Grüne Bilanz für Oberfranken 2013
„Wichtige Erfolge, aber weiterhin kein entscheidender Fortschritt im Kampf gegen die flächenfressende Bebauung Oberfrankens“, so das Resümee des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) für Oberfranken 2013.
Größte Erfolge waren 2013 die Nachweise der Wildkatze in Wäldern Oberfrankens, erfolgreiche Initiativen für Windkraft nach Plan im Rahmen der Regionalplanung, das praktische Aus für einen umstrittenen Windpark am Steinberg (Lkr. Wunsiedel), die Verhinderung der Trubachtalquerung (Lkr. Forchheim), die Erweiterung eines Steinbruches am Deisenstein (Lkr. Lichtenfels) und die Einstellung der Giftspritzerei gegen den Eichenprozessionsspinner an den Autobahnen bei Forchheim und Bamberg. Mit einem Zuwachs bei den Mitgliedern von 15 % im Jubiläumsjahr geht der BN in Oberfranken gestärkt in die Auseinandersetzungen um die Zukunft. „Oberfranken ist eine Region mit starkem Bevölkerungsrückgang und enor-men Herausforderungen bei der Anpassung an die Altersentwicklung. In Oberfranken tut man aber so, als ob man die Realität durch mehr Straßenbau, Gewerbegebietsausweisungen und neue Wohngebiete zubetonieren könnte. Der ungebrochen hohe Flächenverbrauch bedeutet aber Verlust von fruchtbarem Boden, Freiraum und Natur. Er ist eine Hypothek auf die Zukunft, weil die Infrastruktur bereits nach wenigen Jahren neue Kosten erzeugt und diese durch immer weniger Menschen erbracht werden müssten“ fasst BN-Landesvorsitzender Hubert Weiger eine der zentralen Probleme Oberfrankens zusammen. Mit Sorge betrachtet der BN auch die ungebrochene Straßenausbauplanung. „Obwohl die Folgen des Klimawandels immer offen-sichtlicher und ein Ausbau der Straßen immer unsinniger wird, hält die Staatsregierung an ihrer Betonpolitik fest. Kommunalpolitiker haben hier entscheidende Mitsprachemöglichkeiten, ob Oberfranken weiter zur LKW-Transitregion umgebaut wird.“
„Zur Kommunalwahl appellieren wir deshalb an alle Kandidaten, sich zur Innenentwicklung, zur Wiedernutzung innerörtlicher Baulücken, die stärkere Nutzung wenig genutzter Gewerbeflächen und die Renaissance der Dorfläden zu bekennen“; so BN-Landesbeauftragter Richard Mergner. “Wir wünschen uns, dass die Wählerinnen und Wähler dies bei ihrer Entscheidung am 16. März 2014 zur Grundlage machen. In Coburg geht es 2014 zum Beispiel weiter um den völlig unnötigen Flugplatzbau, im Raum Küps um das Rodachtal und den Lerchenhof, im Raum Bamberg um die Rettung des Hauptsmoorwaldes nach Abzug der US-Armee, in Hof um die Landschaft westlich Oberkotzau oder bei Haidt und in Forchheim um das Wiesenttal. Und in fast ganz Oberfranken drohen zwei riesige Hochspannungsleitungen“, so Mergner.
Ein weiterer Schwerpunkt in Oberfranken war 2013 die Energiewende. „Gerade im windreichen Oberfranken setzen wir uns für eine planvolle Lenkung des Windkraft-Ausbaus und konkrete Energieeinsparung ein“ so Tom Konopka, Regionalreferent für Oberfranken. „2014 wird uns die Verteidigung der guten Regionalplanung intensiv beschäftigen, wenn Ministerpräsident Seehofer die neue Abstandsregelung („10 Horst“) durchsetzen will. Sie würde die von uns abgelehnte neue Gleichstrompassage durch den Regierungsbezirk erst richtig befördern.“
Als Erfolg verbucht der BN 2013 auch das Ringen um eine Agrarwende. „Zahlreiche oberfränkische Kreis- und Ortsgruppen beteiligten sich im Januar 2013 an der Großdemonstration in Berlin unter dem Motto ‚Wir haben es satt‘. Sie waren auch dieses Jahr wieder dabei. Wir wollen gemeinsam erreichen, dass bäuerliche und an die Landschaft angepasste Betriebe noch eine faire Überlebenschance haben.“ Auch die Bündnisse für gentechnikfreie Landwirtschaft waren in Oberfranken wieder sehr aktiv.
