Vortrag im Fränkische-Schweiz-Museum: Ein Fürstengrab und seine Folgen
Finderglück, aber auch der scharfe Blick eines ehrenamtlichen Mitarbeiters der Archäologischen Denkmalpflege führte im Spätsommer zu einer Entdeckung eines der wichtigsten Funde der germanischen Kaiserzeit überhaupt. In der Nähe von Gommern bei Magdeburg riss ein Bagger bei der Sandentnahme große Gesteinsbrocken, aber auch dunkel verfärbten Boden und grünlich leuchtende Metallreste aus der Erde. Die sofort herbei eilenden Archäologen begannen mit der wissenschaftlichen Ausgrabung. Schon bald stellte sich heraus, das es sich bei dem Fund um ein Fürstengrab der römischen Kaiserzeit handelte. Noch größer wurde die Sensation, als sich herausstellte, dass es noch völlig ungestört war.
Bei der sorgfältigen Bergung entdeckte man in der zusammengestürzten hölzernen Grabkammer ca. 1000 Objekte, die Stück für Stück fotografiert, gezeichnet, beschrieben und nummeriert wurden. Wichtig erscheinende Befunde wurden gleich im Block geborgen und konnten dann in aller Ruhe und mit aller Sorgfalt in den Restaurierungswerkstätten untersucht werden. Insgesamt dauerte die wissenschaftliche Untersuchung des Fundes ca. 10 Jahre. Hierbei konnten wesentliche neue Erkenntnisse gewonnen werden, die das bisherige Bild wesentlich erweiterten.
In der Grabkammer war ein ca. 30 jähriger Mann beigesetzt, dem kostbarste Beigaben, darunter auch ein Spielbrett und ein römischer Klapptisch, mit in die Grabkammer gegeben wurden. Er besaß zudem einen silbernen, mit Glaseinlagen und vergoldeten Pressblechen verzierten Schildbuckel, offensichtlich aus einem gravierten römischen Silbergefäß hergestellt. Der hölzerne Schild war mit Leder bespannt sowie mit blauer, roter und weißer Farbe bemalt. Die Untersuchungen der Farbpigmente zeigten, dass der Bestattete Beziehungen nach Spanien, nach Ägypten und in das Ostseegebiet gehabt haben muss.
Auch die übrigen Funde, z. B. zwei goldene Fibeln, ein goldener Hals- und ein Fingerring, eine Goldmünze sowie fünf römische Silbermünzen, Glasgefäße, Pfeilspitzen aus Silber und ein Silber vergoldetes Sporenpaar zeigen, dass der Bestattete von Gommern zur obersten Schicht seiner Zeit gehörte.
Über die Sporen ergeben sich auch Beziehungen zum Reisberg bei Scheßlitz. In der Ausstellung „Handwerker – Krieger – Stammesfürsten. Die germanische Befestigung der Völkerwanderungszeit auf dem Reisberg“ des Fränkische Schweiz-Museums sind deshalb die Nachbildungen aller Gegenstände aus dem Fürstengrab von Gommern derzeit noch bis zum 7. November zu sehen.
Im Rahmen des Begleitprogramms zur derzeitigen Ausstellung im Fränkische Schweiz-Museum stellt Dr. Matthias Becker, der Ausgräber und wissenschaftliche Leiter der Untersuchungen des Fürstengrabes von Gommern, die Funde und die daran gewonnen Erkenntnisse vor. Der Vortrag, gemeinsam mit dem Historischen Verein für Oberfranken veranstaltet, findet am Mittwoch, dem 15. September um 19.30 Uhr im Haus der Kirchenstiftung in Tüchersfeld statt. Als Unkostenbeitrag werden 3,00 € erhoben.
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