Bayreuth: Umfrage zur Verbesserung des Radverkehrs gestartet

Das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr hat eine Online-Umfrage zum Radverkehr gestartet. An der Umfrage kann jeder teilnehmen und Aspekte, die für eine verkehrssichere Nutzung des Fahrrades wichtig erscheinen, angeben. Für die Beantwortung der Fragen sind maximal fünf Minuten erforderlich. Die Ergebnisse sollen in den neuen Radverkehrsplan für Bayern einfließen. Er wird aufzeigen, wie der Freistaat Bayern in den kommenden Jahren den Radverkehr fördert. Die Internetbefragung läuft bis 18. Dezember und kann über http://q.bayern.de/umfrageradverkehr aufgerufen werden.

1 Antwort

  1. Ferenc sagt:

    Daß tatsächlich beabsichtigt ist, Radfahren zu erleichtern, zu fördern und sicherer zu gestalten, darf getrost bezweifelt werden:

    1: Suggestivfragen

    Etliche Fragen gerade zu Themen, über die viel falsches „Wissen“, nicht zuletzt auf Grund jahre- und jahrzehntelanger Meinungsmache von interessierter Seite, verbreitet ist, sind offensichtlich darauf ausgerichtet, die darauf beruhende Politik fortzuführen.

    So sind vor allem bauliche Radwege, in abgemilderter Form aber auch Radfahr- und sogenannte „Schutzstreifen“ deutlich unfallträchtiger als das Radfahren auf der Fahrbahn. Denn die Gefahr lauert nicht auf der „freien Strecke“, sondern vor allem an Kreuzungen, Einmündungen und Grundstückszufahrten. Hinzu kommen meist fehlende oder unzureichende Seitenabstände zu Park- und Kfz-Fahrstreifen sowie auf baulichen Radwegen Konflikte mit Fußgängern und Risiken durch Hindernisse.

    Dieser seit langem durch eine Vielzahl entsprechender Untersuchungen bestätigte Sachverhalt hat dazu geführt, daß seit Oktober 1997 benutzungspflichtige Radwege und Radfahrstreifen nur noch in begründeten Ausnahmefällen angeordnet werden dürfen. Doch die meisten Verkehrsbehörden ignorieren diese höchstinstanzlich (Bundesverwaltungsgericht) bestätigte Rechtslage bis heute. Auch das bayerische Innen- und Verkehrsministerium kann sich mit der Regelung nicht anfreunden.

    Die Schutzwirkung des Fahrradhelms wird weit überschätzt. Selbst die deutschen Unfallversicherer sind nicht von ihr überzeugt. Die immer wieder von offizieller Seite gestarteten Kampagnen für das Helmtragen sollen augenscheinlich von den relevanten Unfallgefahren (fehlende Akzeptanz des Radverkehrs durch häufig regelunkundige Autofahrer, nicht angepaßte Geschwindigkeiten des Kraftverkehrs, Mißachtung der Vorfahrt des Radverkehrs an Knotenpunkten, mangelhafte Fahrwege) ablenken und die Verantwortung auf die Opfer verlagern.

    2. unscharfe Fragestellung

    Mehr Polizisten auf dem Fahrrad wären sicherlich begrüßenswert. Doch ihre Aufgabe wird weder hinterfragt noch definiert.

    Nahezu immer, wenn es um radfahrende Polizeibeamte geht, heißt es: Sie seien jetzt besser in der Lage, sich regelwidrig verhaltende Radfahrer zu stellen. Doch um die Verkehrsbedingungen, denen der Radverkehr unterworfen ist, kümmern sie sich nicht.

    Dabei verlangt das Verkehrsrecht beispielsweise ausdrücklich, daß sie den Zustand der dem Fahrrad zugedachten Wege beurteilen und überwachen, daß sie Verkehrslenkung und Beschilderung hinsichtlich ihrer Zweck- und Rechtmäßigkeit im Auge behalten. Tatsächlich wehrt sich aber gerade die Polizei häufig in erster Reihe gehen eine sichere Verkehrsgestaltung, wenn sie vermeintliche Einschränkungen des Autoverkehrs befürchtet.

    3. Verkehrserziehung

    In allen mir bekannten Fällen liegt der Schwerpunkt (nicht nur) der (polizeilichen) Verkehrserziehung darauf, daß sich Kinder, Fußgänger und Radfahrer dem Autoverkehr anpassen und unterordnen – weit über das hinaus, was Vor-, Rück- und Umsicht sowie Verkehrsrecht verlangen.

    Nahezu nie wird thematisiert, daß der motorisierte Straßenverkehr die hauptsächliche Gefahrenquelle darstellt – in Folge autogerechter, die Belange anderer Verkehrsteilnehmer (teils rechtswidrig) mißachtender Verkehrsgestaltung und -lenkung, aber auch auf Grund weit verbreiteten Fehlverhaltens, das vielfach noch als selbstverständlich angesehen wird: unangepaßte bzw. überhöhte Geschwindigkeit, Mißachtung von Fahrbahnmarkierungen und Beschilderung, rücksichtsloses Falschparken auf Gehwegen und Radverkehrsanlagen, Vorfahrterzwingung gegenüber nicht motorisierten Verkehrsteilnehmern.

    Statt dessen sind regelmäßig verallgemeinernde Kampagnen gegen „Rüpelradler“ zu beobachten. Doch das Augenmerk gilt nicht den wenigen Chaoten, die es zweifellos wie bei allen Verkehrsteilnehmern gibt. Vielmehr werden in der Diskussion Regelverstöße aufgebauscht, die mit dem Unfallgeschehen beinahe nichts zu tun haben. Die Absicht liegt auf der Hand: Auch hier soll von den wirklichen Gefahren, die der Autoverkehr verursacht, abgelenkt werden.

    Aufklärung und Information sollten sich daher – und der Aspekt fehlt im Fragebogen vollständig – an die richten, die für das Unfallrisiko im Straßenverkehr hauptverantwortlich sind. Und nebenbei: Auch die Fahrschulen scheinen ihren Kunden viele Regeln zu Fuß- und Radverkehr zu verschweigen.

    Ohnehin erscheint der Sinn der Umfrage fragwürdig. Denn regelmäßig führt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) seinen bundesweiten Fahrradklimatest durch. Die Fragen sind weit differenzierter und geben reichlich Einblick in vorhandene Defizite, ermöglichen aber auch die Identifikation positiver Beispiele. Die Teilnehmer sind zu über 80 % keine ADFC-Mitglieder.

    Das jüngste Ergebnis, erst im vergangenen Frühjahr veröffentlicht, paßt der Landesregierung aber wohl nicht. Denn der Freistaat schnitt beschämend ab. Zwar konnte Erlangen seine Spitzenposition in seiner Größenklasse behaupten, doch lediglich mit einer Note von 3- (Drei minus). Die Erstplazierten der drei anderen Kategorien lagen bei 2,0 bis 2,5, alle in Nordrhein-Westfalen gelegen.