Sonntagsgedanken: Nicht auf den Lohn schauen!
„Wenn ein Bogenschütze um nichts schießt, trifft er ins Schwarze. Schießt er um einen Messingbecher, wird er schon nervös. Schießt er gar um einen Goldpokal, sieht er zwei Schießscheiben oder er sieht gar nichts mehr. Er ist nicht mehr er selbst. Seine Geschicklichkeit ist unverändert. Aber der Preis spaltet ihn. Er denkt mehr ans gewinnen denn ans schießen; und die Zwangsvorstellung: ‚Du musst unbedingt gewinnen!‘ lähmt ihn und er schießt daneben.“
Der chinesische Weise Tschuang-Tse hat Recht: Wenn ich mich krampfhaft bemühe, etwas zu schaffen, wird es bestimmt nichts. Wenn ich mich auf der Arbeitsstelle abmühe, weil ich Geld und Anerkennung will, wenn ich gar die Gebote Gottes nur halte, um mir damit einen goldenen Thron zu erwerben, dann werde ich hart und berechnend, verachte vielleicht gar die angeblichen oder wirklichen Versager. Der Apostel Paulus hat uns die Weisheit geschenkt, dass ich mir Gottes Liebe nicht verdienen muss, dass ich mich nicht abrackern muss, um einen Platz im Himmelreich zu bekommen. Was wäre das auch für ein trauriges Christentum? Natürlich sollen wir uns mit Ernst an die Gebote Gottes halten. Doch schön formuliert es Anthony de Mello: „Gehorsam hält die Gebote ein. Liebe weiß, wann sie zu brechen sind.“
So können wir dem an Leistung und Erfolg orientierten Denken der menschlichen Gesellschaft die christliche Kultur der Gelassenheit, der Barmherzigkeit entgegenstellen: Gott möchte mich in Dienst nehmen, möchte mit mir seine neue Welt bauen, wo es nicht darum geht, möglichst viel zusammenzuraffen, sondern in echter Geschwisterlichkeit zu leben, wo auch der alte, behinderte und kranke Mensch einen Platz hat. Gottes Welt wird unsere irdische Welt überwinden. Gottes Reich wächst, ja es kommt auf uns zu. Daran können Zweifel, Gier und Gewalt, ja der Tod nichts ändern.
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
- nicht verheiratet
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