Motorradsaison: Das empfehlen Experten der 16. Kulmbacher Motorradsternfahrt für einen gelungenen Start

Kulmbacher Sternfahrt 2015

Nach einem Frühjahrs-Check von Mensch und Maschine kann die Motorradsaison mit der 16. Kulmbacher Sternfahrt sicher eingeläutet werden

Vielen Motorradfahrern kribbelt es schon in den Fingern. Die Motorradsaison steht vor der Tür. Bevor die Maschine nach Monaten aus der Garage herausgeholt wird, und man mit lautem Getöse über die Landstraßen brettert, sollte man ein paar Dinge beachten. Wir haben bei den Experten der 16. Kulmbacher Motorradsternfahrt nachgefragt, was die wichtigsten Punkte für einen Check-Up von Mensch und Maschine sind.

Check-Up Motorrad

  1. Motorrad richtig ausmotten

Ingo Jeray ist Vorstandsmitglied des Landesverbandes Bayerischer Fahrlehrer und privat ein leidenschaftlicher Motorradfahrer. Er rät:

„Sofern das Motorrad nicht vor dem Einmotten im Winter gereinigt wurde, wäre nun der geeignete Zeitpunkt dies nachzuholen. Ein Hochdruckreiniger ist nur mit Bedacht einzusetzen, da viele Elemente des Motorrades (Lager, Sicherungen, Schalter…) dieser Behandlung nicht standhalten. Beim Waschen kann das Fahrzeug gleichzeitig auf Undichtigkeiten überprüft werden. Zudem müssen alle Flüssigkeitsstände (Motoröl, Kühlflüssigkeit,…) kontrolliert und ggf. ergänzt werden. Wenn das Fahrzeug mit Vergasern ausgestattet ist, sollten die Schwimmerkammern entleert und mit frischem Kraftstoff befüllt werden. In dem kleinen Volumen verliert der Kraftstoff über den Winter seine Zündfähigkeit und das Fahrzeug startet schlecht oder gar nicht. Lässt sich das Motorrad trotzdem nicht starten, könnte es auch an der Batterie liegen, die geladen werden muss. Alle Beleuchtungseinrichtungen, der Not- sowie der Seitenständerschalter müssen auf ihre Funktion getestet werden. Und natürlich sollte ein Blick auf die HU-Plakette nicht fehlen“

  1. Reifen überprüfen

Ein besonderes Augenmerk sollte der Bereifung gelten. Jürgen Adelfinger, TÜV SÜD Motorradexperte, weiß durch seine langjährige Erfahrung, worauf es zu achten gilt:

„Selbst wenn Vorder- und Hinterrad in den Wintermonaten gut entlastet waren, können die Pneus schadhaft sein. Folgende Fragen sollte man sich stellen: Liegt die Profiltiefe noch bei mindestens 1,6 Millimetern (gesetzliche Mindesttiefe)? Sind Profil und Flanken der Reifen okay – sind Beschädigungen zu sehen oder gar Fremdkörper im Gummi? Sind noch alle Ventilkappen vorhanden? Auch wenn die Sichtkontrolle positiv verläuft: Länger als sechs Jahre sollten Motorradreifen nicht gefahren werden. Wärme und Sonnenlicht setzen den Pneus zu. Die Folge: schlechtere Bodenhaftung und deutlich längere Bremswege  – vor allem auch bei Nässe. Außerdem sollte man unbedingt auf genügend Puste achten. Ist der Luftdruck über den Winter übermäßig abgesackt, kann das ein Hinweis auf Schäden sein.“

  1. Bremsen untersuchen

Auch bei den Bremsen kann jeder Motorradfahrer die wichtigsten Punkte selbst prüfen. Welche das sind, erklärt Harald Haas, Leiter Prüfwesen der DEKRA-Niederlassung in Bayreuth:

