Oberfränkische Unternehmen leiden unter Poststreik

Ausstand trifft nahezu alle Branchen

Der anhaltende Streik bei der Post hat zunehmend schmerzhafte Folgen für die Wirtschaft in Oberfranken. „Verträge mit Banken kommen nicht an, Auszahlungen von Darlehen finden deshalb nicht statt, wichtige Unterlagen werden nicht zugestellt“, kritisiert Dr. Thomas E. Banning, Unternehmer aus Forchheim und Mitglied des dortigen IHK-Gremiums. So wie Banning, Vorstandsvorsitzender der Naturstrom AG, klagen viele Unternehmer über die Auswirkungen des Ausstandes. Überschrittene Fristen und Störungen in den Betriebsabläufen treffen nahezu alle Branchen.

Einige kleine Firmen könnten sogar in ihrer Existenz bedroht sein, wenn der Streik weitergeht. „In einem Fall eines Unternehmens, an dem wir mitbeteiligt sind, geht es gar um Fragen im Zusammenhang mit einer möglichen Insolvenzgefahr“, macht Banning deutlich. Er berichtet, dass sogar terminlich wichtige Post, die als Einwurf-Einschreiben verschickt wurde, über Wochen nicht beim Empfänger zugestellt wird. Banning kritisiert die Post dafür, dass diese selbst ein Abholen der Briefe im Verteilzentrum durch den Empfänger verweigere. „Gerade bei Tarifauseinandersetzungen muss ein Unternehmen sich gut organisieren – von Infrastrukturunternehmen wie der Post kann man erwarten, die für Justiz und Wirtschaft kritischen Leistungen aufrecht zu erhalten“, so Banning.

Einschätzungen des Konzerns, denen zufolge etwa 20 Prozent der täglich 65 Millionen Sendungen ihren Empfänger verspätet erreichen, kann Christian Wedlich für sein Unternehmen in Bayreuth ebenfalls nicht bestätigen. Der Gesellschafter der Wedlich Servicegruppe GmbH und Co. KG hat andere Erfahrungen gemacht: „In unserem Unternehmen erhalten wir seit drei Wochen nur maximal zehn Prozent der Post, die wir normalerweise zugestellt bekommen“, berichtet Wedlich, der sich im IHK-Gremium Bayreuth engagiert. „Auch wenn der Umstieg auf den digitalen Versand forciert wird, gibt es doch erhebliche Probleme, Angebote und Rechnungen an die Kunden zu bringen. Der Mehraufwand, der alle Unternehmen nach dem Streik treffen wird, ist enorm und verursacht im Umkehrschluss erhöhten Aufwand und Kosten in der Wirtschaft.“ Aus deren Sicht sei es mehr als wünschenswert, dass sich die Tarifpartner möglichst bald auf eine Lösung einigen.