Stadthalle Bayreuth: "Theater auf Touren" im November

TaTZweimal Theatervergnügen und Giuseppe Verdis Oper „Ein Maskenball“ in der Stadthalle

Das Westfälische Landestheater zeigt am Dienstag, 12. November, im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Theater auf Touren“ Johann Wolfgang von Goethes „Iphigenie auf Tauris“. Komplettiert wird der Programmreigen im November durch die Aufführung von Giuseppe Verdis Oper „Ein Maskenball“, in Szene gesetzt vom Landestheater Coburg, sowie durch Georg Büchners „Woyzeck“, aufgeführt vom Theater an der Ruhr.

Iphigenie fühlt sich hin und her gerissen. Da ist auf der einen Seite Thoas, der König, der ihr das Leben schenkte und sie begehrt. Doch nun wurden an der Küste zwei Männer gefangen genommen, die nach altem Brauch der Diana geopfert werden sollen. Es sind Iphigenies Bruder Orest und sein Freund Pylades, die sie auf Geheiß des Königs töten soll. Während Orest und Pylades zur Flucht drängen, tobt in Iphigenies Seele ein unlösbarer Konflikt: Muss sie ihre vom Schicksal auferlegten Pflichten erfüllen oder darf sie ihrer Sehnsucht folgen und sich als Individuum bewähren? Goethes Versdrama ist ein Schlüsselstück des klassischen Humanitätsideals. Im Mittelpunkt steht die Wandlung der Heldin, die sich von einem pflichtbewussten Mädchen zu einer Persönlichkeit entwickelt, die selbstbewusst Entscheidungen fällt und für die das eigenverantwortliche Handeln zur zentralen Charaktereigenschaft wird.

Den 200. Geburtstag Giuseppe Verdis nimmt das Landestheater Coburg zum Anlass sein bekanntes und rätselhaft schillerndes Meisterwerk „Ein Maskenball“ am Dienstag, 19. November, in Bayreuth zu präsentieren. Ein Herrscher begehrt die Frau seines Adjutanten, Verschwörer planen ein Komplott und eine Wahrsagerin beschwört Unheil herauf – oder warnt sie nur davor? In Verdis „Maskenball“ kontrastieren die dämonische Beschwörungsszene und der nächtliche Henkersplatz mit einem rauschenden Fest. Zugleich ist die Oper ein faszinierendes Puzzle um wechselnde Paarkonstellationen und die Freude am Rollenspiel, gewürzt mit einem Hauch von Theater auf dem Theater. Hinter allem steckt die Sprengkraft eines Freiheitsdrangs, der sich mit privaten Konflikten zu einem tödlichen Gebräu vermischt.

Das Libretto des „Maskenball“ basiert auf dem schillernden Leben und der spektakulären Ermordung des schwedischen Königs Gustav III. Es gab vor der Uraufführung massive Probleme mit der Zensur, weil die Behörden Bedenken hatten, eine Oper über einen Königsmord zu erlauben. Demonstrationen für die Kunstfreiheit organisierten sich und so wurde der „Maskenball“ in Rom uraufgeführt, wobei allerdings aus dem schwedischen König der Gouverneur von Boston geworden war. Giuseppe Verdi aber wurde zum Symbol der nationalen Befreiung Italiens.

Das Theater an der Ruhr zeigt am Dienstag, 26. November, mit „Woyzeck“ eines der meistgespielten und einflussreichsten Dramen der deutschen Literatur. Georg Büchner, der von einem historischen Vorbild, dem 1824 in Leipzig hingerichteten Johann Christian Woyzeck, inspiriert wurde, seziert darin das Verhalten der neuen bürgerlichen Klasse mikroskopisch und entdeckt mit Schrecken die Groteske der Welt. Der einfache Soldat Franz Woyzeck, der seine Freundin Marie und das gemeinsame uneheliche Kind finanziell zu unterstützen versucht, lässt sich von einem skrupellosen Arzt zu Versuchszwecken auf Erbsendiät setzen, um seinen mageren Sold als Laufbursche bei einem Hauptmann zu verbessern. Er wird von beiden nicht nur physisch und psychisch ausgenutzt, sondern auch noch öffentlich gedemütigt. Als er dann noch von Marie betrogen wird, glaubt er innere Stimmen zu hören und ersticht die Geliebte. Wenn Woyzeck im Stück zu seinem Hauptmann sagt: „Es ist viel möglich. Der Mensch! Es ist viel möglich“, dann hat dies mit der Realität der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts nichts zu tun. Das Verhalten der neuen bürgerlichen Klasse war streng reglementiert, jede Abweichung wurde geächtet und für die Betroffenen zum Stigma.

Alle drei Veranstaltungen beginnen jeweils um 20 Uhr im Großen Haus der Stadthalle. Einzelkarten und Abonnements sind an der Theaterkasse, Opernstraße 22 (Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 10 – 17 Uhr; Samstag, 10 – 14 Uhr), Tel. 09 21 / 6 90 01; Fax 09 21 / 885 761 E-Mail: theaterkasse@bayreuth-tourismus.de erhältlich. Ein Programmfaltblatt sowie ein Flyer mit den Abo-Bedingungen sind bei der Kongress- und Tourismuszentrale, der Theaterkasse und den Bürgerdiensten in beiden Rathäusern erhältlich. Schüler und Studenten erhalten 50prozentige Ermäßigung auf die Einzelkarten.