Leserbrief: Radler in falscher Richtung unterwegs: Karikatur rückt Stellenwert zurecht

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Sehr geehrte Damen und Herren!

Mit treffendem Humor rückt Christiane Pfohlmanns Karikatur im Fränkischen Tag vom 12. Januar die Verhältnisse zurecht. Wenige Tage zuvor hatte der großformatige Beitrag das Thema „Geisterradler“ deutlich überzeichnet dargestellt. Schon ein Vergleich der Zahlen hätte das Problem relativiert:

Nach Angaben der Stadt Bamberg hätte bei 23 Unfällen im Jahre 2011 Radfahren in falscher Richtung vorgelegen – über die primäre Unfallursache sagt dies noch nichts aus. Die Gründe für das Falschfahren wurden nicht hinterfragt. Die Polizei weist für diesen Zeitraum insgesamt fast zweieinhalbtausend Verkehrsunfälle im Stadtgebiet aus – das wurde nicht erwähnt. Es geht also um nicht einmal ein Prozent.

Gerade für den Radverkehr bestehen in Bamberg vielfältige Unfallrisiken, die durch den Zustand der Verkehrswege und die angeordnete Verkehrslenkung verursacht bzw. begünstigt sind. Eines davon ist ausgerechnet das angeordnete Geisterradeln auf der Nordtangente (Magazinstraße – Regensburger Ring) – auf einem viel zu schmalen, rechtlich nicht zulässigen Radweg neben einem verbleibenden Pfad, für den die Bezeichnung Gehweg eine unangemessene Protzerei wäre.

Entspräche Bambergs Straßennetz hinsichtlich der Radverkehrsführung nur ansatzweise den rechtlichen, gar den fachlichen Vorgaben (von besonderer Attraktivität resp. Fahrradfreundlichkeit noch gar keine Rede), ginge die Zahl der Regelverstöße rapide zurück. Die Ahndung der verbleibenden gewänne an Glaubwürdigkeit, würde zudem mit gleicher Elle gemessen. Vieles, das Radfahrer/inne/n angekreidet wird, gilt im Autoverkehr längst als allgemein akzeptiertes Verhalten: unzulässiges, gar behinderndes Abstellen des Fahrzeugs, Beschleunigen bei auf Rot schaltender Ampel, rücksichtsloses Vorbeifahren an „schwächeren“ Verkehrsteilnehmer/inne/n und anderes mehr. Daß nicht selten auch Angehörige der Polizei und anderer Behörden sowie Beschäftigte öffentlicher Betriebe (Stadtwerke, Post, EBB) dergestalt auffallen, macht es nicht besser.

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Bönig
Martin-Ott-Straße 8
96049 Bamberg-Gaustadt