Erzbischof Schick zu Religionslehrern: "Nur Entschiedene können andere zur Entscheidung führen"
„Das christliche Abendland befindet sich in einer Schwellensituation, vieles muss überdacht und erneuert werden“
(bbk) Erzbischof Ludwig Schick sieht die Kirche und die ganze Gesellschaft in einer „Schwellensituation“, die gleichermaßen Tradition und Innovation erfordere. „Wir spüren, dass wir einen neuen Raum betreten müssen, das Herkömmliche und Vertraute ist nicht mehr bewohnbar, einfach weiter wie bisher geht nicht“, sagte Schick am Samstag vor Religionslehrerinnen und -lehrern in Bamberg. Wie die Volkskirche werde auch das christliche Abendland hinterfragt. Die religiöse Landschaft verändere sich, weil andere Religionen und Weltanschauungen ihren Platz finden und einnehmen. Die Religionsfreiheit garantiere die Pluralität von Gläubigen und Religionen, und wir sollen sie gestalten, so Schick.
In einer Schwellensituation stehen nach Worten Schicks nicht nur Kirche und Religion, sondern die ganze Gesellschaft. Die ökologische Situation zwinge zu einer Energiewende, der demographische Wandel mache eine Rentenreform nötig. Auch in den Kernbereichen Ehe, Familie, Werte und Bildung verändere sich viel. „Schwellensituationen verunsichern und lassen fragen: Wie geht es weiter und was geht weiter? Wo muss abgespeckt und abgegeben werden? Was ist unbedingt zu bewahren und beizubehalten?“
Diese Situation sei eine Herausforderung an die christliche Kirche: „Wie können das Christentum und die Kirche in einer pluralen Gesellschaft leben und wirken sowie die Gesellschaft weiterhin prägen?“ Als Antwort zitierte Schick Papst Johannes Paul II., der bei seinem ersten Besuch in der Umbruchsituation seiner Heimat Polen gesagt hatte: „Die Kirche hat nichts anderes zu bringen als Jesus Christus.“ Aus seiner Person entwickle sich die Kirche und erneuere sie sich immer wieder. Der Religionsunterricht solle die Schülerinnen und Schüler zur Entscheidung für Jesus Christus, für sein Reich, für seine Kirche, für seine Werte und Tugenden führen. Dafür müssten die Lehrerinnen und Lehrer aber selbst Entschiedene sein. „Nur Entschiedene können andere zur Entscheidung führen.“
„Bei aller Ungewissheit ist eines immer klar: Wir brauchen eine Konzentration auf Jesus Christus, denn er ist unsere Zukunft“, sagte der Oberhirte. Eine Schwellensituation sei für alle eine schwierige Zeit. „Wir müssen vieles, was Kirche ist und zur Kirche gehört, überdenken. Eins ist sicher: Jesus Christus bleibt und muss bleiben; er ist das A und O, ihn dürfen wir verkünden.“
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