrastruktur und zur Steigerung des Anteils von E-Autos in den untersuchten Flotten.
Das Elektromobilitätskonzept erfüllt folgende Anforderungen:
- Es stellt mögliche E-Mobilitätsachsen und -drehscheiben im Landkreis Bayreuth dar;
- Es identifiziert die unterschiedlichen Mobilitätsgruppen und beschreibt deren Ansprüche sowie Anreize für den Umstieg auf Elektromobilität, z.B. Tourismus, Berufsverkehr, gewerblicher Verkehr, Logistik, Unternehmensflotten, kommunale Flotten, ÖPNV, Radfahrer;
- Es formuliert einen Handlungsplan für den Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie einen Plan zur Steigerung des Anteils elektrisch betriebener Fahrzeuge in kommunalen Flotten, bei mobilen Versorgungsdiensten sowie im ÖPNV, jeweils mit zeitlich gestaffelter Finanzprognose;
- Es beschreibt differenzierte (E-)CarSharing-Modelle für die raumstrukturellen Gegebenheiten im Landkreis Bayreuth;
- Anhand beispielhafter Untersuchungen kommunaler und gewerblicher Flotten wird dargestellt, welche Einsparpotenziale sich bei der vollständigen und partiellen Umstellung einer Fahrzeugflotte auf Elektromobilität ergeben.
- Außerdem wurde untersucht, ob und unter welchen strukturellen und finanziellen Randbedingungen sich ÖPNV-Flotten auf Elektromobilität umstellen lassen.
- Am Beispiel der geplanten Elektromobilitätstrasse Weidenberg – Warmensteinach wurde untersucht, inwieweit E-Mobilität (Fahrrad, aber auch Automobile) den ÖPNV sinnvoll ergänzen kann.
- Um den Erfolg der Umsetzung zu evaluieren, wurde ein Evaluationssystem nach dem Smart Prinzip zu entwickeln (Spezifisch, Messbar, Akzeptiert, Realistisch, Terminierbar).
Während der Erstellungsphasen fand eine Reihe von Workshops statt, in welche die relevanten Zielgruppen (u.a. Elektrohandwerk, Kfz-Branche, Mobilitätsdienstleister, Wirtschaft, Tourismus) aktiv eingebunden wurden. Das Konzept wurde zu 80% mit Mitteln des Bundesverkehrsministeriums gefördert.
In seiner endgültigen Fassung wird das Elektromobiliätskonzept am 24.5.2017 auf der Website des Landkreises Bayreuth (www.landkreisbayreuth. de) veröffentlicht.
Landrat Hermann Hübner: Rede bei der Präsentation des Elektromobilitätskonzeptes am 10.05.2017
„Elektromobilität ist für den Landkreis Bayreuth ein Strategiefeld mit höchster Bedeutung. Das ist keineswegs eine singuläre Bewertung von mir persönlich, sondern eine Festlegung, die von allen Kreistagsfraktionen gleichermaßen geteilt und getragen wird. In unserer kürzlich verabschiedeten Langfristkonzeption Perspektive 2030 wird die konzeptionelle Auseinandersetzung mit Mobilitätsformen der Zukunft, wo Elektromobilität wohl als „zentrale Mitte“ zu sehen ist, als vordringliches Handlungsfeld der Landkreispolitik eingestuft. Dies geht parallel mit den Festlegungen und Zielen im Rahmen unseres Klimaschutzkonzeptes, wonach gerade im Verkehrssektor durch die konsequente Umstellung auf Elektromobilität ein hoher energieeffizienter Nutzen einhergeht.
