BN bedauert Desinformation durch „Unser Steigerwald“

Stellungnahme des Bundes Naturschutz

Die Argumente für einen Buchenwaldnationalpark im nördlichen Steigerwald ausschließlich auf Staatswaldflächen liegen auf der Hand. Nordbayern bekäme einen ersten Nationalpark in Franken zwischen den Weltkulturerbestätten Bamberg und Würzburg. Das Waldnaturerbe Bayerns würde in einem einzigartigen Großschutzgebiet geschützt, von dem die ganze Region und Nordbayern profitieren würde. In der strukturschwachen Steigerwaldregion selbst würden viele Arbeitsplätze in Gastronomie, Handwerk und Übernachtungsgewerbe geschaffen. Angesichts dieser inzwischen auf drei Fachtagungen in Ebrach vorgestellten Fakten gehen den im Verein „Unser Steigerwald“ organisierten Gegnern eines Nationalparks offensichtlich die Argumente aus.

Immer häufiger werden mit Polemik, falschen Aussagen und Halbwahrheiten über die Wirkungen eines Nationalparks Ängste geschürt. Der Bund Naturschutz (BN) fordert, so sein Vorsitzender Prof. Dr. Hubert Weiger, die Spitzen des Vereins „Unser Steigerwald“ und die Bayerische Staatsregierung auf, in einen konstruktiven Dialog einzutreten und sich der Verantwortung für die Region nicht länger zu verschließen. Der BN schlägt dazu vor, dass die Staatsregierung einen moderierten Diskussionsprozess auf den Weg bringt, in dem das Für und Wider der verschiedenen Schutzgebietsvarianten vom Naturpark bis zum Nationalpark intensiv erörtert wird.

Der BN und die weiteren Verbände im Freundeskreis Nationalpark Steigerwald, in dem regionale bis weltweit agierende Organisationen vertreten sind, sind zu einer sachbezogenen Diskussion über den besten Weg für den Steigerwald bereit. Dabei sollten alle Schutzgebietsvarianten vom Naturpark bis zum Nationalpark und deren Auswirkungen auf die Artenvielfalt, den Tourismus, die Arbeitsplätze und auf die Region insgesamt diskutiert werden.

Der Bund Naturschutz bedauert, dass die Spitzen des Vereins „Unser Steigerwald“, d.h. auch Staatssekretär Gerhard Eck, dies bislang ablehnen und sich einer intensiven sachlichen Diskussion entzogen haben. Gerade als Mitglied der Staatsregierung sollte Eck an der Umsetzung der internationalen, nationa2 len und bayerischen Biodiversitätsziele interessiert sein, die ja auch für die Bayerische Staatsregierung verpflichtend sind. Denn auch Staatssekretär Eck müsste wissen, dass unsere nationalen Biodiversitätsziele vollkommen verfehlt werden. Der erste Laubwald-Nationalpark in Bayern wäre ein wichtiger Schritt nach vorn, weil er für das Überleben vieler bedrohter Tier- und Pflanzenarten alter Laubwälder unersetzlich ist. Doch stattdessen versucht der Verein „Unser Steigerwald“ unter seinem Vorsitzenden Eck einen Nationalpark Steigerwald zu verhindern, indem Ängste in der Bevölkerung mit nicht haltbaren Argumenten, Unterstellungen und Halbwahrheiten geschürt werden.

So werden auf der Unterschriftenliste der Nationalparkgegner die Forderungen „Erhalt des Naturparks“ und „uneingeschränkte Holznutzung“ mit einer Ablehnung des Nationalparks verknüpft. Dadurch wird fälschlicherweise unterstellt, dass ein Nationalpark eine Abschaffung des Naturparks und die Einstellung der Holznutzung im Steigerwald zur Folge hätte. Außerdem kritisiert der Verein „Unser Steigerwald“ die Verwendung von Spendengeldern durch den BN und beruft sich dabei auf eine Uraltausgabe der Zeitschrift Öko-Test mit längst überholten Sachverhalten. Fakt ist aber unter anderem, dass Öko- Test den Bund Naturschutz gar nicht getestet hat.

Weitere Stilblüten des Vereins „Unser Steigerwald“ hat der BN kritisch unter die Lupe genommen (siehe unten).

Der BN fordert die Staatsregierung auf, sich für eine Versachlichung der Diskussion einzusetzen und einen moderierten Prozess auf den Weg zu bringen. Dort sollte über den besten Weg für den Steigerwald diskutiert werden – vom Naturpark bis hin zu einem Nationalpark.

Stilblüten, Halbwahrheiten und Unterstellungen des Vereins „Unser Steigerwald“

Aussagen des Vereins „Unser Steigerwald“ zum Naturpark

Mit ihren Parolen „Naturpark muss bleiben“ und „Wir wollen den Steigerwald als Naturpark erhalten“ suggerieren die Nationalparkgegner, dass der Naturpark aufgelöst werden soll, wenn ein Nationalpark käme.

Fakt ist jedoch, dass dies von Seiten des Bund Naturschutz in Bayern nachweislich nie gefordert wurde. Ganz im Gegenteil: nach Auffassung des BN soll der Naturpark in seiner Gesamtheit von 128.000 Hektar erhalten werden und auf weniger als 10 % seiner Fläche durch einen Nationalpark ergänzt werden. Lediglich die Nationalparkgegner schüren hier Ängste, dass der Naturpark aufgelöst werde.

Aussagen des Vereins „Unser Steigerwald“ zur Holzversorgung

Auf der Unterschriftenliste „Unser Steigerwald“ steht: „Wir wollen das Holz des Steigerwalds weiterhin uneingeschränkt als regenerativen Energieträger und ökologischen Baustoff nutzen.“ Diese Aussage unterstellt, dass es bislang eine uneingeschränkte Nutzung von Holz im Steigerwald gab.

