Bamberger Appell der oberfränkischen Natur- und UmweltschützerInnen: Planung zum Flugplatz Coburg beenden
Am 22. November fand in Bamberg das oberfränkische Kreis- und Ortsgruppentreffen des Bundes Naturschutz statt. Die 38 TeilnehmerInnen aus ganz Oberfranken, darunter der Landesbeauftragte Richard Mergner, verabschiedeten einstimmig die folgende Resolution zum geplanten Verkehrslandeplatz bei Coburg:
„Die VertreterInnen der neun oberfränkischen Kreisgruppen und ihrer 73 Ortsgruppen haben sich bei ihrem diesjährigen Herbsttreffen in Bamberg am 22.11.2010 mit dem geplanten Verkehrslandeplatz bei Wiesenfeld, Landkreis Coburg, befasst. Dort planen die Stadt Coburg, der Landkreis Coburg die IHK Coburg und die Unternehmen Brose und Kapp den Neubau eines Flugplatzes auf landwirtschaftlich genutzten Böden. Das Planfeststellungsverfahren wird derzeit vorbereitet.
Die TeilnehmerInnen des BN-Kreis- und Ortsgruppentreffens Oberfranken lehnen das Vorhaben entschieden ab.
Für den geplanten Verkehrslandeplatz gibt es angesichts bestehender internationaler Flughäfen in der Nähe wie in Nürnberg keinen Bedarf. Bedeutende Industrieregionen wie das bayerische Chemiedreieck bei Burghausen mit tausenden von Beschäftigten in global agierenden Unternehmen haben keinen eigenen Verkehrslandeplatz und kommen mit dem ca. 100 km entfernten Flughafen München bestens zurecht. Dabei hat Coburg einen Verkehrslandeplatz. Nur durch bestellte Drohungen steht die seit Jahren problemlos erteilte Ausnahmegenehmigung für Instrumentenflugverkehr zur Disposition. Sichtflugverkehr ist nach wie vor auch zukünftig für Firmenflüge problemlos möglich. In Fällen schlechter Sicht können die Firmen auf den Flughafen Nürnberg ausweichen, der per Auto über die A 73 und per Zug gut zu erreichen ist.
In dieser Situation einen Neubau eines Verkehrslandeplatzes mit bis zu 100 Hektar Flächenverbrauch voranzutreiben, ist unverantwortlich. Unser Oberfranken hat nicht zu viel landwirtschaftliche Fläche, sondern zu wenig. Die Herstellung von Futtermitteln für den Import nach Oberfranken belastet schon heute Lebensräume in anderen Erdteilen. Mit dem Boden muss schonend und sparsam umgegangen werden, wie es auch das Bayerische Naturschutzgesetz fordert.
Für den Bund Naturschutz wäre der Neubau des Verkehrslandeplatzes eine Fehlentwicklung, mit der der Flächenverbrauch maximiert, der Flugverkehr vermehrt und fränkische Landschaft verhunzt würde. Es wäre kein Beitrag zu einer nachhaltig umweltgerechten Entwicklung, sondern würde den Klimawandel und den Artenschwund anheizen.
Überall, wo es überdimensionierte Verkehrslandeplätze gibt, geraten Städte und Regionen in finanzielle Schwierigkeiten wie in Hof oder Bayreuth und können ihre Allgemeinwohlaufgaben kaum mehr finanzieren. Die Unrentabilität solcher Flughäfen wird durch die neue Flugverkehrsabgabe noch zunehmen. Es ist nicht die Aufgabe von Gebietskörperschaften und Steuerzahlern, Privatfirmen auf Dauer zu subventionieren, denn nicht anderes wäre der über Steuern finanzierte Bau für mindestens 34 Mio. € und der laufende Unterhalt von mindestens 1,5 Mio. € pro Jahr.
Stadt und Landkreis Coburg werden in den nächsten Jahrzehnten deutlich an Bevölkerung verlieren. Dies ist nicht durch noch mehr Verkehrsinfrastruktur aufzuhalten. Es gilt, neue Konzepte für die schrumpfende Bevölkerung zu entwickeln. Es ist damit auch eine Frage der Solidarität mit benachbarten Landkreisen und Städten, den Bürgermeister-Wettbewerb um Infrastruktur und Investoren nicht weiter anzustacheln.
Wir fordern deshalb die Verantwortlichen der Projektgesellschaft auf, die 7.400 Einwendungen im Raumordnungsverfahren und die vielen einstimmigen Beschlüsse von Landkreisgemeinden gegen den neuen Verkehrslandeplatz ernst zu nehmen und das Planfeststellungsverfahren nicht weiterzuverfolgen.
Wir versichern der BN-Kreisgruppe Coburg und dem Bündnis „Bürger für ihre Region – gegen den neuen Verkehrslandeplatz“ unsere volle Solidarität in ihrem Kampf, diese Fehlplanung abzuwehren.“
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