50 Jahre beste Milchideen aus Zapfendorf
Das größte Werk der Bayerischen Milchindustrie und weltweit führender Standort für Bio-Molkenerzeugnisse feiert Jubiläum
„Hier baut die BAYR. MILCHINDUSTRIE e. G. m. b. H. München 8, Friedenstrasse 42 ein TROCKENMILCHWERK“. So die Aufschrift eines Schildes aus dem Jahr 1964 an der Scheßlitzer Straße in Zapfendorf. Nicht nur für die Zapfendorfer war es eine aufregende Nachricht. In der von kleinbäuerlichen Strukturen geprägten Region gab es bislang kaum Industrie. Wenige Monate später wurde die erste Milchlieferung im Werk verarbeitet – noch bevor im Mai 1965 Richtfest gefeiert wurde.
Zum 50-jährigen Jubiläum des Werks Zapfendorf lud die Bayerische Milchindustrie eG (BMI) am letzten Samstag zur Feierstunde in die Abtenberghalle in Rattelsdorf. Aufsichtsratsvorsitzender der BMI Karl Beck, begrüßte eine lange Liste von Ehren-gästen, darunter Vorstandssprecher Peter Hartmann, Vorstand Dr. Thomas Obersojer, die Betriebsleiter von Zapfendorf Otto Billmeyer und Friedrich Fischer, DRV-Präsident Manfred Nüssel, BBV-Präsident Hermann Greif, Dr. Hans Jürgen Seufferlein, Verband der Milcherzeuger Bayern, Dr. Maria Linderer, Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft, Bürgermeister Volker Dittrich, Vertreter der BMI-Mitgliedsbetriebe sowie aktive und ehemalige Mitarbeiter des Werkes.
Zukunftsweisende Entscheidung und gezielte Investitionen
Auslöser und Startschuss für die Werksgründung in Zapfendorf war 1964 der Beitritt der MLG Franken zur BMI. Jetzt galt es, den zusätzlichen Rohstoff gewinnbringend zu verwerten. „Der Bau in Zapfendorf war für die Region, aber vor allem auch für die weitere Entwicklung der BMI zukunftsweisend“, betonte Peter Hartmann in seinem Streifzug durch die Geschichte des Werks. Von Anfang an setzt man auf die Herstellung von Trockenmilchprodukten. 4,4 Millionen Mark werden dafür in den Jahren 1964 bis 1966 eingesetzt. Die ersten Trocknungsanlagen sind zwei Walzentrockner mit einer Tagesleistung von 18 Tonnen Pulver. Von 1967 bis 1977 entstehen drei neue Produktionsgebäude mit Sprühtürmen, Verdampfer und Silos für die Milchtrocknung. 1979 wird eine Ultrafiltrationsanlage zur Molkeneiweißherstellung aufgestellt und ein Jahr später die erste Laktoselinie zur Produktion von Milchzucker.
Weitere Meilensteine sind 1994 der Kauf der kommunalen Kläranlage und 1995 der Bau der Molkerei zur Frischeproduktion.
Mit den Anforderungen des Marktes gewachsen
In den kommenden Jahrzehnten investiert man kräftig in modernste Anlagen und Techniken – Zapfendorf entwickelt sich zum Premiumhersteller von Trockenmilcherzeugnissen. Seit den 90er Jahren gewinnt die Produktion von Bio-Produkten immer mehr an Bedeutung – die BMI schafft dafür die technischen Voraussetzungen und erreicht die auf dem Markt nötigen Zertifizierungen. 2013 wird die hochmoderne Ultrafiltrationsanlage erneut vergrößert, um Molkenproteinpulver mit 80 Prozent Eiweißgehalt herstellen zu können. Außerdem optimiert man mit der Aufstellung einer Reverse-Osmose(Umkehr-Osmose)-Anlage die Abwasserbehandlung deutlich.
