Sonntagsgedanken zum "Weißen Sonntag"

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Die Taufe

Im Fantasy-Roman: „Das Königreich des Sommers“ las ich folgende Geschichte: eine heidnische Zauberin sandte ihrer entlaufenen Dienerin einen Dämon hinterher. Er überfiel sie an einem Fluß und das Mädchen wäre gestorben, wenn sie ihr Freund nicht spontan getauft hätte. Erst dann mußte der Dämon aufgeben.Seltsam, aber was bedeutet die „Taufe“?

Das evangelische Gesangbuch enthält hierzu einen Lesenswerten Abschnitt. Ihn eröffnet auf S. 1382 eine Lithographie von Otto Dix mit dem Titel: „Die Taufe Jesu“. Der Täufer Johannes erscheint übermenschlich, fast bedrohlich, Jesus dagegen wirkt ziemlich unscheinbar. Aus der Hand des Täufers ergießt sich über ihn ein warmer Wasserschauer. Die herabfliegende Taube symbolisiert den Heiligen Geist. In der Taufe tritt Gottes Heiliger Geist an uns heran, um eine intensive, unauflösliche Beziehung mit uns einzugehen, um uns zu beschenken mit der Güte, der Kraft, der Phantasie, dem Engagement, der Weisheit Gottes. Die Taufe verbindet uns kleine vergängliche Menschen mit dem gewaltigen, oft unbegreiflichen Gott. Der Heilige Geist drängt sich aber nicht auf, sondern lockt leise wie eine Taube, er will unsern Blick nach vorne richten auf Gottes neue Welt, zu der ich durch meine Taufe gehöre. Der Name „weißer Sonntag“ kommt daher, dass früher die in der Osternacht Getauften am folgenden Sonntag noch einmal in ihren weißen Taufkleidern zum Gottesdienst erschienen. Die weiße Farbe drückte aus, dass man durch die Taufe ein neuer Mensch geworden war, der noch einmal neu anfangen konnte.

Wie ein getaufter Christ gelassen, vernünftig und zugleich heiter leben kann, möchte ich an einem Wort des unvergessenen Papstes Johannes XXIII. verdeutlichen(Ev. Gesangbuch, S. 1015):

  • „Nur für Heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne daß Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.
  • Nur für heute werde ich die größte Sorge für mein Auftreten pflegen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben, die andern zu verbessern, nur mich selbst.
  • Nur für heute werde ich in der Gewißheit glücklich sein, daß ich für das Glück geschaffen bin, nicht nur für die andere , sondern auch für diese Welt.
  • Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, daß die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.
  • Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben notwenidg ist, so ist die gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.
  • Nur für heute werde ich eine gute Tat vollbringen, und ich werde es niemand erzählen.
  • Nur für heute werde ich etwas tun, das ich keine Lust habe zu tun; sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen werde ich dafür sorgen, daß niemand es merkt.
  • Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen. Und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: vor der Hetze und der Unentschlossenheit.
  • Nur für heute werde ich fest glauben – selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, daß die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemand in der Welt.
  • Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist, und an die Güte zu glauben.“

Weitere Sonntagsgedanken

Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind
  • nicht verheiratet