Prof. Dr. Stefan Leible nahm am 30. Juli 2013 als Universitätspräsident die Amtskette entgegen
ORDO ET CLARITAS – Die Inschrift der Amtskette weist ihrem Träger den Weg …
Überaus zahlreich waren die Festgäste der Einladung zur feierlichen Amts-einführung des neuen Universitätspräsidenten gefolgt; bis zum letzten Platz war der große Hörsaal im neuen Gebäude der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften besetzt.
„Am 5. Juni wurde der neue Präsident gewählt. Am 1. Juli hat er sein Amt angetreten. Nun also die offizielle Amtseinführung, bei der die Universität nach innen und außen zeigt, wie es weitergehen soll“, umriss Dr. Markus Zanner, Kanzler der Universität Bayreuth, kurz und knapp in seiner Begrüßungsansprache den Zweck der Veranstaltung. Und den Weg oder besser seinen Weg, wie er die Bayreuther Universität führen will, zeigte dann auch Prof. Dr. Stefan Leible auf.
Universität und Region
Seine programmatische Rede, gehalten nach sehr persönlichen Grußworten und der Übergabe der Amtskette, hatte der neue Präsident mit „Universität und Region“ überschrieben. Die Themenwahl seiner Antrittsrede begründete er wie folgt: „Das von mir gewählte Thema mag auf den ersten Blick etwas irritieren. Universitäts-präsidenten reden zu Beginn ihrer Amtszeit eigentlich lieber über Exzellenz in der Forschung, Verbesserungen in der Lehre oder den Ausbau der Internationalisierung. Region klingt dagegen zunächst einmal irgendwie provinziell – und wer möchte das schon gerne sein, wo wir doch heutzutage weltweit um die besten Köpfe konkurrieren und uns zu internationalen Forschungsverbünden zusammenschließen“.
Prof. Dr. Leible fuhr in seiner Rede fort: „Gleichwohl hebt unser Leitbild nicht nur auf nationale und internationale Exzellenz ab, sondern betont an zwei Stellen auch die Bedeutung der Region. So heißt es dort zum einen, ich zitiere: ‚In hervorragend ausgewiesenen Fachdisziplinen und in strategisch ausgewählten Profilfeldern bieten wir Studentinnen und Studenten aus dem In- und Ausland beste Studien-bedingungen und sind für Forscherinnen und Forscher aus der ganzen Welt hoch attraktiv. Dabei agieren wir offensiv im regionalen, nationalen und internationalen Wettbewerb und verfügen über eine fokussierte Internationalisierungsstrategie‘.
Und weiter: ‚Unsere Universität ist Erfahrungsraum für Studierende und Forschende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Bürgerinnen und Bürger der Stadt und aus der gesamten Region.‘“
Die Universität Bayreuth wurde 1972 unter anderem auch gegründet, um die strukturschwache Region Ost-Oberfrankens regionalpolitisch aufzuwerten. Seither hat die gesamte Region einen tiefgreifenden Strukturwandel hinter sich gebracht, nicht unwesentlich mit Hilfe der Universität Bayreuth. Mit über 2.000 Beschäftigen hat sich die Universität Bayreuth mittlerweile zum größten Arbeitgeber der Stadt und zu einem wesentlichen Wirtschaftsfaktor entwickelt.
„Und Bayreuth selbst hat sich von einer Beamten- und Soldatenstadt zu einem modernen Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturstandort im Herzen Oberfrankens gewandelt“, betonte Prof. Leible und untermauerte seine Aussage auch mit beeindruckenden Zahlen: „Wie die zuletzt veröffentlichte Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks ermittelt hat, verfügt ein durchschnittlicher Student über etwa 864 Euro im Monat. Rechnet man eher konservativ, also mit 800 Euro pro Monat, ergibt sich daraus ein Betrag von über 115 Millionen Euro, der in Bayreuth und Umgebung jährlich von Studierenden für Ausgaben zum Lebensunterhalt ausgegeben wird. Nicht zu verachten sind außerdem die Investitionen, die für Neubauten und die Sanierung bestehender Bauten investiert werden und insbesondere der heimischen Wirtschaft zu Gute kommen“.
Der neue Universitätspräsident stellte in seiner Rede auch die Bedeutung der Universität für das Kulturleben der Stadt heraus: „Durch die Organisation von Kongressen, Ausstellungen und anderen Events kommt der Universität neben dem großen Kulturereignis ‚Festspiele‘ in Bayreuth zunehmend eine wichtige Rolle auch bei der Gestaltung des regionalen Kulturangebots zu“.
