St. Getreu Kirche in Bamberg bleibt dauerhaft geschlossen

Krippe verlagert – Glocken-Dreiklang nach 200 Jahren wieder hergestellt

 Intensive Rissbildung in St. Getreu

Intensive Rissbildung in St. Getreu

Auch die ehemalige Benediktinerpropstei des Klosters Michaelsberg, die St. Getreu Kirche muss dauerhaft geschlossen bleiben. Nachdem im März dieses Jahres bereits wesentliche Bereiche innerhalb der Kirche wegen akuter Gefahr gesperrt werden mussten, und bereits große Putzfragmente herabgefallen sind, zeigt nun das vorliegende Tragwerkgutachten, dass die komplette St. Getreu Kirche bis auf weiteres vollständig geschlossen werden muss. Auch die Station Nr. 13 des Bamberger Krippenwegs wird verlegt und in der Oswaldkapelle im Pfortenflügel der Klosteranlage aufgebaut. Dafür wurde der bronzene Glocken-Dreiklang nach rund 200 Jahren wieder hergestellt.

Die Schäden an der St. Getreu Kirche sind gewaltig. Das Tragwerksgutachten des Ingenieurbüros Burges+Döhring, Bayreuth / Kulmbach, stuft die Kirche in eine hohe Schadensklasse mit einem vielfältigen Schadensbild ein. „Aufgrund der zahlreichen Risse in statisch hoch beanspruchten Bereichen sowie den bereits eingetretenen Verformungen und den erheblichen Substanzschäden an den Hölzern der Dachkonstruktion ist die Gefahr von Teileinstürzen gegeben“, so das Gutachten.

Aufgrund der Rissbildungen in den letzten Jahren in den Gewölben, der Kuppel und den Fassaden wurde eine Standsicherheitsüberprüfung durchgeführt und zahlreiche Untersuchungen zum Tragwerk veranlasst. Als Schadensursache wurde zum einen der Bau der Kirche in mehreren Zeitepochen auf unterschiedlichen Fundamenten und Gründungshorizonten benannt. Zum anderen trugen verschiedene An- und Umbauten in den letzten Jahrhunderten zur Destabilisierung des Bauwerks bei.

Eine Sanierung der Dachkonstruktion sowie eine Verbesserung der Gesamtstatik, ist unumgänglich. Zunächst muss jedoch umgehend, wie auch bei der Kirche St. Michael, das Bauwerk gesichert werden.

Dreiklang der Glocken nach über 200 Jahren wieder hergestellt

Trotz statischer Probleme des Gebäudes konnte jedoch nach über 200 Jahren der Dreiklang der Glocken von St. Getreu wieder hergestellt werden. Über dem ehemaligen Chor der Kirche St. Getreu, der nach der Säkularisation zu einem Treppenhaus umgebaut wurde, erhebt sich der achteckige Dachreiter mit der Glockenstube und einem barocken Geläut von 1733. Der Bamberger Glockengießer Johann Ignatius Höhn goss die Glocken in einer hervorragenden künstlerischen Gestaltung. Der Dreiklang der Glocken spiegelt in Gestaltung und Klang die Trinitätsverehrung in St. Getreu mit seiner entsprechenden hochwertigen Ausgestaltung des Gotteshauses wider.

Mit dem Mutterkloster St. Michael wird 1803 auch St. Getreu säkularisiert. Im Zuge der Versteigerung „entbehrlicher“ Kirchengüter wird 1806 das dreistimmige Geläut des Dachreiters auseinandergerissen. Die mittlere Salvatorglocke wurde verkauft und war seitdem Bestandteil der Glockenstube in Mühlendorf.

Im Zuge der 2014 begonnenen Sanierung des ehemaligen Chors mit Dachreiter wuchs der Wunsch nach einer Vervollständigung des vor ca. 200 Jahren auseinandergerissenen Glockendreiklangs. Dank des Kirchengemeinderats Mühlendorf und Pfarrer Walter Ries konnte dieser auch erfüllt werden. Der „Glockentausch“ zwischen der Kirchenstiftung Mühlendorf und der St. Getreu-Stiftung wurde beschlossen und bereits am 26.01.2015 konnte die Salvatorglocke in Mühlendorf ausgebaut werden, um den einstigen Dreiklang in St. Getreu wieder zu vervollständigen. Ein baudynamisches Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass geläutebedingte Schäden an Gewölben und Wänden der Kirche ausgeschlossen werden können. Das zusammengeführte dreistimmige Bronzegeläut von 1733 wird nun wieder zu hören sein. Das Glockengeläut in Mühlendorf wird durch eine bereits gegossene neue Glocke, die am 1. Advent geweiht wird, wieder ergänzt.

Umzug der Krippe

Da die St. Getreu Kirche aufgrund der Schäden auch in der Adventszeit und über den Jahreswechsel geschlossen bleiben muss, kann sie nun nicht die Station Nr. 13 des Bamberger Krippenwegs beherbergen. Seit der Kirchenschließung von St. Michael wurde die dortige Krippe in der St. Getreu Kirche ausgestellt. Da nun beide Kirchen wegen akuter Gefahr nicht mehr betreten werden können, wird die Krippe aus St. Michael in der Oswaldkapelle im Pfortenflügel der Klosteranlage aufgebaut und während der Büroöffnungszeiten zu besichtigen sein. An den Wochenenden kann im Bamberger Stiftsladen eine weitere Krippe aus den Beständen des Diözesanmuseums besichtigt werden.

Info

Sankt Getreu st eine ehemalige Benediktinerpropstei des Klosters Michaelsberg in Bamberg. Zwischen 1652 und 1732 entstand, als Nachfolgebau vorheriger Kapellen, die heutige barocke Kirche nach den Plänen Justus Heinrich Dientzenhofers. Trotz ihrer eher schlichten äußeren Gestaltung zählt sie aufgrund ihrer umfangreichen und künstlerisch wertvollen Innenausstattung zu den bedeutendsten barocken Sakralbauten in Bayern.