Der BN wird 2014 in breiten Bündnissen für die dringend nötige Ökologisierung der EU-Agrarpolitik arbeiten, die gerade für die kleinstrukturierte Landwirtschaft der oberfränkischen Mittelgebirgslandschaften eine zentrale Rolle spielt.
Im BN ist jedes Jahr ein Jahr der Biodiversität
2013 wurden wieder hunderte von Biotopen durch die ehrenamtlichen Aktiven für den Erhalt unserer Landschaft und der gefährdeten Arten gepflegt. Allein in der Kreisgruppe Wunsiedel waren dies 50 Flächen und etwa 2.000 Arbeitsstunden, in der Kreisgruppe Hof Einsätze in 39 Biotopen und in Bayreuth 65 Einsätze.
Mit dem Projekt „Guter Heinrich“ startete die Kreisgruppe Hof ein neues Projekte zum Schutz einer gefährdeter Pflanzenart, viele andere Projekte laufen weiter, darunter Grünes Band (Co, Kc, Ho, Wun), Flussperlmuschel (Hof), Fledermauserfassung (Forchheim), Erhalt alter Apfelsorten (Coburg, Forchheim, Bayreuth u.a.), Weißstorch (Kulmbach). Alle Kreisgruppen sind im Frühjahr beim Amphibienschutz aktiv und retten jedes Jahr etwa hunderttausend Kröten, Frösche und Molche vor dem Tod durch Überfahren allein im Regierungsbezirk. Ein Großprojekt war 2013 in Oberfranken die Erfassung der Wildkatze, an der sich z.B. die Kreisgruppen Kulmbach, Bamberg, Coburg, Forchheim und Lichtenfels intensiv beteiligten: Mit Baldrian besprühte Lockstöcke wurden dazu in verschiedensten Wäldern ausgebracht und die Haare von Katzen, die sich im Laufe von Wochen daran rieben genetisch analysiert. Und es zeigt sich: Die Wildkatze ist wieder da, sie hat Oberfranken wieder erobern können. Auf der Oberfrankenausstellung in Bayreuth konnte die Wildkatze durch die Kreisgruppe Bayreuth auch ins rechte Licht gesetzt werden. Damit Moore nicht weiter durch Torfabbau zerstört werden, haben BN-Gruppen, allen voran der BN in Bamberg und in Creussen Initiativen für mehr „torffreies Gärtnern“ gestartet. Bayernweit ringt der BN weiter um einen Nationalpark Steigerwald.
Bio, gentechnikfrei und regional – für eine umwelt- und klimafreundliche Landwirtschaft
Erfolgreiche Kooperationen von BN-Gruppen mit Landwirten haben auch 2013 dazu geführt, dass sich die Nachfrage und die Angebote von umwelt- und klimafreundlichen Nahrungsmitteln erweitert haben. Die BN-Kreisgruppen wie Bamberg, Lichtenfels organisierten zahlreiche Vorträge und Exkursionen zum Thema Agrarpolitik, in Hof, Kronach und Kulmbach konnte das Projekt Weidewelt Frankenwald erfolgreich abgeschlossen und ein Einkaufsführer heraus-gebracht werden.
Bessere Verkehrskonzepte und Flächenschutz
Einer der größten Erfolge war 2013, dass die bereits planfestgestellte und von der Kommunalpolitik seit Jahren gewünschte Umfahrung von Kauerndorf und Untersteinach (B289, Lkr. Kulmbach) nicht gebaut wurde, weil das Geld fehlt. Dem schönen Schorgasttal bleibt eine enorme Verhunzung zunächst erspart. Leider wurde aber soeben mit dem Bau der Ortsumfahrung Melkendorf (Stadt Kulmbach) begonnen, gegen die der BN lange gekämpft hat. Viele Straßenbauplanungen wie die Lerchenhoftrasse (B 303 bei Johannisthal), der vierspurige Ausbau der B 173 bei Küps, Trieb und Hochstadt (Kc, Lif), der vierspurige Ausbau der B 303 über das Fichtelgebirge (Wun, Bt), die Ostumfahrung Forch-heims durch das Wiesenttal (B 470), die Kelbachgrundanbindung bei Ebens-feld (Lif) oder die Ortsumfahrungen von Neunkirchen und Dormitz (Fo) haben den BN beschäftigt. Zur Flugplatzplanung in Wiesenfeld bei Coburg konnten im Rahmen des Bündnisses für die Region – gegen den Verkehrslandeplatz wieder etliche Protestaktionen und Initiativen durchgeführt werden. Große Chancen für den Flächen- und Landschaftsschutz tun sich in Bamberg auf, wo mit dem Abzug der US-Amerikaner 2014 155 ha militärisch genutzte Kasernenflächen freiwerden. Hier wird der BN vor allem darauf drängen, dass die Konversion zur Innenentwicklung und nicht zu einem weiteren Gewerbegebiet im Hauptsmoorwald oder zur Zerstörung der Sandflächen am Flugplatz Kramersfeld führt.
Bei allen Verkehrsprojekten hat der BN 2013 bessere Alternativen oder einen vollständigen Verzicht vorgeschlagen und wird dies 2014 verstärkt zur Vermei-dung finanzieller und ökologischer Desaster und für eine intelligente Mobilität fortsetzen.
Der nicht mehr vermittelbare Flächenverbrauch wird angesichts der Abnahme der Bevölkerung in Oberfranken auch 2014 ein Schwerpunkt sein.
Energiewende: Vorrang für Einsparung
Fast alle Kreisgruppen beteiligten sich 2013 an der zentralen Demonstration „Energiewende retten“ in Berlin mit 16.000 TeilnehmerInnen, weitere führten Aktionen zum Atomausstieg am Fukushima-Jahrestag durch.
Die oberfränkischen BN-Gruppen haben sich auch intensiv in die Ausgestaltung der Energiewende und die Erarbeitung lokaler Konzepte für eine nachhaltige Energieversorgung eingemischt. Beispielsweise hat der BN Bayreuth mit der Wärmebildkamera die Vorteile der Fassadendämmung aufgezeigt, die Kreisgruppe Hof macht z.B. Energieberatung für finanzschwache Haushalte, fast alle machen regelmäßig Veranstaltungen dazu. Bei der Windkraft wurden vielen Planungen befürwortet, aber es gab es auch Ablehnungen – nicht jeder in die Diskussion gebrachte Standort ist für ein Windrad geeignet. Alle Kreisgruppen beteiligten sich intensiv an der Regionalplanung, um Windkraft nach Plan voranzubringen.
Im Raum Coburg organisierten die Aktiven des BN etliche Mahnwachen gegen die geplante 380 KV-Leitung Altenfeld-Redwitz. Der BN gab im Planfeststellungsverfahren eine fundierte Stellungnahme ab und zeigte, dass hier vor allem Braunkohlestrom fließen soll. Damit würde die Energiewende aber konterkariert. Mit guten Beispielen voran geht der BN z.B. beim Projekt Energievision Frankenwald (Ho, Kc, Ku) oder beim Jugendsolartprojekt (Ba).
Umweltbildung: Hohe Nachfrage
Um das Interesse an und das Verständnis für die Natur und natur- und klimaverträgliche Nutzungsformen zu fördern, haben die oberfränkischen Kreis-gruppen und die „Ökologische Bildungsstätte Oberfranken in Mitwitz“ 2013 ih-re Umweltbildungsprogramme weiter ausgebaut. Ausstellungen wie zum Biber wurden präsentiert (z.B. Fo, Ba, Co, Ku), das Projekt „Fräulein Brehms Tierleben“ begeisterte Schulkinder in Coburg, die Großprojekte EMIL (Ho), Stadtoase (Kc) oder SchlöNZ (Ku) führten ihre bereits bewährte Arbeit fort.
Jubiläumsjahr 2013
Nicht nur das hundertjährige Jubiläum des BN wurde kräftig gefeiert, z.B. bei der zentralen oberfränkischen Veranstaltung am 1. Mai am Waldstein. Fünf der neun Kreisgruppen konnten auch 40 jähriges Gründungsjubiläum feiern (Fo, Ho, Ku, Lif, Wun). Bayreuth beging 25 Jahre Umweltbüro, die BN-Jugendorganisation in Untersiemau besteht bereits seit 20 Jahren, was beim Apfelfest und mit einem ganzjährigen Programm gebührend gefeiert wurde.
Gestärkt ins Jahr 2014
Die Mitgliederzahl des BN ist in Oberfranken im vergangenen Jahr von 14.759 Mitgliedern und Fördereren auf 16.830 Mitglieder (jeweils Dezember) gestie-gen, ein hoher Mitgliederzuwachs von 15%.
Der oberfränkische BN mit seinen neun Kreisgruppen und 75 Ortsgruppen geht daher gestärkt ins Jahr 2014 und wird weiterhin mit breiten Allianzen und viel-fältigen Ideen zum Erhalt der Lebensqualität in Oberbayern beitragen.
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