„Wichtig ist, dass von jedem Motorradfahrer, ob technisch versiert, oder nicht, eine Sichtprüfung vor der ersten Fahrt im Frühjahr durchgeführt wird. Undichtigkeiten oder Auffälligkeiten aller Art können so bereits vom Laien erkannt werden. Weiterhin sollte die Prüfung des Luftdruckes von jedem Motorradfahrer beherrscht werden. Der fahrzeugspezifische Luftdruck ist aus der Bedienungsanleitung des Fahrzeuges ersichtlich. Auch die Reifenprofiltiefe kann leicht vom Laien beurteilt werden. Wer noch keinen entsprechenden Profiltiefenmesser hat, darf sich diesen kostenlos an unserem Stand auf der Sternfahrt holen. Die Beurteilung von Bremsenverschleiß und z.B. der regelmäßige Wechsel (alle zwei Jahre empfohlen) der Bremsflüssigkeit gehört zu den Tätigkeiten eines technisch sehr versierten Fahrers oder eben in die Fachwerkstatt. Letztere bieten sicherlich auch kostengünstige Frühjahrschecks an.“

Check-Up Mensch

  1. Fahrerausrüstung muss sitzen

Neben dem Motorrad-Check darf auch der Fahrer-Check zum Saisonstart nicht fehlen. Dieser beginnt mit der richtigen Motorradbekleidung. Denn sie ist nicht nur essentiell für das Fahrvergnügen, sondern auch für die Sicherheit der Motorradfahrer.  Nicolai Werner, Leiter Unternehmenskommunikation POLO Motorrad, fasst die wichtigsten Punkte zusammen:

„Vor der ersten Tour ist es wichtig, dass sowohl Bike als auch Fahrer fit sind. Deswegen sollte neben dem Technikcheck der Maschine auch ein Check der Fahrerausrüstung nicht fehlen. Helm und das Visier sollten vor dem Start hinsichtlich Alter und Kratzer überprüft und im Zweifelsfall ausgetauscht werden. Zudem ist die Bekleidung nicht Jacke wie Hose. Der erfahrene Biker weiß, dass passende Schutzkleidung eine Voraussetzung für sicheres Fahren ist. Nicht zu vergessen: Trotz erster Sonnenstrahlen kann es zum Saisonstart noch empfindlich kalt werden. Eine warme Kombi, Nierenschutz und isolierende Handschuhe sind häufig im Frühjahr unverzichtbar, auch Thermounterwäsche kann hilfreich sein. Ausführliche Tipps zur optimalen Motorradbekleidung erhalten Interessierte an unserem Stand auf der 16. Kulmbacher Motorradsternfahrt, die wir erstmalig besuchen.“

  1. Tücken der ersten Ausfahrt

Nachdem alle genannten Punkte abgearbeitet wurden, steht der ersten Ausfahrt nichts mehr im Wege. Allerdings sollte man auch hier ein paar Punkte beachten. Alexander Czech, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, weiß aus seiner langjährigen Berufserfahrung, dass die erste Ausfahrt nach der Winterpause ganz besondere Tücken hat:

„Man sollte nicht gleich an sein Limit gehen! Motorradfahrer sollten insbesondere bei ihrer ersten Ausfahrt defensiv und besonnen fahren. Zumal die Automatismen, die beim Motorradfahren wichtig sind, nicht mehr so eingespielt sind, wie zum Ende der Saison. Aber auch tückische Überbleibsel des Winters, wie Frostaufbrüche oder quer über die Fahrbahn verteilter Rollsplitt vom Streudienst, können insbesondere in Kurven oder beim Bremsen und Beschleunigen zum Verhängnis werden. Man sollte zudem beachten, dass andere Verkehrsteilnehmer zum Saisonauftakt noch nicht auf Zweiradfahrer eingestellt sind. Aufgrund ihrer kleinen Silhouette sind Biker ohnehin nur schwer zu erkennen. Motorradfahrer müssen deshalb damit rechnen, dass sie von anderen übersehen werden.“