Universität Bayreuth: Verabschiedung von Prof. Dr. Peter Baptist in den Ruhestand

Symbolbild Bildung

Festveranstaltung im Rahmen eines Mathematischen Kolloquiums

Aus Anlass der Verabschiedung von Prof. Dr. Peter Baptist in den wohlverdienten Ruhestand veranstaltet das Mathemathische Institut eine Festveranstaltung im Rahmen eines Mathematischen Kolloquiums.

Termin: Donnerstag, 5. Dezember 2013
Zeit: ab 16.30 Uhr
Ort: Campus der Universität Bayreuth – Gebäude NW II, Hörsaal H 19,
Universitätsstraße 30, D-95447 Bayreuth.

Gleichermaßen sind interessierte Journalistinnen und Journalisten, Beschäftigte sowie Studierende herzlich eingeladen!

Den Festvortrag über ‚Rechtwinklige Dreiecke‘ hält Prof. Dr. phil. Jürg Kramer, Lehrstuhl Mathematik und ihre Didaktik an der Humboldt-Universität Berlin. „In diesem Festkolloquium zu Ehren des Kollegen Peter Baptist möchte ich die Zuhörer auf eine Entdeckungsreise in die Welt der rechtwinkligen Dreiecke mitnehmen. Zugegebenermaßen scheint dieses Thema auf den ersten Blick eher unspektakulär zu sein. Mit unserem Vortrag möchten wir demgegenüber aufzeigen, wie Fragestellungen im Zusammenhang mit rechtwinkligen Dreiecken die
mathematische Forschung in der Geometrie und Zahlentheorie über mehr als zwei Jahrtausende bis hin zur Gegenwart motiviert haben und weiter inspirieren“, erläutert der Gastwissenschaftler am Lehrstuhl für Zahlentheorie bei Prof. Dr. Michael Dettweiler an der Universität Bayreuth.

Der berufliche Werdegang von Prof. Dr. Peter Baptist

Peter Baptist, geboren 1948 in Bad Kissingen, studierte Mathematik und Physik an der Universität Würzburg. Akademische Abschlüsse: Diplom in Mathematik, Promotion in Optimierungstheorie, Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien, Habilitation. Außeruniversitäre Tätigkeiten: Lehrer am Gymnasium und an einer Gesamtschule.

Seit 1994 hatte Prof. Dr. Peter Baptist den Lehrstuhl für Mathematik und ihre Didaktik an der Universität Bayreuth inne. Davor war er auf den Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik an der Technischen Universität Dresden berufen worden. Vorausgegangen waren eine Lehrstuhl- bzw. eine Professur-Vertretung in Bayreuth bzw. in Erlangen. Seine Arbeitsgebiete umfassen Optimierungstheorie, Elementargeometrie vom höheren Standpunkt, Problemgeschichte der Mathematik, Lehren und Lernen von Mathematik, Dynamische Arbeitsblätter und Lernumgebungen, Konzepte für den Einsatz von Mathematiksoftware in der Ausbildung an Schule und Hochschule.

Prof. Baptist war stets darauf bedacht, die Ausbildung an der Universität sowohl inhaltlich als auch strukturell zu verbessern und zu erweitern. So begründete er die Zusatzqualifikation ‚Multimediakompetenz‘, die sich mittlerweile als Anwendungsfach in mehreren Bachelorstudiengängen etabliert hat. Auch das Lehramtsstudium Informatik hat er in Bayreuth eingeführt und aufgebaut. Bewährt hat sich inzwischen der von ihm entwickelte Modellstudiengang Bachelor-Master für das Lehramt an Gymnasien in den MINT-Fächern. Mehr Schulpraktika und Fachdidaktik, die Möglichkeit des Wechsels in ein Masterstudium eines der studierten Fächer nach dem Bachelorabschluss sowie die Verzahnung von Studium und Referendardienst gehören zu den Kennzeichen dieses innovativen Studiengangs.

Um die Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung in den MINT-Fächern zu optimieren und zu koordinieren sowie um Forschungsaktivitäten in diesem Bereich auf den Weg zu bringen, gründete er zusammen mit Prof. Klautke das Zentrum zur Förderung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts (Z-MNU). Unter diesem ‚Dach‘ konnten sehr erfolgreich Drittmittelprojekte eingeworben werden.

Gymnasiallehrkräfte schätzten die wissenschaftlichen Vorträge und den Erfahrungsaustausch anlässlich der regelmäßigen Kolloquien Mathematik – Didaktik, die in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Philologen-Verband durchgeführt wurden. Einmalig für Bayern war das regelmäßig im Herbst stattfindende Mathematik-Wochenende für Realschulen. Im Laufe der Jahre hatte sich eine Gemeinschaft von engagierten Lehrkräften zusammengefunden, die sich ständig vergrößerte.

Prof. Baptist hat bei der Gründung der Virtuellen Hochschule Bayern (VHB) mitgewirkt und er war lange Jahre wissenschaftlicher Beirat in der Fächergruppe Schlüsselqualifikationen.

