Wirtschaft schickt Azubis als Berufsberater in oberfränkische Klassenzimmer
Kampagne der bayerischen IHKs soll Bewerbermangel in der Ausbildung lindern
Mit dem Projekt „Ausbildungsscouts“ will die bayerische Wirtschaft bis 2018 rund 100.000 Schüler im Freistaat über die Vielfalt der Lehrberufe und die guten Karrierechancen nach einer Ausbildung informieren. Dazu werden bis zu 3000 Azubis als „Ausbildungsscouts“ geschult und in Zweier-Teams in die Klassenzimmer geschickt. Das Bayerische Wirtschaftsministerium fördert das Projekt. In Oberfranken startet es in den nächsten Wochen mit 50 Scouts, doch schon deutlich mehr Unternehmen haben Bereitschaft signalisiert, ihren Auszubildenden das Engagement als Botschafter für die berufliche Bildung zu ermöglichen.
„Der demografische Wandel und der Trend zum Studium werden den Mangel an beruflich qualifizierten Fachkräften in den kommenden Jahren verschärfen. Gleichzeitig ziehen viele Jugendliche eine Ausbildung überhaupt nicht als möglichen Start ihrer beruflichen Laufbahn in Betracht“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Christi Degen. Bayernweit ist die Zahl der neuabgeschlossenen Ausbildungsverträge im Bereich Industrie, Handel und Dienstleistungen im Jahr 2015 zwar leicht um 0,5 Prozent auf 53.690 gestiegen. Auch in Oberfranken blieb sie etwa auf gleichem Niveau, so wurden im Kammerbezirk im Jahr 2015 genau 4341 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. „Von einer Trendwende oder Entspannung sind wir aber weit entfernt“, unterstreicht Degen den massiven Bewerbermangel bei den Lehrstellen. „Daher wollen wir Jugendliche für eine Ausbildung begeistern – und wer könnte das besser als Azubis, die den richtigen Beruf bereits gefunden haben und aus erster Hand berichten.“
Den Kammerbezirk der IHK für Oberfranken Bayreuth repräsentierten die beiden Ausbildungsscouts Benjamin Land und Dennis Raedel vom Unternehmen MANN+HUMMEL Innenraumfilter GmbH & Co. KG aus Himmelkron beim Auftakt des Projekts in der Flugwerft Schleißheim des Deutschen Museums in München. „Ich habe mich für die Tätigkeit als Ausbildungsscout entschieden, weil ich mit meiner eigenen Ausbildung zum Industriekaufmann sehr zufrieden bin und den Schülern möglichst viele Informationen darüber vermitteln will“, erklärt Benjamin Land. Auch Dennis Raedel macht es Spaß, Jüngere über die Aufgaben und Herausforderungen innerhalb seiner Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik zu informieren. „Auf diesem Weg möchte ich die Schüler motivieren, eine duale Berufsausbildung zu beginnen“, ergänzt er.
Aufgrund der guten konjunkturellen Lage bieten die oberfränkischen Unternehmen immer mehr Ausbildungsplätze an, während die Zahl der Interessenten abnimmt. So waren nach Beginn des Ausbildungsjahrs 2015 laut Statistik der Arbeitsagentur noch mehr als 700 Lehrstellen in Oberfranken unbesetzt. Diesen standen nur etwas mehr als 60 unversorgte Bewerber gegenüber. Die IHK für Oberfranken Bayreuth steht für rund 60 Prozent der Ausbildungsverhältnisse im Kammerbezirk.
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