Mit der nun vorliegenden Elektromobilitätskonzeption, die in intensiver und sehr transparenter Weise in den letzten 9 Monaten erarbeitet worden ist, haben wir nun erstmals einen belastbaren strategischen Rahmen für die systematische Beeinflussung eines den gesamten Verkehrssektor umwälzenden Prozesses. Der Landkreis Bayreuth übernimmt dabei im Zusammenspiel mit den kreisangehörigen Gemeinden in einer ersten Phase vorwiegend die zentrale Impulsgeberfunktion, insbesondere durch die Errichtung von öffentlichen Ladestationen und der schrittweisen Umrüstung eigener Fahrzeugpools auf Elektromobilität. Ziel ist es, flächendeckend akzeptable Zugangs- und Nutzungsvoraussetzungen für Elektromobilität zu schaffen, um so deren Marktdurchdringung und Marktgängigkeit positiv zu beeinflussen und zu beschleunigen. Wir wollen den Prozess anschieben, optimale Rahmenbedingungen schaffen….uns frühzeitig „rüsten“ für ein „neues“ Verkehrszeitalter. Markt kann sich nur entwickeln, wenn hierfür ein geeigneter Rahmen geschaffen worden ist. Hierzu setzt das Konzept operativ und strategisch die grundlegenden Vorgaben. Sie werden in der Präsentation schnell erkennen, wie detailliert und raumscharf von dem von uns beauftragten Büro ECOLibro (in Verbindung mit MCell) ein bis ins Jahr 2033 hinausreichender Maßnahmen- und Beschaffungsplan erarbeitet worden ist, der den Prozess hin bis zu einer vollständigen Umstellung auf Elektromobilität in konkreten Jahresschritten aufzeigt.
Daraus ergeben sich für uns zwingend detaillierte Handlungsaufträge (wiederum mit Blick auf Ladeinfrastruktur und Anschaffung von Elektroautos), die wir unter Zuhilfenahme aktueller und sich abzeichnender Förderprogramme realisieren wollen und werden. In diesem Zusammenhang auch erneut der Dank an das Bundesverkehrsministerium für die 80 %ige Förderung der Konzeption. Für mich sehr bedeutsam ist, dass im Zuge der Erarbeitung der Konzeption ein erstes Netzwerk (Kommunen, Wirtschaft, Verkehrsunternehmen, Interessenverbände etc.) entstanden ist, das gemeinsam mit uns an neuen Mobilitätsformen der Zukunft arbeitet. Besonders erwähnen möchte ich dabei die Partner aus dem Elektrohandwerk (mit Innungsmeister Zeilmann an der Spitze), aus dem Verkehrsgewerbe (der Gedanke, Elektrobusse anzuschaffen, hat sich doch bei dem einen oder anderen in den letzten Monaten konkretisiert) und unsere Partner von der Energievision Fichtelgebirge, die künftig regelmäßige Beratungstage zum Thema Elektromobilität für die interessierte Bevölkerung durchführen werden.
Wegweisend erachte ich zudem den konzeptionellen Ansatz, den Themenkreis „Mobilität der Zukunft“ über konkrete Handlungsansätze im Bereich CarSharing (durchaus als tragfähige Strategie für den ländlichen Raum), aber auch in der intermodalen Verknüpfung von Verkehrssystemen (Schiene/E-Mobilität) sowie mit Blick auf das „autonome Fahren“ bewusst weit zu fassen und auch hierzu konkrete Handlungsempfehlungen (auf Prognosebasis) abzugeben. Fazit: Das Elektromobilitätskonzept, das ab 24.05.2017 (also in 2 Wochen) in seiner endgültigen Fassung vorliegen wird, besitzt hoch innovativen Charakter, nimmt uns (die öffentliche Hand) in die Verpflichtung, den Prozess impulsgebend anzustoßen und zu beschleunigen und: ist ein strukturierter Fahrplan für die nächsten 15 Jahre für die (fast revolutionäre) Umgestaltung des regionalen Verkehrsmarktes.
Ich gebe zu, dass die prognostische Vorwegnahme, wie der Verkehr der Zukunft konkret aussehen wird, vielen von uns ein hohes Maß an Fantasie und auch Unvoreingenommenheit abverlangt. Unser Vorstellungsvermögen aktuell mag noch in gewisser Hinsicht begrenzt sein, gleichwohl bin ich mir aber sicher, dass die Dynamik der Veränderung uns sehr schnell in neue „Vorstellungswelten“ überführen wird. Hierzu leistet das Konzept einen ganz entscheidenden Beitrag und ich bin froh, dass wir als einer der ersten Landkreise in Bayern einen derart detaillierten, prognosebasierten Leitfaden an der Hand haben, der frühzeitig (also ab jetzt!) die Weichen für die „Mobilität der Zukunft“ stellt.“
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