Universität Bayreuth: Nachhaltige Entwicklungen in Afrika durch Hochschulkooperationen stärken
Die Universität Bayreuth ist Partner in dem neuen, von der EU geförderten Projekt ‘Academic Mobility for African Sustainable Development (AMAS)’. Das Projekt wird Kooperationen zwischen afrikanischen Universitäten – wie sie zwischen Hochschulen in Europa mittlerweile selbstverständlich sind – gezielt fördern.
In den letzten Tagen des Jahres 2016 fiel in Brüssel der Startschuss für ein ungewöhnliches, von der EU gefördertes Projekt: Es zielt darauf ab, neue Wege für eine Zusammenarbeit zwischen afrikanischen Universitäten zu erschließen, die Mobilität von Studierenden und Forschenden innerhalb Afrikas auszubauen und die Qualität der Hochschulausbildung in Afrika durch einen nachhaltigen Wissens- und Erfahrungsaustausch weiterzuentwickeln. ‚Academic Mobility for African Sustainable Development (AMAS)’ lautet der Name dieses Vorhabens. Es wird von der Universität Bayreuth als Projektträger begleitet und bis 2021 aus dem EU-Programm ‚Intra-Africa Academic Mobility Scheme‘ mit mehr als 1,4 Millionen Euro gefördert.
Eine neue Plattform für hochschulübergreifende Forschung und Lehre
In dem Projekt haben sich fünf Partneruniversitäten zusammengeschlossen, die seit 2007 mit der aus der Exzellenzinitiative geförderten Graduiertenschule BIGSAS (Bayreuth International Graduate School of African Studies) in Forschung und Lehre zusammenarbeiten und der Universität Bayreuth daher eng verbunden sind:
- Moi University in Eldoret/Kenia als leitende Antragstellerin und Projektkoordinatorin
- Université Mohammed V in Rabat /Marokko
- Addis Ababa University in Äthiopien
- Université d‘Abomey-Calavi in Cotonou/Benin
- Universidade Eduardo Mondlane in Maputo/Mosambik
Die Universität Bayreuth ist die Kontaktstelle zur Europäischen Union und zugleich ‚technischer Partner‘. Hier ist die EACEA, die Education, Audiovisual and Cultural Executive Agency, als Fördereinrichtung der EU für das Projekt verantwortlich.
„Es freut uns sehr, dass die Europäische Union das Projekt AMAS fördert, um Kooperationen zwischen afrikanischen Universitäten – wie sie zwischen Hochschulen in Europa mittlerweile selbstverständlich sind – systematisch voranzubringen“, erklärt Prof. Dr. Dymitr Ibriszimow, Sprecher der BIGSAS. „Bei der Auftaktveranstaltung in Brüssel haben die Repräsentanten der fünf afrikanischen Universitäten erneut deutlich gemacht, welches große Potenzial in AMAS steckt. Sie wollen auf dieser neuartigen Plattform eine exzellente Ausbildung der Studierenden, hochschulübergreifende Projekte in Forschung und Lehre und einen nachhaltigen Austausch aller daran Beteiligten fördern. AMAS wird dabei einerseits Modellcharakter für eine verstärkte länderübergreifende Hochschulzusammenarbeit in Afrika haben, andererseits aber auch Impulse für die nationale Hochschul- und Wissenschaftspolitik in den einzelnen Ländern setzen können.“
Vernetzung hochschulspezifischer Schwerpunkte
Alle beteiligten Universitäten bieten aufgrund ihrer jeweiligen Forschungskompetenzen Master- oder Promotionsprogramme in folgenden sozialwissenschaftlichen Bereichen an:
- Governance und öffentliche Verwaltung
- Entwicklungsstudien
- Soziologie
- (Sozial)Anthropologie
Zugleich haben sie aber innerhalb dieser Bereiche spezielle Schwerpunktprogramme an den jeweiligen Universitäten entwickelt, die einmalig im Rahmen des Konsortiums sind und damit von besonderem Interesse für die Studierenden aus den anderen Universitäten sind. Solche speziellen Schwerpunktprogramme sind zum Beispiel
- Erzwungene Migration (Moi University)
- Friedens- und Sicherheitsmanagement in Afrika (Addis Ababa University)
- Islamisches Denken der Gegenwart und Soziale Themen (Université Mohammed V de Rabat)
- Mehrsprachigkeit und Interkulturalität (Université d‘Abomey-Calavi)
- Soziologie des ländlichen Raums und das Management von Entwicklung (Universidade Eduardo Mondlane)
Studierende und Promovierende besuchen, wenn sie an dem von AMAS organisierten Austausch teilnehmen, an der jeweiligen Partneruniversität Lehrveranstaltungen, die einem dieser Schwerpunkte zugeordnet sind und sich zugleich in das Studien- oder Promotionsprogramm an der Heimatuniversität einfügen. Auf diese Weise ist ein ständiger Dialog zwischen benachbarten Fächern und Disziplinen gewährleistet, der nicht zuletzt auch der Evaluation und Weiterentwicklung der Lehrangebote zugutekommt.
Exzellente Talente fördern
AMAS zielt dabei nicht allein auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ab. Das Verbundprojekt will darüber hinaus begabte und hochmotivierte Studierende so qualifizieren, dass sie in Politik und Gesellschaft verantwortungsvolle Positionen übernehmen und nachhaltige Entwicklungen auf dem afrikanischen Kontinent erfolgreich mitgestalten können. Alle beteiligten Universitäten legen dabei besonderen Wert auf die Förderung von Frauen. Anlässlich einer Konferenz der BIGSAS, die im November 2015 unter dem Titel ‚Gender Matters‘ stattfand, haben Vertreter der fünf Universitäten das gemeinsame Projekt ‚Vision for Goals 2030‘ ins Leben gerufen, das sich für einen gleichberechtigten Zugang aller Geschlechter zu universitärer Bildung und Forschung einsetzt.
Im November 2016 nahmen Forscher aus den BIGSAS-Partneruniversitäten an einer hochkarätigen internationalen Konferenz in Bayreuth teil, um Perspektiven der Hochschulzusammenarbeit zwischen Europa und Afrika auszuloten. Dabei ging es auch um die innerafrikanische Mobilität von Studierenden und Forschenden, die unter anderem durch die ‚Panafrikanische Universität‘ – ein von der Afrikanischen Union initiiertes Netzwerk von Hochschulen in verschiedenen Regionen Afrikas – wesentlich vorangebracht wurde.
„AMAS knüpft an diese bildungspolitischen Bestrebungen in Afrika an und wird sie als Pilotprojekt mit innovativen Ideen und Konzepten bereichern. Vielleicht werden auch Universitäten in Europa eines Tages von diesen Entwicklungen lernen können“, meint Dr. Emnet Tadesse Woldegiorgis aus Äthiopien, der als Absolvent der BIGSAS heute an der Universität Bayreuth zur Kooperation und Integration afrikanischer Universitäten forscht und seine Kompetenz in das AMAS-Netzwerk einbringen wird.
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