Sonntagsgedanken: Glaube und Wissenschaft
„Der göttliche Geist bleibt für die Naturwissenschaft immer ein Rätsel, ein unentzifferbares Geheimnis. Wir ahnen ihn wohl immer in der Natur, aber er schweigt gegen uns. Die Naturwissenschaft kann zu keiner Erkenntnis Gottes kommen, weil sie die Persönlichkeit aus ihrer Welt ausgeschaltet hat. Aber auch die Geisteswissenschaft selbst ist Stückwerk, auch sie führt nicht zur Erkenntnis Gottes. Wir müssten ewig im Dunkel bleiben, wenn wir nur auf unsere Kräfte angewisen wären. Wir müssten in unserem Suchen und Irren schließlich verzweifeln, wenn Gott uns nicht selber suchte und wenn er sich uns nicht in einer menschlichen Persönlichkeit geoffenbart hätte, in Jesus Christus, welcher sagen konnte: ‚Wer mich sieht, der sieht den Vater.'“
Mich beeindruckt, was Gustav Mie hier schreibt. Die Naturwissenschaft weiß von Gott nichts, denn er besteht nicht aus untersuchbarer Materie genauso wenig wie die Persönlichkeit eines Menschen. Für die Naturwissenschaft spielt die Persönlichkeit keine Rolle, nüchterne Fakten sind Maßstab ihrer Arbeit. Zwangsläufig kommt dabei die Moral unter die Räder, die Frage nach der Vertretbarkeit, der Verträglichkeit wissenschaftlicher Entdeckungen. Viele Forscher arbeiten weltweit an der Erfindung von immer furchtbareren Massenvernichtungswaffen ohne jeden Skrupel. Mancher Professor träumt schon davon, den Menschen vermittels der Gentechnik züchten zu können, ohne die gesellschaftlichen Folgen zu bedenken. Wirtschaftswissenschaftler erkennen zudem erst ganz langsam, welch verheerende Folgen die ungeregelte Globalisierung der Märkte haben kann.
Der Mensch aber sehnt sich nach Ruhe und Geborgenheit, nach einem festen Halt, nach Trost im Leid, fragt, was „danach“ kommt. Doch verbindliche, überzeugende Antworten auf diese Fragen weiß niemand. Jeder „glaubt“ an etwas Anderes und viele begnügen sich mit dem Konsum, dem Spaß als Lebensziel.
In Christus aber offenbart sich Gott, der hinter allem Leben steckt, als liebender Vater und daran gilt es festzuhalten, allen Zweifeln, allen Sorgen zum Trotz. Poetisch, anrührend hat es auch Arno Pötzsch ausgedrückt:
„Du bist in allem, Gott, mit Deinem Wesen,
in Mensch und Tier, in Blume, Stern und Stein,
Du gingst als Schöpfer in Dein Werk hinein
und bist im Werk für immer nun zu lesen.
Und doch, mein Gott, wie bist Du so verborgen
in Mensch und Tier, in Blume, Stern und Stein!
Ob ich gleich weiß, Du musst in Allem sein,
bleibst Du verdeckt dem Sinnen und dem Sorgen.
Ich seh die Bilder, doch der Deuter fehlt,
der hier auf Erden Gottes Sprache spricht,
den Geist erhellt mit Gottes ew’gem Licht
und offenbart die Zeichen uns, den Blinden –
Gott hat in Christ den Deuter sich erwählt,
und der Verborgene lässt in ihm sich finden.“
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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