Ausstellung "Circles – Kreise" in Bamberg

9. Juni – 18. August 2013 – Eröffnung 8. Juni 2013

Michael Wesely, Igreja Matriz Nossa Senhora do Pilar, Ouro Preto, 704-748 Uhr, 26 7 2012, Courtesy Artist

Michael Wesely, Igreja Matriz Nossa Senhora do Pilar, Ouro Preto, 704-748 Uhr, 26 7 2012, Courtesy Artist

CIRCLES – KREISE ist der Titel einer Ausstellung internationaler zeitgenössischer Kunst, die in und vor der Kulisse der über tausend Jahre alten fränkischen Stadt Bamberg spielt. Mehr als zwei Dutzend Künstlerinnen und Künstler wie Jakob Mattner, Yin Xiuzhen, Claire Fontaine, Jörg Herold, Luzia Simons, Micha Ullman, Michael Wesely oder Ai Weiwei ziehen mit ihren Arbeiten ‚einen Kreis durch die Stadt‘. In Form oft kleinster künstlerischer Interventionen realisieren sie Begegnungen mit historischen Bamberger Persönlichkeiten, von der Bistumsgründerin Kaiserin Kunigunde (975–1033) und ihrem Mann Kaiser Heinrich II. (973/978–1024) bis hin zu dem bis zu seiner Hinrichtung im Jahr 1944 in Bamberg wohnenden Hitler-Attentäter Graf Schenk von Stauffenberg.

Der in Berlin lebende und dort wie in Peking arbeitende Galerist, Kurator und Autor Alexander Ochs-Barwinek, selbst gebürtiger Bamberger, konzipiert und inszeniert die Ausstellung im öffentlichen Stadtraum, in zahlreichen Kirchen, Museen, historischen Wohnungen, der Bamberger „Altenburg“, Ladengeschäften und früheren jüdischen Bürger- und Geschäftshäusern wie der ‚“Wassermann-Villa“, ehemals Sitz des arisierten Königlich-Bayerischen Bankhauses Wassermann.

Die Ausstellung CIRCLES – KREISE entsteht vor der Folie des 20jährigen Jahrestages der Aufnahme Bambergs in die Liste des UNESCO-Welterbes wie auch dem 80. Jahrestages der Machtergreifung des deutschen Faschismus. Neben Sakralbauten verfügt die im Mittelalter gegründete, in Teilen barockisierte Stadt über einen zusammenhängenden Kern von mehr als eintausend denkmalgeschützten Häusern. Die Ausstellung reflektiert die Frage, wie dieses Erbe zustande kam, also wer es ausgehend von der Bistumsgründung durch Kaiser Heinrich II. im Jahr 1007 bis in die jüngste Vergangenheit initiiert, verteidigt und geschützt hat. Und damit erweitert CIRCLES – KREISE die Idee des „Schützens und Bewahrens“ weit über die fränkische Stadt hinaus und stellt Fragen nach einem globalen kulturellen Erbe.

So wird ein Höhepunkt der Ausstellung sicherlich Ai Weiweis Intervention im Diözesan-Museum sein. Hier installiert Ochs-Barwinek vis à vis des um 1020 entstandenen „Sternenmantels“ Kaiser Heinrichs II. Ai‘s 1984 aus fünf grünen Arbeitermänteln Skulptur „Five Raincoats Holding Up a Star“. Auch die Video-Arbeit „4851“, ein den beim Erdbeben in Sichuan/China im Olympia-Jahr 2008 umgekommenen Kindern gewidmetes Requiem, geht in den Dialog mit der Bistumsgeschichte.

Am Platz der ehemaligen Synagoge würdigt der israelische Künstler Micha Ullman den Bamberger Willy Lessing mit der Ausstellung von Sand-Zeichnungen und Skulpturen aus Wassergläsern in einem am dort aufgestellten Bau-Container. Der jüdische Großbrauer und Kaufmann war infolge seines Versuchs, die Thora-Rollen aus der brennenden Synagoge zu retten, aufgegriffen und zu Tode geprügelt worden.

Neben den erwähnten Beispielen gehen die Arbeiten anderer ausgestellter Künstlerinnen und Künstler in einen assoziativen Dialog und künstlerischen Diskurs mit Wissenschaftlern wie dem Jesuiten Christophorus Clavius, dem Schriftsteller E.T.A. Hoffmann, Medizinern wie dem Typhus-Erforscher Schönlein oder dem Gründer des ersten modernen Krankenhauses in Europa, Fürst Franz Ludwig von Erthal. Eine besondere Würdigung kommt den Bamberger Juden zu, die der Stadt zur Schwelle des 20. Jahrhunderts einen großen wirtschaftlichen wie kulturellen Aufstieg bescherten.

Die Ausstellung wird von der Stadt Bamberg wie dem Bamberger Kunstverein e.V. veranstaltet; zur Eröffnung am 8. Juni erscheint ein Begleitbuch, das einen Weg durch 16 Kunststationen zeigt und wie ein Stadtführer funktioniert. Die Herausgeber des Buchs sind die in Bamberg lebende Kunstvereinsvorsitzende Dr. Barbara Kahle, die Kunsthistorikerin und Dombergkoordinatorin Birgit Kastner sowie Alexander Ochs-Barwinek.

Künstler & Partner:

Bischof Gunther von Bamberg . Michael Wesely . Vikare der Bekennenden Kirche & Dietrich Bonhoeffer . John Young . Willi Lessing . Micha Ullman . Graf Schenk von Stauffenberg . Mwangi Hutter . Carl Dessauer . Claire Fontaine . Joseph Beuys . Johann Lukas Schönlein . Wang Shugang . E.T.A. Hoffmann . Sven Drühl . Jörg Herold . Lu Song . Irene Hottelmann-Schmidt . Nina Gräfin von Stauffenberg . Yin Xiuzhen . Kaiserin Kunigunde . Young Jae-Lee . Kaiser Heinrich II . Ai Weiwei . Adalbert Friedrich Marcus . Frederik Foert . Franz Ludwig von Erthal . Anna Kott . Christophorus Clavius . Jakob Mattner . Paul Miki . Yang Maoyuan . Elsa, Alice Emma & Edith Wassermann . Luzia Simons . Moshe Gershuni . Nora E. Gomringer . Ulrike Ottinger . Michael Melcer . Gil Shachar.

Orte:

Kirche St.Gangolf . Erlöserkirche . Synagogenplatz . Stauffenberg-Haus . Städtische Galerie Villa Dessauer . Schönleinsplatz . E.T.A. Hoffmann – Museum . Haus zur Trommel . St. Stephan . Diözesan Museum . Altenburg. Kapelle/Hotel Residenzschloss . Universität . St. Martin . Villa Wassermann.

Termine:

Eröffnung: 8. Juni 2013, Kirche St.Gangolf, Theuerstadt,
14.00 Uhr; anschließend Führung durch alle Ausstellungsstationen in Anwesenheit zahlreicher Künstlerinnen und Künstler.

19.00 Uhr: Come Together & Konzert in der ‚48 hours exhibition // Chris Newman ‚Pantings from my Berlin Apartement‘, Villa Dessauer;

9. Juni 2013, 11.00 Uhr; Gespräch mit Alexander Ochs-Barwinek im Installationsraum Frederik Foert’s in der ehemaligen Wohnung von Adalbert Friedrich Marcus auf der Altenburg.