Fakt ist jedoch, dass dies für die diskutierte Nationalparkfläche, die ja zu 100 % im Staatswald des Forstbetriebes Ebrach liegen würde, schon heute nicht zutrifft. So beschränkt der Forstbetrieb Ebrach die Holzabgabe pro Haushalt bereits seit einiger Zeit. Außerdem gibt es heute schon einige 100 Hektar an Naturwaldreservaten, die nicht genutzt werden dürfen. Sogar die Gemeinde Rauhenebrach begrenzt die Abgabe des Brennholzes laut Gemeinde-Kurier 09/2010: „Die Abgabe des Holzes erfolgt ausschließlich in haushaltsüblichen Mengen für den Eigenbedarf an Bürger der Gemeinde Rauhenebrach“. Gleiches gilt für den Gemeinsamen Bürgerwald Gerolzhofen, Dingolshausen und Rügshofen. Hier wird die Abgabe auf 20 Ster begrenzt („haushaltübliche Mengen“ im Gemeindeblatt Dingolshausen vom 04.10.2010).

Der BN kritisiert, dass hier der Verein „Unser Steigerwald“ den Bürgerinnen und Bürgern mit der Unterschriftenliste eine „uneingeschränkte“ Holznutzung vorgaukelt, während die Gemeinden, die von Funktionsträgern des Vereins „Unser Steigerwald“ geführt werden als Waldbesitzer selbst die Holzabgabe beschränken. So ist der Bürgermeister der Gemeinde Rauhenebrach, Oskar Ebert, stellvertretender Vorsitzender des Vereins „Unser Steigerwald“, der die Unterschriftenliste aufgelegt hat. Auch die Stadt Gerolzhofen und die Gemeinde Dingolshausen sind Mitglieder in diesem Verein.

Fakt ist weiterhin, dass es bei dem diskutierten Nationalpark um ca. 10.000 bis 11.000 Hektar Staatswald geht, von denen ca. 7.500 Hektar (also 75 % der Nationalparkfläche) mittel- bis langfristig aus der Nutzung genommen werden sollen. Dies bedeutet, dass von den 51.000 Hektar an Wald im Naturpark Steigerwald nur maximal 20 % in einem Nationalpark einer natürlichen Entwicklung überlassen werden sollen. 80 % der Wälder im Naturpark sind von Nationalpark überhaupt nicht betroffen. Hier darf das Holz weiterhin wie bisher genutzt werden.

Aussagen des Vereins „Unser Steigerwald“ zur Internetaktion des BN

In der Pressemitteilung vom 09.10.2010 verbreitet der Verein „Unser Steigerwald“ eine Reihe von Falschaussagen und Unterstellungen zur Internetkampagne des BN.

„Unterschriften in der ganzen Welt gesammelt“

Fakt ist aber: Die meisten Unterschriften der Aktion kommen aus Bayern, schwerpunktmäßig bisher aus Franken. Die Relevanz eines jedes Themas mit 4 regionalem bzw. nationalem Bezug nimmt mit der geographischen Entfernung ab.

„Auf den Internetseiten war ersichtlich, dass vor allem Kinder und Jugendliche ihre Zustimmung anklickten. Wie oft sie das taten, kann nicht nachgeprüft werden“

Fakt ist aber, dass man auf den Internetseiten das Alter nicht erkennen kann. Es kann auch aus Datenschutzgründen über die Einträge vom BN nicht ermittelt werden. Die Behauptung ist daher völlig aus der Luft gegriffen. Es ist weiterhin falsch, dass mehrfache Einträge nicht nachgeprüft werden können. Die Datenbank mit den Unterschriften kann sehr wohl nach sogenannten Dubletten untersucht werden. Dies wird vor der Übergabe der Unterschriften selbstverständlich auch getan und die gefundenen Dubletten werden gelöscht.

„Dass sie wissen, um was es dabei geht, ist sehr unwahrscheinlich“

Fakt ist ferner, dass die Internetseiten unter www.ja-zum-nationalparksteigerwald. de eine Fülle von Informationen zu dem Thema bieten. Ganz im Gegensatz zu den Halbwahrheiten und Unterstellungen, die auf der Unterschriftenliste des Vereins „Unser Steigerwald“ zu finden sind (s.o.). Die Behauptung der Nationalparkgegner unterstellt allen Unterzeichnern der BNInternetaktion letztendlich Unbedarftheit oder gar Dummheit. Dies ist deshalb bedauerlich, weil es eine geringe Achtung des Andersdenkenden durch die Nationalparkgegner offenbart. Gerade aber die sachbezogene öffentliche Diskussion ohne die Diffamierung des Andersdenkenden ist ein Grundpfeiler unserer fortgeschrittenen Zivilgesellschaft.

„Viel aussagekräftiger, weil realistisch und ehrlich, ist dagegen unsere handschriftliche Sammlung, mit Namen, Herkunftsort und Unterschrift, die wir jederzeit zur Prüfung vorlegen können.“

Fakt ist aber, dass die Namen und Adressen aus der BN-Aktion vorliegen, sie werden sowohl auf der Internetseite als auch auf den ausgedruckten Listen abgefragt. Beides ist jederzeit ersichtlich. Daher wird der Bund Naturschutz – wie auch der Landesbund für Vogelschutz, der ebenfalls einige 1000 Unterschriften gesammelt hat – die Unterschriften bei der Übergabe an die Staatsregierung wie auf den Unterschriftsformularen angegeben mit Adressen vorlegen.