Genussregion Oberfranken als immaterielles Kulturerbe Bayerns ausgezeichnet
Oberfränkische Spezialitätenvielfalt ist Teil bayerischer Identität
Der Georgiritt gehört dazu, die Tölzer Leonhardifahrt, der historische Schwerttanz von Traunstein oder das Spitzenklöppeln im Oberpfälzer Wald: sie alle sind immaterielles Kulturerbe in Bayern. Seit Donnerstag gehört auch die Genussregion Oberfranken dazu. „Für uns ist das der Ritterschlag par excellence“, so der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner, 1. Vorsitzender des Vereins Genussregion Oberfranken bei der Aufnahme in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes durch Kultusminister Ludwig Spaenle bei einem Festakt in der Münchner Residenz.
Ziel der Genussregion ist unter anderem die Bewahrung der traditionellen Spezialitätenvielfalt in Oberfranken. Hier gebe es eine große Bandbreite kulinarischer Besonderheiten, mit denen meist sorgsam gepflegte Bräuche und ihre kreative Weiterentwicklung verbunden sind, so Söllner.
Die kulinarische Identität sei dabei nicht nur ein Stück Geschichte, sondern allseits gepflegte kulturelle Gegenwart und Teil der Identität der Menschen, sagte der stellvertretende Vorsitzende Christian Herpich aus Hof, der dem Publikum beim Festakt eine Steige Hofer Rindfleischwurst präsentierte. Seit der Vereinsgründung 2007 sind nach den Worten von HWK-Präsident Zimmer 321 Spezialitäten mit oft jahrhundertealter Tradition und Rezeptur erfasst, bearbeitet und dokumentiert worden. Damit ist Oberfranken die erste Region in Deutschland, die ihr kulinarisches Erbe komplett erfasst und dokumentiert hat. Zentraler Bestandteil der Genussregion sei dabei ein mehrfacher Weltrekord: gemessen an der Zahl der Einwohner gebe es in Oberfranken die weltweit meisten Bäckereien und Konditoreien (529), die meisten Metzgereien (714) und auch Brauereien (200), aber auch die meisten Brennereien und Teichwirte. „Wir sind Weltmeister in puncto Genuss, Qualität und Vielfalt“, so Vorstandsmitglied Stephan Ertl aus Kulmbach, der am 10. November die oberfränkische Gastromomie in München vertrat.
Lebendige Traditionen wie Musik, Tanz, Feste, Bräuche und Handwerkstechniken machten den Kulturstaat Bayern aus, sagte Kultusminister Spaenle. Das werde schon daran deutlich, dass von den 57 Bewerbungen für die Bundesliste 20 aus Bayern kamen. Eigentlich hätten es nur vier sein dürfen, doch die anderen Bundesländer hätten ihre Kontingente nicht ausgeschöpft.
Sämtliche Initiativen verkörperten dabei in ganz hervorragender Art und Weise einen modernen und zukunftsgewandten Heimatbegriff, der vor dem Hintergrund der Globalisierung und einer ständig unübersichtlicher werdenden Welt immer wichtiger werde. Tradition bedeute dabei, das, was wichtig ist zu bewahren und weiterzutragen, sagte der Minister.
Bei dem Festakt in der Münchner Residenz wurden zehn Bräuche und Traditionen aus ganz Bayern in das Landesverzeichnis aufgenommen. Das Verzeichnis wurde im vergangenen Jahr eingerichtet und jetzt erstmals erweitert. Bewerben konnte sich dabei jede Gruppierung; die in irgendeiner Form zum Erhalt des kulturellen Erbes beiträgt. Ziel ist es, den Reichtum kultureller Ausdrucksformen zu dokumentieren und das Bewusstsein der Menschen dafür zu schärfen.
Die Genussregion Oberfranken fand dabei Eingang in ein, analog zur nationalen und internationalen Ebene, neu geschaffenes „Bayerisches Register guter Praxisbeispiele der Erhaltung des immateriellen Kulturerbes“. Ein achtköpfiges Expertengremium unter der Leitung des Regensburger Kulturwissenschaftlers Daniel Drascek hatte alle im zweiten Ausschreibungsverfahren eingegangenen Bewerbungen begutachtet. Eine besondere Rolle spielten dabei die maßgeblichen Kriterien des UNESCO-Übereinkommens wie Alter, Wandel, Inhalt, Bedeutung, Erhalt, Gefährdung und Kommerzialisierung. „Gerade das verleiht unserer Kultur eine ganz besondere Prägung“, sagte Drascek.
Aus Oberfranken fanden außerdem das Wunsiedler Brunnenfest und die eng mit dem Landkreis Lichtenfels in Verbindung stehende Flechtwerkstradition Eingang in das immaterielle Kulturerbes Bayerns.
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