Der Aufbau des Widerstands-Mahnmals in Bamberg wird konkret

Nach 6 Jahren der Planung und Ortsuche ist die städtische Baugenehmigung eingeholt und die Umsetzung für das Frühjahr 2015 rückt nahe

Dr. Christian Lange (neuer Bürgermeister der Stadt Bamberg) mit Bildhauer Albert Ultsch. Foto: J. Strahm

Dr. Christian Lange (neuer Bürgermeister der Stadt Bamberg) mit Bildhauer Albert Ultsch. Foto: J. Strahm

Bamberg. Am heutigen Vormittag hat die Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg e. V. gemeinsam mit dem Bildhauer Albert Ultsch die künstlerische Arbeit, die im Harmoniegarten zwischen Schönleinsplatz und Theater 2015 aufgestellt werden soll, im Atelier des Künstlers der Presse vorgestellt. Neuer Bürgermeister der Stadt Bamberg, Dr. Christian Lange, versicherte stellvertretend für die Stadt Bamberg dem Verein seine vollste Unterstützung für das weitere Vorgehen und verwies in seiner Ansprache auf das geschichtsträchtige Datum diesen Jahres, den 21. Juli 2014, den 70. Todestag von Claus Schenk Graf von Stauffenberg bzw. auf das Hitler- Attentat am 20. Juli 1944.

Seit 2003 setzt sich die Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg e. V. für „Zivilcourage, Erinnerung und Mahnung“ mit Projekten im Bamberger Stadtraum ein. Im Vordergrund, wie bei den „Stolpersteinen“, steht das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Bamberg, wie auch die Erinnerung und Ehrung von Persönlichkeiten, die den Weg des Widerstandes gegangen sind und ihr Leben geben mussten. Seit 2008 spricht der Verein sich, zunächst unter dem Vorsitz von Dr. Nikolai Czugunow-Schmitt, seit 2011 unter dem Vorsitz von Daniel Dorsch, für ein Widerstands-Mahnmal im zentralen Stadtraum aus.

„Gedacht ist ein ehrendes Denkmal stellvertretend für alle couragierten Bürger Bambergs im Nationalsozialismus. So ist es auch zu verstehen, dass die ausgewählten Protagonisten aus ganz verschiedenen Lagern gewählt wurden, die das sehr weite Spektrum des Widerstandes auch zu unterschiedlichen Phasen des Nationalismus verdeutlichen“, so Daniel Dorsch, erster Vorsitzender der Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg e. V..

  • Willy Aron – Vertreter der Justiz und des sozialistischen Widerstands
  • Hans Wölfel – Anwalt und Vertreter des kirchlichen Widerstands
  • Claus Schenk Graf von Stauffenberg – Vertreter des Widerstandes innerhalb des Militärs

Das Mahnmal vereint einzigartig das politisch motivierte Handeln des in Bamberg lebenden jüdischen Sozialisten und Rechtsreferendaren Willy Aron, der im Konzentrationslager Dachau bereits 1933 bestialisch zu Tode geprügelt wurde, mit dem damaligen Rechtsanwalt und Vorstand katholischer Bamberger Vereine, Hans Wölfel, der als Regimekritiker denunziert und am 3. Juli 1944 hingerichtet wurde, mit dem Offizier der Wehrmacht, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der mit dem persönlichen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 der Unmenschlichkeit ein Ende setzen wollte und noch in der darauffolgenden Nacht im Innenhof im Bendlerblock in Berlin dafür erschossen wurde.

Die Bronze-Büsten, die jede für sich auf einer Cortenstahl-Stele und einer braunen groben Granitplatte steht, bilden einzelne Inseln im Harmoniegarten. Die Köpfe werden den Betrachtern auf Augenhöhe begegnen. Was einer Überhöhung oder Heroisierung bewusst entgegenwirken soll. Die Köpfe sind nicht fotografisch abgebildet, sondern sollen deren Charaktere widergeben. „Im Gegenüber sollen sie die Frage aufwerfen, wie Menschen unter enormen Druck ihre Vorstellungen von Menschenwürde und einem friedlichen Miteinander bewahren, welche Wege der Befreiung sie suchen und welche Möglichkeiten wir heute haben, uns gegenseitig zu bestärken und aktiv für Menschenrechte und Grundgesetz einzutreten“, argumentiert der ehemalige Vorsitzende Dr. Nikolai Czugunow-Schmitt. Daniel Dorsch appellierte mit dem Projekt auch heutige Zivilcourage zu zeigen und damit auch gesellschaftliche Verantwortung und Position gegen rechtsextremistische Tendenzen zu übernehmen.

„Die Farbe Braun der Pophyr-Bodenplatten verweist auf den Nationalsozialismus, aus dem die drei Protagonisten heraustraten“, so Ultsch. Eine in der Bodenplatte eingelassene Messingplatte, ähnlich den „Stolpersteinen“, berichtet über die Person, deren Lebensdaten sowie deren Hinrichtung. Die Blicke der Portraitierten berühren sich nicht, sie sind in den Straßenraum gerichtet wie auch zwei weitere Steinplatten rechts und links der Anordnung in die Gegenwart verweisen.

Die Vorarbeiten des insgesamt mit 140.000 Euro angesetzten Mahnmales für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus sind abgeschlossen. Nach vielen Vorgesprächen mit Stiftungen und Förderern in den vergangenen 6 Jahren, und auch ersten größeren Zuwendungen, ist der Verein zuversichtlich, die Finanzierung auf solide Füße stellen zu können. Ca. 50.000 Euro sind offen und müssten von couragierten Bürgern und Unternehmen aus Bamberg übernommen werden. Wenn dies gelingt, so hofft der Verein, kann 2015 das Projekt endlich umgesetzt werden. Weitere Informationen: www.willy-aron.de