In den Anfangsjahren des Internets haben Prof. Baptist und sein Lehrstuhlteam viele Schulen der Region wirkungsvoll unterstützt. Mit dem Nordbayerischen Schulserver wurde ein erstes Netzwerk aufgebaut. In der Folgezeit gab es eine enge Zusammenarbeit mit der Initiative ‚Schulen ans Netz‘, mit ‚Lehrer-Online‘ sowie mit der Firma Intel GmbH (Intel – Lehren für die Zukunft), der Robert-Bosch-Stiftung (Experimentelle Mathematik und Multimedia) und der Telekom-Stiftung (Mathematik anders machen, Naturwissenschaften entdecken).

Zu den Hauptarbeitsgebieten des Lehrstuhls gehört die Entwicklung dynamischer Mathematik-Software. Die Software-Programme GEONET und GEONExT erreichten weltweite Verbreitung. Das neueste Produkt, die gestengesteuerte Software sketchometry für Tablet-PCs, knüpft gerade an diese Erfolge an. Für die Idee, die Konzeption und die Realisierung dynamischer Arbeitsblätter erhielt Prof. Dr. Peter Baptist 2005 den Deutschen Bildungssoftwarepreis „digita“. Zusätzlich wurde 2007 das Team mit dem Deutschen E-Learning Innovations-Award „d-elina“ ausgezeichnet. Die genannten Software-Produkte kamen in zahlreichen Projekten erfolgreich zum Einsatz, wie z. B. in math-kit (BMBF), GEONExT Goes East (BMBF, DAAD, DFG), Mathematikunterricht mit dynamischen Arbeitsblättern (Oberfrankenstiftung) und in den EU-Projekten Intergeo und InnoMathEd.

Das schlechte Abschneiden unserer Schulen in der TIMS-Studie hat Ende der 1990er Jahre die deutsche Öffentlichkeit völlig überrascht. Die Politik reagierte darauf im Jahr 1998 überaus schnell mit dem Schulentwicklungsprojekt der Bund-Länder-Kommission ‚Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts‘ (SINUS). 180 Schulen nahmen an dem deutschlandweiten Projekt teil; zuständig für das Fach Mathematik war Prof. Baptist, die Naturwissenschaften wurden von der Universität Kiel betreut. Fünf Jahre später wurde das Projekt auf 1.800 Schulen erweitert (SINUS-Transfer). Aufgrund der Föderalismusreform musste SINUS-Transfer 2007 beendet werden. Der Erfolg von SINUS lässt sich an einer positiv veränderten Unterrichtskultur und an dem guten Abschneiden der SINUS-Schulen bei PISA-Tests festmachen. Mit dem EU-Projekt ‚Fibonacci‘ (2010 – 2013) wurden die SINUS-Ideen in 25 europäische Länder getragen. Auch hier war Prof. Baptist für das Fach Mathematik verantwortlich.

Aufgaben aus SINUS bzw. SINUS-Transfer sowie einige tausend weitere Aufgaben für den Unterricht an Gymnasien und Realschulen enthält die Mathematikaufgabendatenbank SMART. Aus dieser Sammlung können mit einer Art Warenkorb Aufgabenblätter online zusammengestellt werden, die sich in verschiedenen Dateiformaten drucken oder bearbeiten lassen. Diese Datenbank wird seit 1996 durch das BayStMUK gefördert.

Die schulischen Projekte des Lehrstuhls zeichneten sich stets durch einen direkten Bezug zum Unterricht aus. Dies wurde auch vom BayStMUK anerkannt, das zur Unterstützung der Projekte immer wieder Mathematiklehrkräfte an die Universität (teil-) abgeordnet hat. Insbesondere für sein Engagement in der Lehrerfortbildung bekam Prof. Baptist im Jahr 2003 den Bayerischen Staatspreis für Unterricht und Kultus verliehen. Die Deutsche Mathematiker Vereinigung (DMV) ernannte ihn 2012 zum Mathemacher des Monats.

Ein wichtiger Kooperationspartner war und ist für Prof. Baptist der Arbeitgeberverband Gesamtmetall und dessen Initiative think.ING zur Förderung des Ingenieurnachwuchses. Beispiele für die Zusammenarbeit sind die Konzeption und Durchführung spezieller Brückenkurse zur Mathematik für Studienanfänger (MATHCamp) sowie die vielfältige Mitwirkung im Exzellenz-Netzwerk für Schulen (MINT-EC).
Eine besondere Außenwirkung und Werbung für die Mathematik erzielt Prof. Baptist seit 2007 in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Künstler Eugen Jost durch das Mathematik-und-Kunst-Projekt ‚Alles ist Zahl‘, das u.a. durch Gesamtmetall gefördert wird. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, Bücher und Kalender belegen das große Interesse an dieser Thematik. Eine Sonderausstellung war von 2009 bis 2011 im Deutschen Technikmuseum in Berlin zu sehen. Einige Posterwände dieser Ausstellung haben inzwischen einen festen Platz im Mathematikteil des Gebäudes Naturwissenschaften II der Universität Bayreuth gefunden.

Im August 2013 hat Prof. Baptist die Forschungsstelle „Mobiles Lernen mit digitalen Medien“ gegründet. Im Fokus stehen die Entwicklung innovativer Materialien und didaktischer Konzepte für den Mathematikunterricht sowie deren schulische Erprobung. Somit bleibt Prof. Baptist auch weiterhin mit der Universität Bayreuth verbunden.