Das Hochfest der Apostel Petrus und Paulus am 29. Juni
Dieser in der lutherischen Kirche leider vergessene Feiertag richtet unseren Blick darauf, dass die Kirche Jesu Christi viele, höchst unterschiedliche Glaubenszeugen hat, die je auf ihre Weise an ihrem Platz der Sache Jesu dienen. Der leidenschaftliche, aber schlichte, ja wankelmütige Fischer Petrus und der weltgewandte, gebildete, energische Ex-Pharisäer Paulus gelten als die wichtigsten Apostel.
Die beiden harmonierten aber nicht immer miteinander und auch heute gehören Konflikte, Durststrecken, Phasen des Durcheinanders zum Gemeindeleben dazu. Nicht jeder muss so berühmt werden wie die zwei, eine Nummer kleiner reicht auch. Aber was wären die begabtesten Organisten, die redegewandtesten Pfarrer ohne Gemeindebotenausträger, ohne Sekretärinnen? Jeder überlege sich, wo sein Platz in der Kirche ist. Man kann auch verschiedenes ausprobieren, und niemand soll sich ein schlechtes Gewissen einreden (lassen), wenn er sich aus welchen Gründen auch immer aus der Gemeindearbeit zurückzieht.
Petrus und Paulus starben als Märtyrer für den Glauben so wie auch heute viele. Wer sich zu Christus bekennt, muss mit verwunderten Blicken rechnen, mit Spott, mit groben Worten, in manchen Ländern mit dem Tod. Christus hat meine Schuld vor Gott gesühnt, wie schwer sie auch sei, hat meinen Tod besiegt, wie schrecklich er sein mag, will mich zum „ewigen Leben“ führen, und so muss ich bereit sein, auch für ihn alles zu geben.
Wir Protestanten rufen nicht die Heiligen in der Not an, brauchen nicht ihre Fürsprache vor Gottes Thron, aber auch unsere Kirche bietet Vorbilder im Glauben an:
Im Alter von 85 Jahren verfasste der ehemalige Berliner Bischof Kurt Scharf seine Lebenserinnerungen. Sie atmen den Geist eines tiefgläubigen, fröhlichen Christentums. Bis ins hohe Alter blieb scharf geistig interessiert, politisch aktiv, setzte sich ein für den Ausgleich zwischen „Erster“ und „Dritter“ Welt, für den Frieden zwischen „Ost“ und „West“. Bereits in der Nazizeit kämpfte er als führendes Mitglied der Bekennenden Kirche gegen den braunen Terror und wagte um seines christlichen Glaubens willen das Äußerste. Manche Menschen werden im Alter verbittert oder sie verklären die Vergangenheit, nicht so Kurt Scharf. Er gestand auch seine Fehler frei ein und freute sich auf die Wiederkehr Christi.
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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