Erzbischof Schick zum Holocaust-Gedenktag: „Bei Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit muss gelten: Wehret den Anfängen“

Symbolbild Religion

„Alltagsrassismus darf nicht salonfähig werden“

(bbk) Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar hat der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick vor den verheerenden Folgen von Alltagsrassismus und Fremdenfeindlichkeit gewarnt. „Dass verbale und brachiale Gewalt gegen Mitbürger jüdischer Herkunft und Flüchtlinge – 70 Jahre nach den Gräueltaten des Naziregimes – wieder zunimmt und rassistische Äußerungen salonfähig werden, ja sogar Flüchtlingsheime brennen, ist unfassbar und muss jeden aufrütteln. Der Holocaust hat gelehrt, wie vernichtend die Folgen von Verblendung und Hetze für eine gesamte Gesellschaft sind“, mahnte Schick. Der Nazi-Terror habe mit Worten begonnen und mit dem Bau von Vernichtungslagern geendet.

Schick wies auch auf das Konzentrationslager Hersbruck in Mittelfranken hin: „Es ist gut, dass es diese Gedenkstätte auf dem Gebiet des Erzbistums Bamberg jetzt gibt und sie an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert.“ Einer der Häftlinge, Odoardo Focherini, ein katholischer Christ und siebenfacher Familienvater, wurde dort zu Tode gequält, weil er sich durch das Ausstellen von gefälschten Pässen für die Flucht von Juden eingesetzt hatte. Er wurde 2013 von Papst Franziskus selig gesprochen. „Die Gedenkstätte in Hersbruck und das Schicksal des seligen Focherini ermahnen uns, immer daran zu denken: Wehret den Anfängen!“

„Wir können die Geschichte leider Gottes nicht zurückdrehen, aber wir schulden den Ermordeten und Gequälten der Nazizeit Gedenken und Ehre, vor allem durch das Versprechen: nie wieder! Dazu ruft der Holocaust-Gedenktag auf“, betonte der Erzbischof. Eine Lehre aus der Nazizeit sei, dass das Wegschauen, das Mitschreien oder Mitlaufen bei fremdenfeindlichen Demonstrationen zur Verbreitung von Rassismus in der gesamten Gesellschaft beitrage. „Es darf nicht wieder salonfähig werden, gegen andere Menschen zu hetzen“, sagte Schick. Jeder sei aufgerufen, seine Gedanken zu reinigen und seine Worte abzuwägen sowie zu widersprechen und Widerstand zu leisten, wenn privat am Stammtisch und auf der Straße sowie in sozialen Netzwerken Hassparolen verbreitet werden. Jeder sei gefordert, seinen Beitrag für ein friedliches Miteinander zu leisten, damit sich ein Gedankengut, das einst zum Holocaust geführt hat, nie wieder in der Gesellschaft verbreitet.

Der 27. Januar ist der Internationale Gedenktag der Opfer des Holocausts – an diesem Tag vor 71 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit, in dem mindestens 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden.