Pflegeoase Lindenhof – zeitgemäße Betreuung von Menschen mit Demenz
Es war ein ganz besonderer Tag für die Mitarbeiterinnen der Pflegeoase im Demenzzentrum Lindenhof in Unterleinleiter. Die Anspannung stand den fünf Frauen ins Gesicht geschrieben. Schließlich drehte sich ein ganzer Tag an der Evangelischen Hochschule in Nürnberg um ihre Arbeitsstelle, um den Ort, wo sie seit mehr als vier Jahren neun schwerstdemente Senioren in einer familiären Kleingruppe betreuen und pflegen.
Zu dem Symposium in der mittelfränkischen Metropole hatte das Institut für Pflegeforschung, Gerontologie und Ethik in Kooperation mit dem Diakonischen Werk Bamberg-Forchheim e.V. eingeladen. Anstoß hierzu gab das Ende der wissenschaftlichen Begleitung, die über 48 Monate hinweg das Leben und Arbeiten in der speziellen Wohnform „Pflegeoase“ in Unterleinleiter untersucht hatte. Federführend wurde diese wissenschaftliche Untersuchung von der Gerontologin Kathrin Holthoff und dem Diplom-Pflegewirt und Pflegedienstleiter im Demenzzentrum Lindenhof, Matthias Bretfeld gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen vor Ort durchgeführt.
Die Erkenntnisse lassen aufhorchen: Neben der hohen Zufriedenheit, die die Angehörigen zurückmelden, ist die Motivation und Arbeitszufriedenheit der Oasenmitarbeiterinnen auf einem ausgeprägt guten Niveau – trotz der erhöhten Anforderungen im Umgang mit schwerstdementen Menschen. Die Atmosphäre in der Pflegeoase wirkt sich auf alle Beteiligten sehr positiv aus und die durchgehende Mitarbeiterpräsenz, bei der die neun demenzkranken Frauen und Männer dauerhaft im Blick der Pflegekraft sind, spricht für sich. Mit einfachsten Mitteln lässt sich „Stimmung“ schaffen, egal ob beim Kaffee kochen oder beim Bratwürste braten. Hierfür sorgt unter anderem ein ausgeklügeltes Lüftungssystem.
Dass bei nahezu allen Bewohnerinnen und Bewohnern Medikamente reduziert oder gar abgesetzt werden konnten scheint in diesem Zusammenhang gar nicht so verwunderlich, ist doch eben diese besondere Atmosphäre, bei der jeder Einzelne im Mittelpunkt steht, schon Therapie an sich.
Positiv auf die Stimmung der Senioren und Mitarbeiterinnen wirkt sich auch die besondere Lichtdecke aus, die den Tageslichtrhythmus von draußen direkt in der Oase abbildet. Besucher sprechen immer wieder von einer Art Lichtdusche. Auch viele andere technische Raffinessen machen die Pflegeoase im Demenzzentrum Lindenhof zu einem Modellprojekt nicht nur im Fränkischen Raum.
Dies machte in ihrem Vortrag auch Christina Kuhn vom Demenz-Support Stuttgart gGmbH deutlich, die seit mehreren Jahren zum Thema Pflegeoasen in Deutschland forscht. Sie hob beispielsweise hervor, dass die Oase in Unterleinleiter eine der wenigen im deutschsprachigen Raum sei, in der die Bewohner einen eigenen Gartenzugang hätten, der sogar mit Pflegebetten befahren werden kann und darüber hinaus auch regelmäßig genutzt wird.
Der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werkes, Dr. Norbert Kern zeigte sich genau wie die Einrichtungsleiterin Alexandra Dauer voll des Lobes für das, was da in einem relativ unbekannten Ort in der Fränkischen Schweiz in den letzten Jahren entstanden ist. Das Demenzzentrum Lindenhof mit seinen Angeboten scheint weit über die Region hinaus und übt eine Vorbildfunktion auf andere Einrichtungen aus.
Am späten Nachmittag dann war es soweit: Die Pflegenden in der Pflegeoase Susanne Bischof, Marlene Kraft, Sieglinde Löw, Maria Stoschek und Salome Zimmermann berichteten eindrucks- und humorvoll von ihrer täglichen Arbeit.
Das Auditorium war angetan und Prof. Dr. Barbara Städtler-Mach, die Präsidentin der Hochschule, die das Symposium an- und abmoderierte und mit einem Workshop zur Selbstbestimmung bei Demenz bereicherte, zeigte sich sichtlich begeistert über die an diesem Tag vorgestellten Ergebnisse.
Die Ergebnisse des Symposiums werden demnächst in einem Tagungsband zusammengefasst erscheinen. Bei Interesse kann dieser unter www.pflegeoase.de angefordert werden.
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