Sonntagsgedanken: Schöpfungsbericht, Teil 2

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Wer den sogenannten 1. biblischen Schöpfungsbericht liest, dem fällt auf, dass Gottes Schöpferwerk auf den Sabbat zuläuft, auf den Tag der Ruhe. Kaum auszudenken, was diese Einsicht für uns bedeuten könnte, wenn wir sie nur beherzigten: Es geht also nicht darum, Leistung zu bringen in der Familie, am Arbeitsplatz, beim Sport oder gar beim Sex. Sondern wir dürfen uns von Gott zur Ruhe bringen lassen, dürfen einstimmen in den Lobpreis der Schöpfung.

Gott hat uns hoch erhoben über unsere Mitgeschöpfe, sind wir doch alle Gottes Ebenbilder, Stellvertreter und Repräsentanten Gottes auf Erden. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir „kleine Leute“ oder „große Tiere“ sind, arm oder reich, gesund oder krank, alt oder jung. Der Mensch allein kann auf den Anruf Gottes antworten, kann nachdenken über sich. Der Mensch allein ist frei zu tun, was er will. So ist auch allein der Mensch vor Gott verantwortlich, ja schuldig. Pflanzen und Tiere müssen der Natur gehorchen bzw. ihrem Instinkt. Der Fuchs kann nie zum Unfuchs werden, der Hase nie zum Unhasen. Der Mensch aber wird zum Unmenschen, wenn er sich von Gott losreißt, wenn er sich von seinen Wünschen und Sorgen beherrschen lässt. Der Mensch schwankt zwischen Stolz und Depression, wird stumpf im alltagstrott, bemitleidet sich bald selbst, bald lehnt er sich trotzig auf gegen sein Los. Die Gottesebenbildlichkeit schenkt aber jedem seine persönliche Würde, besagt, dass jedes Menschenleben seinen persönlichen Sinn hat, auch das Leben eines Arbeitslosen, eines Behinderten, eines Asylbewerbers. Freilich versündigen sich schon die Eltern daran, wenn sie ihre Kinder vernachlässigen, überfordern, misshandeln, wenn sie ihnen die Frohe Botschaft vorenthalten. Unsere vornehmste christliche Aufgabe ist es, diese Menschenwürde zu verteidigen, und das fängt schon damit an, dass wir fair miteinander umgehen.

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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind