Unternehmen setzen auf den Wirtschaftsstandort Oberfranken

Standortumfrage von IHK und HWK unter 1.099 oberfränkischen Unternehmen

Im Frühjahr haben IHK und HWK unter dem Titel „Wo drückt der Schuh?“ eine gemeinsame Standortumfrage durchgeführt. Über 1.000 Unternehmen wurden zu rund 40 Standortfaktoren befragt. Ziel ist es, am Ende stichhaltige Argumente für Gespräche mit der Politik zu haben.

„Oberfranken ist ein guter Standort für Unternehmen, der aber auch vor großen Herausforderungen steht“, so Christi Degen, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken Bayreuth, zu den Ergebnissen der Umfrage. Die befragten Unternehmen haben den Standort insgesamt mit der Schulnote 2,6 bewertet. „Das zeigt“, so HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, „dass unsere Unternehmen mit dem Wirtschaftsstandort Oberfranken durchaus zufrieden sind. Allerdings besteht auch Handlungsbedarf, denn die Entwicklung der letzten fünf Jahre wurde etwas schlechter bewertet. Hier wurde im Durchschnitt die Note 3,1 vergeben.“

Besonders gut schnitten die Themenfelder „Allgemeines Umfeld“ und „Infrastruktur“ ab. Vor allem die Straßeninfrastruktur und die Stromversorgung wurden gut bewertet. Ein wichtiger Infrastrukturfaktor, der aber wenig zufriedenstellend benotet wurde, ist das Breitbandnetz. „Eine schnelle Internetanbindung ist für die Unternehmen heutzutage unablässig, genauso wie eine gute Verkehrsinfrastruktur“, so Christi Degen. „Deshalb setzen wir dieses Thema auch immer wieder auf die Tagesordnung.“

Die zwei Themenfelder, mit dem größten Handlungsbedarf, sind der „Arbeitsmarkt“ und die „Verwaltung“. „In Oberfranken herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Allerdings tun sich unsere Betriebe schwer geeignete Auszubildende und qualifizierte Fachkräfte zu finden“, erläutert Thomas Koller. Ähnlich großer Handlungsbedarf tut sich im Themenfeld „Verwaltung“ auf. „Hier können wir zwei konkrete Handlungsbedarfe identifizieren: Pflichtmeldungen vereinfachen, und die Zusammenarbeit der Verwaltung mit der Wirtschaft verbessern“, so Degen. Die Unternehmen stufen die Wirtschaftsfreundlichkeit der genehmigenden Behörden als wichtig ein, sind mit der Umsetzung allerdings unzufrieden.

Auf die Frage, wie sich die Unternehmen in den nächsten fünf Jahren in Oberfranken entwickeln werden, antwortete knapp ein Drittel der Teilnehmer, sich vergrößern zu wollen. „Wenn fast jedes dritte Unternehmen in Oberfranken davon überzeugt ist, in den kommenden fünf Jahren hier am Standort zu wachsen, spricht das für die gute Positionierung der Unternehmen auf den Märkten“, so der HWK-Hauptgeschäftsführer Koller.

Die Ergebnisse im Einzelnen

  • Übergreifende Themenfelder
    Die Themenfelder Verwaltung (Note 2,1), Arbeitsmarkt (Note 2,2) und Allgemeines Umfeld (2,1) werden von den Unternehmen als am wichtigsten bewertet. Was die Zufriedenheit anbelangt, besteht vor allem in den Bereichen Arbeitsmarkt (Note 3,7) und Verwaltung (Note 3,6) Handlungsbedarf.
  • Infrastruktur
    Im Bereich der Infrastruktur wurden vor allem die Breitbandinfrastruktur (Note 1,6), die Stromversorgung (Note 1,6) und die Anbindung sowohl an Fernstraßen (Note 2,2) als auch an kommunale Straßen (Note 2,5) als wichtigste Standortfaktoren benannt. Die Zufriedenheit ist hier allgemein sehr hoch, mit Ausnahme der Breitbandinfrastruktur (Note 3,3).
  • Marktumfeld / Netzwerke
    Im Themenblock Marktumfeld spielt bei den Betrieben in erster Linie die Nähe zu Kunden und Absatzmärkten eine große Rolle (Note 2,3). Die Bewertung fällt durchschnittlich aus (Note 2,8).
  • Standortkosten
    Im Bereich der Standortkosten sind den Unternehmerinnen und Unternehmern die Faktoren der Personalkosten (Note 1,7) und der Energiekosten (Note 2,0) am wichtigsten. Bei den Energiekosten besteht auch der größte Handlungsbedarf. Mit einer Durchschnittsnote von 3,5 fällt die Zufriedenheit hier nur unterdurchschnittlich aus.
  • Arbeitsmarkt
    Der Arbeitsmarkt ist einer der wichtigsten Standortfaktoren für die oberfränkische Wirtschaft. Vor allem Qualifikation (Note 1,8) und Verfügbarkeit von Fachkräften (Note 1,9) sind die dominierenden Standortfaktoren. Der Handlungsbedarf ist hoch: Sowohl Qualifikation (Note 3,6) als auch Verfügbarkeit von Fachkräften (Note 3,9) werden als nicht zufriedenstellend erachtet.
  • Verwaltung
    Was die Verwaltung anbelangt ist den Betrieben die Wirtschaftsfreundlichkeit der kommunalen Verwaltung (Note 1,9) und der Bürokratieaufwand (Note 2,1) besonders bedeutsam. Vor allem der Bürokratieaufwand für Pflichtmeldungen wird als sehr belastend erachtet: Die Zufriedenheit wurde mit der Schulnote 4,4 bewertet.
  • Allgemeines Umfeld
    Das Allgemeine Umfeld hat in Oberfranken einen hohen Stellenwert. Schulangebot (Note 1,9) und Lebenshaltungskosten (Note 1,9) sind der Wirtschaft sehr wichtig. Beide Standortfaktoren wurden auch gut benotet (Schulangebot: Note 2,5, Lebenshaltungskosten: Note 2,1) und machen Oberfranken zu einem attraktiven Standort.

Anmerkung: Die einzelnen Standortfaktoren wurden im Schulnotensystem zunächst nach Wichtigkeit, dann nach Zufriedenheit bewertet.