SPD-Ortsgruppe Weilersbach gedenkt der ehemaligen jüdischen Gemeinde
Zum Jahrestag der Reichspogrom-Nacht von 1938 lud der SPD-Ortverein Weilersbach zu einer würdigen Gedenkfeier auf dem dortigen Schlossplatz ein, wo ein Mahnmal zur Erinnerung an die frühere jüdische Bevölkerung des Ortes errichtet ist. Dahinter stand einst die Synagoge. Die Organisation der Veranstaltung lag in den Händen von Gemeinderätin Bettina Drummer und von Manfred Kemmerth. Dieser begrüßte eingangs die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die auch aus Städten und Dörfern nahe Weilersbach gekommen waren. Er betonte eindringlich, dass Steine nicht reichen würden, man müsse (über geschichtliche Ereignisse) reden.
Anwesend waren erfreulicherweise auch Bürgermeister Friepes und Gemeinderat Anton Dennerlein. Denn der Weilersbacher Gemeinderat hatte ein eigens an die ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger gerichtetes Gedenken abgelehnt. Umrahmt wurde die ernste Feier von zwei Musikerinnen mit Cello und Geige. Moderatorin war Bettina Drummer, die mit mahnenden Worten mehrmals auf das Leid, verursacht durch Antisemitismus und Rassismus, hinwies.
Das Werden der jüdischen Gemeinde Weilersbach erläuterte Rolf Kießling, der die Geschichte der Forchheimer Juden erforscht. Er schilderte das Leben der jüdischen Menschen vom 17. Jahrhundert an, in dem sie möglicherweise aus Böhmen in den Ort eingewandert waren. Denn die verarmten Schlossherren der Gegend nahmen Juden gerne gegen Bezahlung auf, nachdem diese aus vielen Städten vertrieben worden waren.
Bis ins 19. Jahrhundert dauerte das jüdische Leben in Weilersbach an. Als ihnen 1861 Freizügigkeit gewährt wurde, zogen die meisten in Städte, wo sie Berufschancen hatten, oder wanderten in die USA aus. Ihre Spuren verlieren sich, auch wegen des Holocausts. Ihm fielen die letzten beiden in Weilersbach geborenen Jüdinnen, Berta Oppenheimer und Berta Sundheimer zum Opfer. Sie wurden im KZ Theresienstadt ermordet.
Einen besonderen Beitrag zu dieser Gedenkfeier leistete der Weilersbacher Journalist Patrick Schroll. Er hat eines der ehemaligen jüdischen Häuser erworben. Bei der Renovierung entdeckte er einen eingemauerten Kinderschuh, der nach jüdischem Brauch Unheil vom Haus abhalten soll. Er hat sich mit der Geschichte der jüdischen Gemeinde intensiv beschäftigt und trug viele wertvolle Informationen zu denen des Historikers Kießling bei.
Bettina Drummer legte vor dem Synagogen-Gedenkstein ein Blumenbouquet der SPD nieder. In ihren Schlussworten wiederholte sie die eindringlichen Worte der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer: „Es gibt kein christliches Blut, es gibt kein muslimisches Blut, es gibt kein jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut! Seid Menschen!“
Patrick Schroll führte abschließend durch die Judengasse des ehemaligen Wohnquartiers der Weilersbacher Menschen mosaischen Glaubens. Er trug mit seinen detaillierten Kenntnissen zum Gelingen der ergreifenden Feier bei.
Neueste Kommentare