Deutsches Kameramuseum: Wohin mit 700 geschenkten Radioapparaten?

Radiosammler Albrecht Deininger

Radiosammler Albrecht Deininger

Der Plecher Kameramuseums-Leiter Kurt Tauber hat mal wieder ein „Luxus-Problem“

Am 13. Februar 2017 fand weltweit zum sechsten Mal der Welttag des Radios der Vereinten Nationen und der UNESCO statt, der in diesem Jahr unter dem Motto „Radio is You!“ steht. Ein paar Tage vorher hatte Kurt Tauber (65) im oberfränkischen Plech seinen ganz persönlichen „Tag des Radios“, der ihn einerseits richtig elektrisierte und ihm andererseits ein paar weitere graue Haare bescherte: Der Gründer und Leiter des Deutschen Kameramuseums bekam von einem betagten privaten Sammler aus Schwaben dessen in Jahrzehnte zusammengetragenen Schätze seines privaten Radiogerätemuseums angeboten – kostenlos, damit die Sachen nicht eines Tages auf dem Wertstoffhof landen!

Seit Tauber – Journalist, Fotograf und Galerist im Ruhestand und jetzt Motor des bekannten Technikmuseums in Plech – nun die Plecher Einrichtung managt, bekommt er Jahr für Jahr Dutzende großer Kamerasammlungen angeboten, meistens allerdings zum Ankauf, was sich weder der Rentner noch das Museums leisten können. Sehr viele Geräte – gelegentlich 500 Stück auf einmal wie im vergangenen Herbst die Sammlung Adler aus Neumarkt – werden dem Deutschen Kameramuseum auch als Zustiftungen ohne jegliche finanzielle Gegenleistungen angetragen.

Ein solches Spendenangebot wie jetzt die des langjährigen Radiosammlers Albrecht Deininger ist Tauber allerdings in all den Jahren noch nicht untergekommen: Der schwäbische Bastler, der sich Gedanken um die Sicherung seiner Schätze macht, hat dem Deutschen Kameramuseum eine detaillierte Liste mit rund 700 Radiogeräten übermittelt, die jetzt noch in zwei Häusern in Deinigers Wohnort ausgestellt sind.

Unter den Schätzen befinden sich alleine 304 Röhrengeräte: Antike Detektorgeräte mit Kopfhörer. Schwarze Bakelitkästen der Vorkriegszeit. Wunderbar auslandende UKWEmpfänger im lackierten Holzgehäuse der Fünfziger und Sechziger Jahre, vor dem Siegeszug der Fernsehgeräte familiärer Mittelpunkt vieler damaliger „Guten Stuben“. Bis hin zu den Raum greifenden Musiktruhen, deren Entwicklung so berühmte Design-Ikonen wie den „Schneewittchensarg“ BRAUN Phonosuper SK 4 des Star-Designers Dieter Rams hervorgebracht hat. Dieses Radiogerät mit Plattenspieler (ab 1956) wird heute noch für mehrere hundert Euro gehandelt.

Dazu jede Menge modernerer Radiogeräte ohne Röhren, Kofferradios, Kinderradios, Plattenspieler, Groß- und Kompaktgeräte, Kassettenspieler, CD-Player – eben rund 700 Apparate, die allermeisten voll funktionsfähig.

Und damit hatte Museumsdirektor Tauber wieder eines seiner nicht seltenen „Luxusprobleme“: Wohin mit all den schönen Sachen? Das Deutsche Kameramuseum in Plech (www.kameramuseum.de) selbst würde die Exponate natürlich gerne mit Kusshand aufnehmen und eine neue Abteilung einrichten. Aber woher den Platz nehmen? Die vorhandenen Lagerflächen reichen kaum für die eigenen Neuzugänge. Wo also die nicht gerade winzigen Klangkästen unterbringen?

Und so sucht Tauber seither intensiv nach interessierten Gemeinden, Institutionen oder Firmen in der Umgebung, die einem solchen neuen Radio-Museum eine Heimstatt bieten würden und er telefoniert die Kollegen in den befreundeten Museen ab, ob dort noch Platz wäre. Auf Interesse ist er bisher überall gestoßen. Aber der Platz… Für „Asylangebote“ wäre Tauber nach wie vor dankbar. Kontakt gerne unter: radios@kameramuseum.de

Inzwischen laufen Erfolg versprechende Gespräche mit einem bayerischen Museum, das schon eine stattliche Abteilung für Radiogeräte, Fernseher und Grammophone besitzt. Tauber: „Es tut einem Museumsmann und Sammler natürlich schon in der Seele weh, wenn er so eine sensationelle, dazu kostenlos zu erwerbende Sammlung nicht für das eigene Museum oder die eigene Gegend sichern kann.“