Kunstmuseum Bayreuth: Objekt des Monats November
Die aktuelle Ausstellung „Barock und Moderne. Guido Reni trifft Andy Warhol“ findet in den Sammlungen des Kunstmuseums Bayreuth viele Entsprechungen. 1955 hatte Victor Vasarely anlässlich der Ausstellung „le Mouvement“ in der Pariser Galerie Denise René Gedanken zu einem Manifest entworfen, das dem Wandel der Auffassungen zu Raum, Farbe und Figur Rechnung trägt. Auf gelbem Papier verfasst, werden diese notes pour un manifeste auch als manifest jaune bezeichnet. Darin erläutert Vasarely unter anderem die Beziehung von Form und Farbe:
«La forme ne peut exister qu’une fois signalée par une qualité colorée. La couleur n’est qualité qu’une fois délimitée en forme. Le trait (dessin, contour) est une fiction qui n’appartient pas à une, mais à deux formes-couleurs, il résulte de leur rencontre.»
(Es gibt keine Form, wenn sie nicht durch eine farbliche Eigenschaft bezeichnet ist. Farbe ist keine Eigenschaft, wenn sie nicht durch Form umschrieben wird. Die Linie ist eine Fiktion, die nicht durch eine einzige, sondern durch zwei Farb-Formen hervorgerufen wird. Sie resultiert aus deren Begegnung.)
Das Objekt des Monats, ein Blatt aus der Prof. Dr. Felix und Sybille Böcker Schenkung, macht diese Wechselwirkung von Form und Farbe auf besonders anschauliche Weise sinnfällig, indem es die Dialektik von Kreis und Quadrat betont. In dieser Werkphase steht die illusionistische Wirkung noch nicht im Mittelpunkt der Arbeiten von Victor Vasarely. In den Experimenten mit geometrischen Flächen und farblichen Kontrasten wird Anfang der Sechziger Jahre das Spiel mit der dritten Dimension vorbereitet, das Vasarely zu einem der bedeutendsten Vertreter der Op-Art machen sollte.
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