Zwischenbilanz Stunde der Wintervögel 2017
Absturz der Kohlmeise: Bayerns bisher häufigster Wintervogel bricht ein – Gründe unklar
In den vergangen sechs Jahren schien die Kohlmeise geradezu ein Abonnement auf den Spitzenplatz bei der „Stunde der Wintervögel“ zu haben. Doch zur Überraschung des LBV ist Deutschlands bekannteste Meisenart derzeit nur noch die am vierthäufigsten beobachtete Vogelart in Bayern. „Über die möglichen Gründe für den Rückgang der Kohlmeise in diesem Winter wissen wir noch nicht alles“, erklärt Martina Gehret, die Beauftragte für Citizen Science beim LBV. Immerhin zeichnet sich nach dem Eingang von ungefähr einem Drittel der Meldungen am Sonntagnachmittag eine erneut sehr hohe Gesamtbeteiligung ab. So hatten dem LBV bis dahin bereits knapp 10.000 Bayern über 230.000 Vögel gemeldet. Statt der abgeschlagenen Kohlmeise steht vorerst der Feldsperling an der Spitze, dahinter liefern sich Haussperling (Spatz) und Amsel ein enges Duell um Platz 2. Noch bis zum 16. Januar können Naturfreunde dem LBV ihre Beobachtungen vom Wochenende schriftlich oder online melden unter www.stunde-der-wintervoegel.de
Beteiligung erneut auf Rekordniveau
Die guten Beobachtungsbedingungen und ein steigendes Interesse der Bevölkerung an der Natur im Garten bescheren dem LBV bisher eine erfreulich hohe Beteiligung. Im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt im Rekordjahr 2016 haben sich noch einmal mehr Naturfreunde an Bayerns größter wissenschaftlicher Mitmachaktion beteiligt. „Auch wenn dieses Jahr insgesamt weniger Vögel gezählt werden, kommen sie nun zur Futtersuche bei Schnee wieder vermehrt zu uns in den Siedlungsraum“, erklärt Martina Gehret. Im Durchschnitt wurde trotzdem ein Viertel weniger Vögel pro Garten beobachtet.
Beim Absturz der Kohlmeise fallen wahrscheinlich mehrere Faktoren zusammen. So gibt es Anzeichen, für einen witterungsbedingten schlechten Bruterfolg im vergangen Jahr. „Genau können wir es noch nicht sagen, aber lokal scheint es bei Kohl- und Blaumeisen teilweise einen völligen Ausfall der Brut gegeben zu haben“, erklärt Martina Gehret. Dazu gibt es Hinweise, dass dieses Jahr weniger Kohlmeisen als üblich aus Nord- und Nordosteuropa bei uns überwintern. Dafür wiederum kann es verschiedene Gründe geben, von milder Witterung in den Herkunftsgebieten über geringen Bruterfolg bis zu reicher Baumsamenmast in den Herkunftsgebieten. „Im Vorjahr hatten der starke winterbedingte Zuzug nordischer Kohlmeise und die guten Brutbedingungen noch für besonders viele beobachtete Kohlmeise gesorgt“, so Gehret weiter.
Auch der allgemeine Rückgang der Insekten durch den vermehrten Pestizideinsatz in der Landwirtschaft könnte eine denkbare Ursache für die Probleme bei der Jungenaufzucht der Vögel sein. „Wir müssen uns das alles aber im Detail noch anschauen“, sagt Martina Gehret.
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