Gedanken zu Dreikönig
Der 6. Januar gilt in der Kirche als Missionstag, da die Könige bzw. Weisen als Vertreter der Völker gelten, die sich zu Christus bekennen. Viele reagieren heute negativ auf das Wort Mission. Es klingt ihnen nach Bevormundung und weißer Kolonialherrschaft. Die angeblich so glücklichen Wilden hat es freilich nie gegeben. Stammeskämpfe, Angst vor Dämonen, ganz zu schweigen von der schlechten medizinischen Versorgung belasteten das Leben der Eingeborenen, die wie im Fall der indianischen Hochkulturen Mittel- und Südamerikas grausigen Tyrannen untertan waren. Die weißen Missionare erlernten die Sprache der Ureinwohner, versuchten, ihre Kultur zu verstehen, redeten auch immer wieder den Kolonialherrn ins Gewissen, und die kirchliche Partnerschaft mit Übersee erweiterte den Horizont der Europäer, ist heute ein Teil der Entwicklungshilfe. Wenn schwarze, weiße und gelbe Menschen sich als ein Volk von Brüdern und Schwestern verstehen sollen, dann kann dies bestimmt nicht unter dem Banner der amoralischen Marktwirtschaft oder einer blutleeren politischen Ideologie geschehen. Wir Christen vertrauen nicht auf internationale Erklärungen und Programme, Papier ist ja geduldig, sondern auf die Kraft des Heiligen Geistes, denn er allein kann Menschen, soziale Schichten, ganze Völker verbinden. So möchte ich Ihnen nun eine Geschichte aus der Mission erzählen:
Christian Keyßer passte so gar nicht in das Bild eines Missionars. Er kommandierte die Papuas auf Neuguinea keineswegs herum, er zwang ihnen die europäische Ordnung nicht auf, sondern ließ sie weitgehend selbst entscheiden. Starre Rituale und Strukturen waren ihm zuwider. Die Gemeindeglieder machten aktiv mit und übernahmen stufenweise immermehr Verantwortung. Die Christen fühlten sich als große Gemeinschaft, die dem Einzelnen auch ins Privatleben hineinfunkte. Der heute bei uns übliche und viel bewunderte Individualismus war den Papuas fremd und ist es noch heute. Wer seinen Mitmenschen belog, bestahl oder gewalttätig wurde, erhielt vor der versammelten Christengemeinde eine öffentliche Rüge. Ich wünsche mir, dass wir Europäer auch so unseren Glauben bezeugen würden. Welcher Christ hat noch den Mut, zu einem Anderen zu sagen: „Du tust Unrecht. Du übertrittst die Gebote Gottes!“ Gott aber hat unserem Leben eine klare Ordnung geschenkt und verlangt mit Nachdruck, dass wir seine Gebote einhalten, nicht um uns zu verknechten, sondern um ein sinnvolles glückliches Leben in Gemeinschaft zu ermöglichen.
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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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