BIGSAS@school: Schüler aus Bamberg wechseln die Perspektive und werden mit Aha-Erlebnissen belohnt

Symbolbild Bildung

„Von den ca. 200 Sprachen im meinem Land kann ich zwei sprechen, dann noch die Amtssprachen Englisch und Französisch und seit ich hier in Deutschland bin, lerne ich auch noch Deutsch. Welche Sprachen sprecht ihr?“. Große Schüleraugen blicken auf die Doktorandinnen und Doktoranden der BIGSAS, der Bayreuth International Graduate School der Universität Bayreuth.

In den letzten Schultagen vor den Sommerferien kamen rund 60 Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen des Bamberger Franz-Ludwig-Gymnasiums nach Bayreuth und besuchten die BIGSAS am Geschwister-Scholl-Platz.

Im Projekt BIGSAS@school können Schulklassen die Doktorandinnen und Doktoranden der BIGSAS treffen und mit Fragen über Afrika und das Leben dort ‚löchern‘. Und die Fragen der Bamberger Jugendlichen waren zahlreich und bunt durcheinander: Das Essen wird oft mit den Händen gegessen, verbrennt man sich da nicht die Finger?, Was, du hast wirklich zehn Geschwister?, Mehrere Frauen zu haben ist bei euch wirklich normal und können Frauen dann auch mehrere Männer haben?, Gibt es noch so richtig traditionelle Heiler in deinem Land und gehst du lieber dahin, als in ein Krankenhaus?, Wer ist dein Lieblingssänger?, Kennst du eigentlich Eminem? …

Am verwunderlichsten war für die Schülerinnen und Schüler allerdings die Sprachenvielfalt auf dem afrikanischen Kontinent und dass in einem Land oft mehrere hundert Sprachen gesprochen werden. Die Doktorandinnen und Doktoranden sprachen ein paar Sätze in ihrer Muttersprache, die sich so gar nicht wie die anderen europäischen Sprachen anhörten.

Die Schülerinnen und Schüler hörten interessiert und gespannt den Erzählungen der Promovenden zu, die von den Unterschieden in Deutschland zu ihren Heimat-ländern berichteten. Eine Doktorandin wunderte sich beispielsweise, dass es keine direkte Kommunikation in öffentlichen Verkehrsmitteln gibt. „Die Menschen sitzen im Bus und kommunizieren über Facebook – aber nicht im realen Leben mit der Person auf dem Nebensitz!“. Die Lehrerin des Bamberger Gymnasiums gab ihr lachend Recht und meinte, dass die Fahrt nach Bayreuth ähnlich verlaufen sei.

Anschließend besuchten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den BIGSAS-Promovenden den Ökologisch-Botanischen Garten, der sich auf dem Campus der Universität Bayreuth befindet. Inmitten tropischer Pflanzen lernten die Schülerinnen und Schüler vor allem, dass es oft auf die Perspektive ankommt, denn durch den Dialog hat sich das stereotype Afrikabild in ihren Köpfen verändert. „Afrika ist viel mehr, als ich vom Fernsehen weiß“, sagte eine Schülerin des Bamberger Gymnasiums über den facettenreichen Kontinent.

Das Ziel von BIGSAS@school

Das Projekt BIGSAS@school gibt es seit eineinhalb Jahren. Es soll Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, alle sie interessierenden Fragen über Afrika stellen zu können und die Antworten dazu sozusagen aus erster Hand zu bekommen. Mehrere Klassen Bayreuther Gymnasien hatten auf diesem Wege bereits regen Austausch mit den Doktorandinnen und Doktoranden der Graduiertenschule. Simone Dausner, Lehrerin am Bamberger Franz-Ludwig-Gymnasium, hatte schon während ihres Referendariats am Bayreuther Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium an BIGSAS@school teilgenommen. Nun sollten auch die Schülerinnen und Schüler ihrer neuen Bamberger Wirkungsstätte diese tolle Chance des kulturellen Austausches erleben können.

Hintergrund

Afrika in seiner ganzen Vielfalt und Komplexität stellt seit der Gründung der Universität Bayreuth einen Fächer übergreifenden Forschungsschwerpunkt dar; seit Jahren nehmen die Bayreuther Afrikastudien eine internationale Spitzenposition ein. Die Bayreuther Internationale Graduiertenschule für Afrikastudien (BIGSAS) ist Teil der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder. Im Fokus dieser einzigartigen Struktur stehen aktuell 107 Doktorandinnen und Doktoranden (Junior Fellows) aus 29 afrikanischen, amerikanischen, asiatischen und europäischen Ländern. Sie profitieren innerhalb der klar strukturierten Qualifikationsphase von der international anerkannten Expertise und der fachlichen Vielfalt der Afrikastudien an der Universität Bayreuth sowie von der individuellen Betreuung und den praxisorientierten Trainingseinheiten für die künftige berufliche Laufbahn innerhalb oder außerhalb der Wissenschaft.