Optimierungen im Frischebereich
Im Frischebereich investiert die BMI 2013 in eine zweite Quarklinie; mit einem Volumen von bis zu 14.400 Bechern pro Stunde und einem zusätzlichen Kühl- und Verpackungslager. Die erhofften Optimierungen stellen sich ein: Die hochmodernen Quark-Separatoren ermöglichen auch bei niedrigeren Fettstufen einen deutlich sämigeren und cremigeren Quark. Gerade für Bäckereien und Gastronomie ist das ein wichtiges Qualitätskriterium. Durch das Lager am Standort werden außerdem die Transport-Kosten gesenkt.
Größte Produktionsanlage für Bio-Molkenerzeugnisse
Mit der Gemeinde Zapfendorf ist die BMI eng verbunden. Nicht nur als Arbeitgeber: Das örtliche Freibad wird vom Werk mit Wasser und Wärme versorgt und kann deshalb meist schon früh im Sommer als erstes Schwimmbad in Bayern öffnen. In den Jahren 2009 sowie 2012 bis 2014 erwirbt die BMI im Umkreis mehrere Grundstücke, um die Kapazitäten des Werks der steigenden Nachfrage anzupassen.
Heute ist Zapfendorf das größte Werk der BMI. Über 200 Mitarbeiter produzieren hier jährlich rund 77.000 Tonnen Trockenprodukte und circa 55.000 Tonnen Frischprodukte. Zapfendorf ist der größte Trocknungsstandort des Unternehmens und verfügt über die weltweit größte Produktionsanlage für Bio-Molkenerzeugnisse. An den drei Laktose-Linien und den vier Sprühtrocknern werden am Tag bis zu 320 Tonnen Pulver hergestellt. Neben den Standardprodukten Magermilch- und Süßmolkenpulver sind zunehmend innovative Spezialerzeugnisse gefragt. Die hochwertigen Eiweißkonzentrate gehen in alle Welt und werden von Lebensmittelkonzernen wie Nestlé, Danone, Kraft, Unilever, Mitsubishi und Hipp weiterverarbeitet.
Die Milchzuckerherstellung und die Produktion von Milch- und Molkenprodukten sowie die Trocknung teilentzuckerter Molke runden das Sortiment ab. Hinzu kommen pro Jahr circa 55.000 Tonnen Frischprodukte wie Quark, Butter, Trinkmilch, Joghurt und Sahne.
Gut gerüstet in die Zukunft
„Mit Hightech und Hochleistung steht das Werk Zapfendorf für effiziente Forschung und die jahrzehntelange Erfahrung der BMI in trockentechnischen Produktionsprozessen“, so Hartmann. „Von Zapfendorf aus können wir individuelle Kundenwünsche und höchste Qualitätsanforderungen ideal erfüllen“. Beispielsweise stellt das Werk seine Trockenprodukte auch in den Qualitätsstufen Halal, kosher und super-kosher her. „Die Ansprüche der Kunden sind in den letzten 50 Jahren ständig gestiegen, die Produktpalette ist breiter und margenstärker geworden“, fasst Hartmann die Entwicklung zusammen.
Zapfendorf könne mit der zunehmenden Technisierung jedoch gut mithalten – auch in Zukunft wird die BMI in den Standort investieren. So wird derzeit eine Mikrofiltrationsanlage zur Herstellung von Edelmolke und Milchcasein-Konzentrat aus Biomilch im Testlauf erprobt. Die nächsten 50 Jahre können kommen!
Über die BMI eG:
Die 1952 gegründete Genossenschaft BMI Bayerische Milchindustrie mit Sitz in Landshut zählt aktuell 27 Milchliefergenossenschaften und Molkereien als Mitglieder. Als eines der führenden deutschen Molkereiunternehmen verarbeitet die BMI jährlich mehr als 930 Mio. Kilogramm Milch und knapp zwei Mrd. Kilogramm Molke an den neun Produktionsstandorten in Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Der Exportanteil beträgt 50 Prozent. Die BMI ist einer der größten Molkenpulverhersteller Deutschlands; daneben sind Frischeprodukte und Käse tragende Säulen. Abnehmer sind der Lebensmitteleinzelhandel, die weiterverarbeitende Industrie und der Fachgroßhandel. Mit 975 Mitarbeitern wurde so 2014 ein Jahresumsatz von rund 605 Mio. Euro erwirtschaftet.
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