BN appelliert an Staatsregierung Waldwildnis im Steigerwald zu fördern
Waldschutzgebiet ermöglicht Weltnaturerbebewerbung
Das Landratsamt Bamberg hat noch unter dem Landrat Dr. Günther Denzler hat im April 2014 in den Staatswäldern des Nordsteigerwaldes das größte nutzungsfreie Waldschutzgebiet Nordbayerns ausgewiesen, zugleich das größte in ganz Bayern außerhalb der Nationalparke. Dabei handelt es sich um einen bemerkenswerten Vorgang. Denn das Landratsamt setzt damit internationale und nationale Vorgaben zum Schutz der Biodiversität sowie die klaren Beschlüsse des Kreistages und Marktgemeinderates Ebrach um, während die bayerische Staatsregierung das bislang verweigert. Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) begrüßt daher die völlig korrekte Ausweisung eines Schutzgebietes durch das Landratsamt, weil damit die Option einer Weltnaturerbebewerbung offen gehalten wird. Dies brächte große Vorteile für die Natur, aber auch für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Der BN wird sich dafür einsetzen, dass das Waldschutzgebiet als Weltnaturerbe gemeldet wird.
„Wir appellieren an Ministerpräsidenten Horst Seehofer und Bambergs neuen Landrat Johann Kalb die Weltnaturerbebewerbung für den fränkischen Steigerwald zu unterstützen, weil ein Verzicht ein schwerer Rückschlag für die wirtschaftliche Entwicklung der strukturschwachen Region bedeuten würde“, so Hubert Weiger, 1. Vorsitzender des BN. So musste die Staatsregierung bereits mit 6 Millionen € einspringen, nachdem sich der Investor für den Baumkronenpfad bei Ebrach zurückgezogen hat, weil ohne ein Waldschutzgebiet oder Nationalpark mit zu wenig Besuchern zu rechnen ist. „Der Staatsregierung kommt ihre Verweigerungshaltung bei den Waldschutzgebieten bereits sehr teuer zu stehen“, so Weiger.
Denzler legt Grundstein für fränkisches Weltnaturerbe
Mit seiner Unterschrift am 16. April 2014 zum Geschützen Landschaftsbestandteil „Der Hohe Buchene Wald im Ebracher Forst“ hat der damalige Bamberger Landrat Dr. Günther Denzler das größte nutzungsfreie Waldschutzgebiet außerhalb der beiden bestehenden Nationalparke in Ober- und Niederbayern geschaffen. Auf einer Gesamtfläche von 775 Hektar soll sich im Ebracher Staatswald langfristig Naturwald entwickeln. In den Entwicklungszonen (ca. 382 ha) können nicht standortheimische Baumarten wie Fichten und Kiefern noch genutzt werden, so dass einer möglichen Borkenkäfergefahr wie bisher begegnet werden kann. Das neue Waldschutzgebiet erreicht zusammen mit zwei angrenzenden Naturwaldreservaten eine nutzungsfreie Fläche von über 900 Hektar, was eine Weltnaturerbebewerbung ermöglicht. „Wir danken Dr. Günther Denzler, der sich als ehemaliger Landrat des Landkreises Bamberg um dem Waldnaturschutz in Bayern verdient gemacht hat, weil er konsequent für den Schutz seiner fränkischen Heimat eingetreten ist – insbesondere auch gegen große Wiederstände aus Teilen der Staatsregierung“, so Hubert Weiger. „Wir kritisieren, dass insbesondere Staatssekretär Eck aus dem unterfränkischen Steigerwaldvorland seine Position in der Staatsregierung offenbar ausnutzt, um mehr Waldnaturschutz und Investitionen im oberfränkischen Steigerwald zu verhindern. Wir appellieren an den neuen Landrat im Landkreis Bamberg Johann Kalb die großen Chancen zu nutzen, die dieses Waldschutzgebiet für den Landkreis Bamberg und für den ganzen Steigerwald bietet“.
Waldschutzgebiet bringt Steigerwald nach vorn
Im Vergleich zu den positiven Auswirkungen und vor allem zu den Investitionen, die die Staatsregierung in den Forstbereich tätigt, sind die Belastungen und wirtschaftlichen Mindereinnahmen durch das Waldschutzgebiet von völlig untergeordneter Bedeutung. Vom Waldschutzgebiet sind nur 4 % der Waldflächen des Forstbetriebs betroffen, wodurch sich der Deckungsbeitrag des Forstbetrieb um ca. 28.000 € pro Jahr verringert. In einer Übergangszeit, in der noch die Nadelbäume genutzt werden können, verringert sich dieser Betrag sogar auf die Hälfte. Auf der anderen Seite gibt die Staatsregierung ein Vielfaches von diesen Beträgen aus, um das Forstzentrum in Handthal zu unterhalten. „Wir beklagen hier eine völlige Schieflage der Investitionen. Während im Forstbereich Millionenbeträge investiert werden und hohe Unterhaltskosten scheinbar problemlos geschultert werden, war die Staatsregierung bislang nicht bereit auch nur einen Bruchteil davon in Waldschutzgebiete zu investieren“, kritisiert Weiger. Denn wenn der Freistaat bereit wäre, auf nur einen Bruchteil dieser Summen als Einnahmen aus Holzverkäufen zu verzichten, könnte der Landkreis Bamberg sich um den Weltnaturerbetitel für die gesamte Steigerwaldregion bewerben. Für den Freistaat Bayern bedeutet dies einen marginalen Einsatz in der Größenordnung eines Mittelklassewagens, für die strukturschwache Steigerwaldregion würde sich es mehr als bezahlt machen. Denn ein großes Waldschutzgebiet – womöglich prämiert mit dem Welterbetitel – wäre ein Alleinstellungsmerkmal für Region, erhöht weltweit den Bekanntheitsgrad bei Touristen, steigert aber auch die Attraktivität für junge Familien in der Region zu bleiben, alles mit positiven Auswirkungen auf Infrastruktur und Arbeitsplätze. Dass derartige Waldschutzgebiete auch von der Bevölkerung mitgetragen, ja sogar gewünscht werden, zeigt die aktuelle Naturbewusstseinsstudie des Bundesamtes für Naturschutz. Danach spricht sich die klare Mehrheit der Deutschen für mehr wilde Waldnatur aus: 79 % der Menschen wünschen sich mehr Wildnis in den Wäldern.
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