Brigitte Merk-Erbe, Oberbürgermeisterin Bayreuths, brachte es mit ihren Worten auf den Punkt, als sie Prof. Leible bestätigte, dass Universität und Stadt in den letzten Jahren immer näher zusammengerückt sind und das nicht nur geografisch: „Heute ist die Universität im Herzen der Stadt angekommen!“. In ihrem Grußwort hob sie hervor, dass die Universität und die Festspiele ein bedeutender positiver nationaler wie internationaler Imagefaktor für Bayreuth sind.
Vor welchen anspruchsvollen Aufgaben steht nun die Universität Bayreuth?
Der neue Präsident fasste die Aufgaben wie folgt zusammen:
„Erstens: Aufbau eines weiteren Gründerzentrums. Wir müssen meines Erachtens das in der Region und insbesondere der Universität ‚schlummernde‘ innovative Potenzial noch stärker nutzen als bisher. Der Gründergeist auf dem Campus muss weiter gestärkt werden“.
Als zweiten Punkt nannte er den Ausbau außeruniversitärer Forschungs-einrichtungen durch die enge Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. „Auf unserer Wunschliste ganz oben stehen für Bayreuth ein Bayerisches Institut für Afrikaforschung und ein Bayerisches Polymerinstitut – letzteres gemeinsam mit den Universitäten Erlangen und Würzburg“.
Drittens: Mehr fachspezifische strategische Allianzen mit anderen Universitäten insbesondere im Raum Nordbayern. „Denn häufig lässt sich nur so die für verschiedene Großprojekte erforderliche ‚kritische Masse‘ erreichen“, begründet Prof. Leible. Dort, wo es fachlich sinnvoll ist, sollte die Universität Bayreuth außerdem eine stärkere Zusammenarbeit mit den Hochschulen für angewandte Wissenschaften anstreben. „Dem Projekt der TechnologieAllianzOberfranken (TAO) kommt insoweit Modellcharakter zu, zumal es auch die regionale Wirtschaft einbezieht“.
Als vierte Aufgabe auf seiner „regionalen Agenda“ nannte Prof. Leible die wissenschaftliche Weiterbildung. „Der Stifterverband hat erst jüngst und völlig zu Recht wieder hervorgehoben, dass wissenschaftliche Weiterbildung ein entscheidender Baustein auch für die Personalentwicklung von Unternehmen ist. … Die Universität kann in diesem Prozess des lebenslangen Lernens einen wertvollen Beitrag leisten. Wir sind am Puls der Zeit. Wir verfügen über Methodenwissen und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse. Es gilt, genau dieses Wissen weiterzuvermitteln“, erläuterte der Präsident und nennt als Beispiel den systematischen Ausbau der Campus-Akademie.
Im fünften und letzten Punkt ging Prof. Leible auf die Rolle der Universität ein, die sie als ein Hort von Kreativität und Kultur für die Stadt Bayreuth und darüber hinaus spielt. „Auch in zahlreichen Vortragsreihen, Kongressen und anderen Initiativen zeigt die Universität, dass hier nicht nur Wissen, sondern auch Kultur geschaffen wird – Wissen und Kultur, die für die Bürgerinnen und Bürger der Region zugänglich sind“. Die Universität bereichert damit außerordentlich das kulturelle Leben der Stadt Bayreuth. Und: „Der Campus der Universität Bayreuth bietet außerhalb von Hörsälen und Laboren vielfältige Möglichkeiten zur Begegnung mit Kunst und Kultur. Diese Angebote sind zu einem hohen Prozentsatz das Ergebnis extra-curricularen Engagements unserer Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und auch der Studierenden. Sie schaffen eine ganz besondere Atmosphäre – ein weltoffenes, kreatives Flair – das eben auch ganz wesentlich die Attraktivität einer Universität ausmacht“, stellte der neue Universitätspräsident heraus.
Prof. Dr. Stefan Leible bekam von den Festgästen für seine Antrittsrede einen langen Applaus, einen, der spürbar vom Herzen kam. Und so war auch der Tenor der Grußworte der Festgäste: Warmherzig und wohlwollend alles Gute wünschend und eine glückliche Hand beim Lenken der Geschicke der Universität Bayreuth!
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