Erzbischof Schick fordert Menschlichkeit gegenüber den syrischen Flüchtlingen

Symbolbild Religion

Weltflüchtlingstag: „Wir brauchen eine Willkommenskultur in Deutschland”

(bbk) Zum „Weltflüchtlingstag“ (20. Juni) fordert Erzbischof Ludwig Schick eine „Willkommens- und Anerkennungskultur“ in Deutschland. Menschen, die aus anderen Ländern nach Deutschland kommen, sollten zunächst als Bereicherung und nicht als Bedrohung betrachtet werden, sagte Schick und begrüßte die Entscheidung der deutschen Innenminister, weitere 10.000 Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. Es sei jedoch falsch zu sagen, dass damit die Möglichkeiten erschöpft seien.

Erzbischof Schick verwies auf die Forderung des katholischen Hilfswerks Misereor, mindestens 100.000 Menschen aus Syrien aufzunehmen, und erinnerte daran, dass während des Balkankriegs in den 90er-Jahren Deutschland über 300.000 Flüchtlinge aufgenommen habe. „Die Menschen in der Bürgerkriegsregion fühlen sich von uns im Stich gelassen“, sagte Schick, der auch Weltkirche-Bischof der Deutschen Bischofskonferenz ist. Dass Deutschland 20.000 sogenannte Kontingent-Flüchtlinge aufnehme, sei ein guter Schritt, aber nicht ausreichend. Weitere syrische Flüchtlinge würden auch von Verwandten in Deutschland aufgenommen, die sich zur finanziellen Versorgung verpflichten müssen und damit oft überfordert seien. Auch hier müsse der Staat unterstützen und zum Beispiel eine Krankenversorgung gewährleisten.

Schick rief Deutschland und alle europäischen Staaten auf, Zeichen der Menschlichkeit und Solidarität zu setzen angesichts von über zwei Millionen syrischen Flüchtlingen und vier Millionen Binnenvertriebenen seit 2011. Die Hälfte davon seien Kinder und Jugendliche die nach Befürchtungen der Vereinten Nationen zu einer „verlorenen Generation“ werden könnten. Selbstverständlich müsse auch alles getan werden, um den Krieg in Syrien zu beenden. Dazu gehöre auch eine Verschärfung der Kontrolle von Waffenlieferungen aus Deutschland.

Erzbischof Schick richtete den Blick aber auch auf andere Krisenherde, wo Hunderttausende oder gar Millionen auf der Flucht seien wie im Südsudan, Somalia, Afghanistan, Kongo, Myanmar, Kolumbien oder in der Zentralafrikanischen Republik, wo sogar jeder fünfte Bewohner auf der Flucht sei. Jetzt seien der Irak und Nigeria hinzugekommen.

Die Vereinten Nationen haben im Jahr 2001 den 20. Juni zum Weltflüchtlingstag erklärt. Dieses Datum wurde aus Verbundenheit der Weltgemeinschaft mit den afrikanischen Staaten gewählt, die diesen Tag zuvor bereits zum Gedenktag für Flüchtlinge bestimmt hatten. Der Weltflüchtlingstag ist auch den Binnenvertriebenen gewidmet, die durch bewaffnete Konflikte oder Verfolgung entwurzelt wurden. Die Gesamtzahl der Flüchtlinge liegt nach UN-Angaben weltweit bei über 15 Millionen, die der Binnenvertriebenen ist auf einem historischen Höchststand von über 33 Millionen.