Handwerk rüstet auf: Lehrstellenangebot im Handwerk wächst

Handwerkskammer meldet: 5,7 % mehr angebotene Lehrstellen als in den Vorjahren

Die gute Binnenkonjunktur machts möglich: Stand 1. September 2013, zum Start ins neue Ausbildungsjahr, sind bei der Handwerkskammer für Oberfranken 1.809 neu abgeschlossene Lehrverträge registriert. Das sind zwar 4,5 Prozent weniger als im Vorjahr, aber es kommen noch 612 offene Lehrstellen dazu, die das Handwerk aktuell über die Internet-Lehrstellenbörse anbietet, einsehbar unter www.hwk-oberfranken.de<http://www.hwk-oberfranken.de>.

„Das Lehrstellenangebot im oberfränkischen Handwerk ist in diesem Jahr so hoch wie schon lange nicht mehr“, kommentiert Handwerkskammer-Präsident Thomas Zimmer die aktuellen Zahlen für Oberfranken. „Unsere Betriebe haben erkannt, dass sie in Zukunft mehr Ausbildungsplätze anbieten müssen, um ihren Fachkräftebedarf nachhaltig zu decken“. Rechnet man die bis 31. August eingetragenen Lehrverträge und die Zahl der offenen Lehrstellen zusammen, kommt man auf 2.421 Lehrstellen, die das oberfränkische Handwerk aktuell anbietet, das sind 5,7 Prozent mehr Lehrstellenangebote als im Vorjahr. Damit, so Präsident Zimmer, liegen wir noch höher als die vor kurzem veröffentlichten Zahlen des Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Bayern.

Und das, obwohl die Ausbildungsquote des Handwerks jetzt schon dreimal so hoch ist wie alle anderen Wirtschaftsbereiche, so Zimmer. Die Ausbildungsquote wird gemessen an der Zahl der Lehrlinge im Verhältnis zur Zahl der Beschäftigten. Diese liegt im Handwerk aktuell bei 8,7 Prozent in Oberfranken, im Bundesgebiet bei 8,2 Prozent, die Ausbildungsquote der übrigen Wirtschaft liegt bei knapp 3 Prozent. Jedes vierte Unternehmen in Oberfranken ist ein Handwerksbetrieb, das Handwerk bildet aber ein Drittel aller Lehrlinge in Oberfranken aus, im gewerblich-technischen Bereich sogar zwei Drittel aller Lehrlinge.

Warum das Handwerk so viel ausbildet, liegt für Präsident Zimmer auf der Hand. Werfen wir einen Blick in die Strukturen des Handwerks: Stand August 2013, bilden 27,3 Prozent aller oberfränkischen Handwerksbetriebe Lehrlinge aus (2553 von 9.354 ausbildungsberechtigten Betrieben), bundesweit liegt die Quote bei 21,7 Prozent. Zimmer: „Diese hohe Quote ist vor allem auch der Ausbildungsberechtigung zu verdanken, die mit dem Meisterbrief erworben wird und die seit Jahrhunderten für eine hohe Ausbildungsleistung im Handwerk sorgt. Und zweitens liegt es einfach an den Tätigkeitsfeldern des Handwerks, die eine fachliche Ausbildung voraussetzen. Der technische Fortschritt führt auch im Handwerk zu höheren Anforderungen in der beruflichen Bildung. Einfachere Tätigkeiten gehen zurück, die Zahl der hoch technisierten Berufe nimmt zu, Kundenorientierung wird immer wichtiger und neben den fachlichen gewinnen auch die sozialen Kompetenzen an Bedeutung. Für An- und Ungelernte ist da einfach immer weniger Platz, so Zimmer. Wir brauchen mehr Fachkräfte als früher, das gilt nicht nur für Berufe wie Kfz-Mechatroniker oder Elektrotechniker. Wichtig ist uns dabei: Im Handwerk sind praktische Begabungen gefragt. Deswegen haben auch leistungsschwächere Schulabgänger die Chance, im Handwerk ihren Weg zu machen“. Es gehen aber auch immer mehr Realschüler und Abiturienten ins Handwerk.

Regionale Unterschiede bei den Lehrstellen gibt es in Oberfranken kaum, so Zimmer. „Wir decken mit unserem Lehrstellenangebot Oberfranken flächendeckend ab. So, wie auch die Handwerksbetriebe selbst ihre Standorte flächendeckend in ganz Oberfranken haben. Die meisten Lehrstellen werden übrigens im ländlichen Raum angeboten, dort sind wir oft sogar der wichtigste Arbeitgeber“. Wie vielfältig das Handwerk ist, spiegelt sich ebenfalls in der Lehrlingsstatistik wider. Aktuell bildet das oberfränkische Handwerk in 115 verschiedenen Berufen aus. Die meisten Lehrstellen werden im Nahrungsmittelgewerbe, im Bau- und Ausbaugewerbe (Maurer, Maler und Lackierer, auch Zimmerer) sowie in den Metall- und Elektroberufen (Feinwerkmechaniker, Metallbauer, Anlagenmechaniker SHK, Elektroniker und Kfz-Mechatroniker) angeboten. Nach Ausbildungsberufen gesehen, wird am stärksten in den Berufen Kfz-Mechatroniker, Elektroniker, Anlagenmechaniker SHK, Metallbauer, Maler und Lackierer sowie Friseur ausgebildet. Natürlich bewegt sich bis Ende des Jahres noch einiges. Zum Stichtag 1. September 2013, und dieser Rhythmus wiederholt sich jedes Jahr wieder, sind bei der Handwerkskammer erst zwei Drittel aller Lehrverträge eingegangen. Es tut sich also noch einiges auf dem Lehrstellenmarkt, bis in den November hinein.