Sonntagsgedanken: Aus Nürnberg

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

In Nürnberg erzählt man sich die Geschichte vom Schusserboum: Er war ein ausgekochtes Schlitzohr und schummelte beim Murmelspiel. Als seine Kameraden es ihm vorhielten antwortete er trotzig: „Woos hob i? Nigs hob i! Der Deifl sull mi houln, wenn i glong hob!“ Kaum war das böse Wort verklungen, da stand der Satan schon neben ihm und schleifte den Lügner und Betrüger in die Hölle. Eine bildhafte Darstellung dieser Szene können wir noch heute zur linken Seite des Portals unserer Lorenzkirche betrachten. Aber was steckt hinter dieser Geschichte?

Unsere Vorfahren wußten noch, daß jede Tat ihre Folge hat. Wer sich mit dem Bösen einläßt, muß es büßen. Wir nehmen es heute nicht mehr so genau mit der Moral, mit unserer Verantwortung. Wer schummelt nicht bei der Steuer oder wer lügt nicht ein wenig, wenn es ihm Vorteil bringt? Rücksichtslos schubst man oft die zur Seite, die im Weg stehen im Beruf wie in der Partnerschaftssuche. Der Stat kürzt bei den Schwächsten, die sich nicht wehren können. Als Christ brauche ich darüber nicht zu jammern, ich muß auch nicht mit den Wölfen heulen, kann meine Fehler zugeben und darauf vertrauen, dass Gott mir vergibt, denn Christus hat auch meine Schuld gesühnt. Ich weiß, daß Gott dann aber auch die kleinenund großen Lumpen bestrafen wird, die so oft der sprichwörtlich blinden irdischen Gerechtigkeit entgehen. Freilich mit Drohungen können wir die Menschen nicht wirklich anständiger machen. Nur wer sich von Gott geliebt fühlt, wer sich von seinem Geist verwandeln läßt, wird dann aus sich heraus allmählich ein anderes Verhalten zeigen. Es geht ja nicht um Vollkommenheit, um ein Heldenstück, nur um den ersten Schritt.

Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind
  • nicht verheiratet